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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

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Nr. 7
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0160

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142

wiesen aus zur Burg feststellen. Die Vermessung des Fels-
massives ergab rund 1OO Meter in der Länge und 6—8 in der
Breite. Auf der Westseite des Felsgrates unweit der hoch
gelegenen Zisterne fanden sich die Fundamente einer angeblich
karolingischen Burg, welche vor einem Zahrtausend die Felsen-
höhe geschmückt hatte. Die roh behauenen Fundamentsteine
waren in hartenr Mörtel eingelassen, während die Schuttmassen
der Westfront, von oben herab gestürzte Quadersteine, vereinzelt
aufzuweisen hatten. Gleich wie auf dem Drachenfels zwischen
Dürkheim, Neustadt und Weidenthal besindet sich hier ein
2s4 Meter hohes und 6 Meter langes Naturfelsentor.

Wiederherstellungsarbeiten.

Oer Dhronsaal cles r'ulclaer Schlosses.

Der Erbauer des Fuldaer Domes (1701—1712) Fürst
Adalbert von Schleifras, lietz auch die altehrwürdige Abtsburg,
das heutige Schloh ausbauen. Der große Saal des Schlosses
22,76 Meter lang, 17,3 Meter breit und 7,36 Meter tief, weist
eine reich mit Stuckornamenten und Fresken gezierte Barock-
decke auf, die bei dem Einbau einer zweiten Decke an einigen
Stellen beschädigt worden ist. Fn der Mitte befindet sich das
8,6 Meter zu 11,6 Meter grotze Hauptgemälde, das den griechi-
schen Götterhimmel darstellt und über 70 ausgeführte Köpfe
von Göttern und Göttinnen enthält. Nach den Wänden hin ist
die Decke abgerundet. Diese Wölbung ist mit zehn etwa 2,6
Meter zu 2,6 Meter grotzen Freskogemülden geziert, die gleich-
falls Bezug auf die Mythologie haben. Der Schöpfer dieser
Bilder ist ein Süddeutscher, der Freskomaler Zohann Melchior
Steudel (auch Steidl oder Steidle), den der kunstsinnige Fürstabt
nach Fulda berief. Nachdem Thronsaal und Deckengemälde
ungesühr dreiviertel Zahrhundert in diesem Zustand der Ent-
stellung und Vernachlässigung geblieben, soll der Naum jeht
wieder hergestellt und zugünglich gemacht werden. Der Saal ist
nümlich als Zlula, für die neue im Bau begrifsene Oberreal-
schule, vorgesehen.

Der werseburger Dom.

Die vor einein halben Iahrhundert begonncnen Wieder-
herstellungsarbeiten am Dom zu Merseburg haben im Laufe
dieses Frühjahrs ihren Abschlutz gefunden. Der moderne Hoch-
altar wurde beseitigt, und an dessen Stelle kommt im bunten
Lichte der sechs von Kaiser Wilhelm gestisteten Fenster, der 1068
von Herzog Christian errichtete Hochaltar, ein Prachtwerk der
Barockkunst, wieder zu seinem angestammten Recht. Gerade
neunhundert Zahre spütcr, nachdem die Schauscl in den Boden
stieß, aus dem sich jeht dieser Bau erhebt, wurde der lehte Stein
eingefügt, welcher die umfangreichen Bauarbeiten beschloß.

Verschiedenes.

Nltenburg (Gamberg).

Die Instandsetzung des Markusgrabens auf der Altenburg
wird dem Bildhauer Philipp Dorsch übertragen.

Die ehemalige ^estung Gerlin.

Schon im 13. Zahrhundert hatten Berlin und Kölln Be-
sestigungen, während unter dem Eroßen Kursürsten Berlin erst
den Namen Festung annahm. Nach den Forschungen Holhes
aus dem Iahre 1861 entschloß sich Friedrich Wilhelm 1867,
während Fort Friedrichsburg gebaut und die Befestigungen
Memel und Pillau verbessert wurden, ein neues Werk, „den An-
forderungen der Kunst und den Forderungen der Gegenwart

entsprechend" herzustellen. Durch die Errichtung der ersten
Militärwache auf dem Molkenmarkte 1666 war die Absicht des
Kursürsten gewissermatzen angedeutet worden, denn eine
stehende, vom guten Willen und Verinögen der Bürgerschaft
unabhüngige Garnison war eine notwendige Bedingung der
neuen Anlage. Noch ehe der erste Spatenstich getan war, hich
Ende 1667Berlin schon Festung. Die Grundzüge des Bauplanes.
gab der Große Kurfürst sclber an. Er hatte dabei den Feldmar-
schall Sparr zu Nate gezogen. Die Zeichnungen und Pläne
lieferte Memhard. Nach Forschungen von Humbert wird noch
Matthias Dögen genannt, „ein grotzer Mathematikus und
Churf. Brand. Resident in Holland" der Berlin „nach seinen
Lehrsähen besestigt habe". Die Festung wurde dann auch nach
dem altniederländischen System erbaut. Die Notwendigkeit
einer solchen Besestigung hatte derKurfürst Wilhelm mit scharsem

Auge erkannt-war damals Berlin doch nicht vor dcm Ein-

fall herumschweifender Horden geschüht. Troh der Einwände
der städtischen Behörden und Stände, von denen zum Bau
große Opfer verlangt wurden, verwirklichte der Kurfürst seinen
Plan. Im März begann man mit den Arbeiten auf der Kölln-
schen Scite und im August 1668 auf der Berliner Seite. Bei
dem Bau sollen Soldaten, Bürger, Bauern, sogar des Kursürsten
eigene Dienerschaft beteiligt gewesen sein, im ganzen täglich
4000 Mann. Auch während des schwedischen Krieges wurden
die Arbeiten fortgeseht. Das Leipziger Tor, welches den Schluh-
stein des ganzen bildete, wurde 1683 vollendet.

Die Stcrclt ^orms.

Worms engverknüpft mit der Nibelungensage ist uralter
Kulturboden, auf dem sich die Spuren menschlicher Siedelung
bis in die graue Vorzeit, viele Iahrhunderte, ja, Zahrtausende
vor unserer Zeitrechnung zurückverfolgen lassen. Vom keltischen
Borbetomagus führen uns die Denkzeichen zur römischen,
6ivitus Vs.uZionmri und ihrer glanzvollen s^ultur von der
die von den Stürmen der Völkerwanderung verschont geblie-
benen Ilberreste, noch zeugen. Karl der Grotze hat hier residiert
und in den solgenden Iahrhunderten hat die Neichsstadt Hein-
richs IV. treu ergeben, manchcn grimmen Strauh mit ihren
Bischöfen ausgefochtcn. Mehrere Neichstage wurden hier
abgehalten, darunter auch der im Iahre 1621, an dem der
schlichte Augustinermönch von Wittenberg ein neues Zeitaltcr
heraufbeschwor. Bei dem Einfall der Heere Ludwigs XIV. in
das rheinische Land siel unter den zahlreichen andern Städtcn
auch Worms diesen raubenden und sengenden Horden zum
Opfer. Am31. Mai I68d wurde indie StadtWorms die Brand-
fackel geschleudert; nur der Dom und einige Kirchen blieben vor
der Zerstörungswut der Franzosen verschont. Die Erinnerung
an dieses französische Barbarentum vergegenwärtigt sich uns
augenblicklich wieder besonders lebendig.

^)reisaufgaben kür ^rchitekten.

Die philosophische Fakultät der Greifswalder Universität
veröffentlicht folgende Preisaufgabe für Architekten: „Die
Burg- und Schloßbauten Vorpommerns und Nügens bis zuin
Beginne des 19. Iahrhunderts sollen verzcichnet, beschriebcn
und architekturgeschichtlich untersucht werden." Der Preis
beträgt 120 Mark. Die Einlieferung muß bis zum April 1916
erfolgen. Es ist kaum denkbar, datz solch umfangreiche Arbeit
für nur 120 Mark gefordert wird. Der Wert einer solchen
Arbeit dürfte leicht das Zehnfache bctragen.

Verantwortlicher Schriftleiter: P r o f. B o d o E b h a r dt, Berlin-Grunewald. — Verlag: Burgverlag, G.m.b.H., Berlin-Gruncwald.
Druck: Imberg LLesson, G. m. b. H., Berlin SW4S, Wilhclmstratze 1IS.
 
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