Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Haupt, Richard: Burgen im Herzogtum Schleswig, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0149

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1Z1

er selbst, auch wenn er sriedsertiges Gemütes war, nicht ohne
das Schwert ausging und sich aus seinem Bilde, namentlich
aber auf seinem Grabsteine, nicht anders als in voller
Nüstung zeigen mochte. Ein derartiges Gefühl besteht auch
noch heute; es könnte ohne solches keine Gesellschaft der
Burgensreunde geben. Im 18. Iahrhundert haben die
Herren von Schackenburg und die von Geltingen, ohne alle
kriegerische Absichten, ihre Wälle sestungsmäßig gebildet
und Geschütz davon herabdrohen lassen.

Der Versuch, an die Stelle der Angaben Cohausens
andere zu setzen, die mit derselben Formechaftigkeit das
Wesen der Sache träfen, kann nach dem Dargelegten nicht
glücken. Das Ergebnis ist nur etwa solgendes: Eine erhaltene
Burgruine zeigt uns das Prinzip der Anlage sür eine
landesherrliche Zwingburg, die von einem Vogte zu be- Abb. ivs. Glimmingen in Schonen nach Meiborg.
wohnen war, in großer Aeinheit: rechteckigen bis quadrati-

schen Grundriß, orientiert, die Gebäude an eine oder
mehrere Seiten der umschließenden Mauer angelehnt.
Binnenhof. — Türme nach Ermessen und Bedürsnis.
Bei großen Schlössern wurden solche vor die Ecken aus-
tretend vorgeschoben. Die Burgen der Grundherren wenig
zahlreich und ansehnlich, meist bloß hölzerne Wohnhäuser
in Wall und Graben, und zwar vielfach im Wasser, nicht
aus Abneigung gegen die Benutzung von Höhen, aber weil
solche mangelten, die zur Befestigung einladeten. Da
relche und mächtige Herrengeschlechter sehlten und Fehden
nicht üblich waren, Lrat der Burgencharakter wenig hervor;
auch waren der baulichen Gestaltung die engsten Grenzen
gesteckt, weil es keinen guten und bequemen natürlichen
Baustein gab. Es fehlt das Aufstrebende, und auch für
die inneren Abschnitte und Teilungen in Vorder- und
Hinter-, Vor- und Hauptburgen waren die Vorbedingungen
nicht vorhanden, die sich aus der Allmählichkeit der An-
legung, sich ändernden Zeitverhältnissen, dem Vedürfnisse
nach neuen möglichst wunderbaren Verstärkungen aber endlich dem Wetteiser der Bauherrn untereinander
ergeben hätten, was alles, namentlich wenn noch die bestimmenden und zwingenden Rücksichten auf Höhen
und Tiefen, Felsen und Abstürze hinzukommen, in so hohem Mahe die Gestaltung vieler unserer schönsten
und reizvollsten deutschen Burgen bestimmt, daß es geradezu ihr Wesen auszumachen scheint. Das Male-
rische, das sich in einigen der überlieferten Bildchen zeigt und sich in stärkeren Höhenunterschieden und
Betonung der Türme und ihrer Spitzen auszudrücken liebt, ist ohne Zweifel zum guten Teil aus Rech-
nung der Zeichner zu setzen, die das Charakteristische solcher Art zu bestärken und hervorzuheben
gewöhnt waren.

Abb. 106. Glimmingen in Schonen nach Meiborg.
 
Annotationen