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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 7
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Ritter, Hermann: Burg Rheinfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0154

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1Z6

burger Frieden (1763) besetzt, zogen während dieser Zeit die Rheinzollgelder wie alle möglichen Steuern
ein und verursachten den Orten einen gcötzeren Schaden als sie während des ganzen dreitzigjährigen
Krieges erlitten hatten.

Mit der abermaligen Einnahme durch die Franzosen im Iahre 1794 war das Schicksal der einst so
stolzen Aestung besiegelt. Ehe wir aber auf diesen im Hinblick auf eine so ruhmvolle Vergangenheit doppelt
schmerzlichen Schlutzakt näher eingehen, ist es nötig, sich zu vergegenwärtigen, wie diese vielumkämpfte
Nheinfeste aussah, als ihr so trübseliges letztes Stündlein schlug.

Die Stadt St. Goar war am Ende des 18. Iahrhunderts nur von einer schlechten Mauerumwallung
umgürtet, die nach der Nheinseite hin vier Batterien von je 3 Geschützen verstärkten. An dem rheinauf
nach Oberwesel sührenden Ausgange lag auf einer in den Rhein vorspringenden Aelszunge ein kleines
Werk, das sogen. Türmchen. Der Zugang zur Stadt an dem steil zur Hunsrückhöhe und dem Dorfe
Biebernheim aufsteigenden Psade wurde durch ein an die Stadtmauer angelehntes Blockhaus gedeckt.
Die Verteidigung der Stadt war der von jeher vom besten Geiste beseelten städtischen Schützenkompagnie
anvertraut. Die Aestung selbst lätzt sich an der Hand eines 1794 vor der Ankunft der Franzosen von dem
Ingenieur Oberstleutnant Wetzel aufgenommenen Planes eingehend schildern.

Durch die Grafschast Niederkatzenellnbogen lief damals eine einzige sahrbare und für Truppenmärsche
geeignete Stratze auf der rechten Rheinseite vom Dorf Patersberg nach St. Goarshausen, von wo eine
fliegende Brücke nach St. Goar sührte. Von St. Goar ging keine Fahrstratze rheinaufwärts; am vorher
genannten „Türmchen" vorbei drängte sich ein schmaler Fützpfad nach Oberwesel. Dagcgen stieg ein
steiler und enger Fahrweg zur Höhe von Nheinfels und zweigte sich von hier weiter aufsteigend ab in der
Nichtung von Bibernheim. Anterhalb der Stadt lief am Nheinufer und vorbei an der Neustadt genannten
grotzen Kaserne ein sehr schlechter Fahrweg nach Werlau und Castellaun. Er überschritt den aus der Huns-
rückschlucht hinter dem Block von Alt-Nheinfels (dem Kernwerk der ursprünglichen Burg) hervorströmenden
Gründelbach und stieg aus dessen Tal am Werlauer Berg steil auf, um bald nach rechts hin einen schmalen
Futzsteig nach dem unteren Rheinufer und dem Dorfe Hirzenach abzuzweigen. Auf der Hunsrückhöhe trat
der Fahrweg über Nheinfels durch das Trarbacher Tor in das Vorgelände der Festung. Am oberen Rande
des Gründelbachtales lief aus der Feste ein anderer Wcg nach Castellaun und Trarbach, der sich mit dem
über Werlau führenden schlechten Fahrweg vereinigte. Also Fahrstratzen führten in beschränkter Zahl
und Beschaffenheit nur aus dem beiderseitigen Hinterlande zur Festung. Im Tale bot der Nheinpatz,
den es zu verteidigen galt, nichts als die für einen Belagerer kaum benutzbare Wasserstratze.

Die moderne Festung Nheinfels lag, wie mehrfach erwähnt, auf dem höchsten Kamme der das
Nheintal umgrenzenden Hunsrückhöhe, auf dem sogen. Wakenberge. Sie bildete ein unregelmäßiges
Tenaillensystem von zwei dicht hintereinander liegenden, sich überhöhenden Walllinien, deren ein-
und ausspringende Winkel größtenteils kasemattiert waren. Vor dem Glacis des äußeren gedeckten
Weges lag ein ausgedehntes Minenneh. Unterhalb der eigentlichen Festung saß auf ihrem Felsabsatz die
alte Burg Nheinfels. Alte und neue, an die Festung anschließende Anlagen, hatten hier ein Gewirr
übereinander aufsteigender Gebäulichkeiten entstehen lassen, die teils durch einen tiefen, von einer Zug-
brücke überbrückten Felsengraben, teils durch senkrechte Mauern von den oberen Festungswerken geschieden
waren. Von der am Fuhe des Burg- oder Schloßberges liegenden grotzen Kaserne (Neustadt) gingen
über Treppen steile Pfade aufwärts. Die schmale Taljohle des Rheines war stromab durch eine Tenaille
gesperrt, durch welche der vorerwähnte Weg nach Werlau führte. Eine von Blockhäusern flankierte
Festungsmauer verband, an der Felswand und über der Gründelbachmündung aufsteigend, diese Te-
naille mit den Felsenwällen von Alt-Nheinfels.

Trat man über die vorerwähnte Zugbrücke, die von einem Brückenturme verteidigt wurde, in die
modernisierten Verteidigungswerke des alten Schlosses, so lagen rechts die Kommandantur-Gebäude
und die sogen. Schanze und rechts auf der äußersten Felsenspihe das heute in seiner Anlage noch wohl
erkennbare Fort Scharffeneck, das die Stadt St. Goar und den von dort aufsteigendenWeg völlig beherrschte.
An das Fort reihten sich Kasernen und verschiedene Werkstätten. Eine innere Zugbrücke, die vom sogen.
Löwenturm verteidigt wurde, führte zum inneren und gröhten Teile des Schlosses, der das zum Nhein hinab"
 
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