Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 16.1915

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Mielke, Robert: Die Askanierburgen am Werbellin, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32141#0175

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
157

Uud schemt auch, uach deu verkohlteu Balkeu Uud deir Alegelbrockeu zu urtelleiu die mau vor bald süuszig
Iahren in dem Boden saud, vorwiegeud aus Fachwerk erbaut geweseu zu sein, was zugleich die nahezu
restlose Zerstöruug erkläreu würde. Waun die Burg zerstört wurde, weitz man uicht; jedeufalls hat eiu Brand
die Vernichtuug herbeigesührt und zwar so grüudlich, daß sie deur Gedächtuis der Menschen bald entschwaud.
Nur der Alurname„Schloßberg" gab der duukleu Sage, dah au der Stütte große Schäße vergrabe^r wäreu,
eiuigen Nückhalt. Gefmrden hat sie keiner; gesucht sind sie jedeusalls vou vieleu worden, die die Kuude durch
die Geschlechter weitergabeu, bis im vorigeu Iahrhuudert eiu Hoheuzollernpriuz zum Gedächtuis der aska-
nischen Markgraseu eiueu ausehulichen Turm erbaute. Mit dem emporwucherildeu Pflanzendickicht war
die Stätte sorgsam umspouueu, als uuter Friedrich dem Großeu eiu ueues Lebeu iu das immer stiller ge-
wordene Waldgebiet eiuzog. Die Industrie Eberswaldes uud des Finowkauals rückte immer uüher und schloß
deu stilleu Werbelliusee durch eineu Kaual, der am Fuße des Schlohberges vorüberging, au das größere
Wassernetz Brandenburgs au, uud mit der steigeudeu Zahl der Lastkähue, die die Crzeuguisse der Heide:
Holz, Teer und Ziegel srachteten, rückte die geschästige Anruhe bis au deu Schloßberg herau. Schou der
Große Kursürst hatte eiue Papiermühle in der Nähe errichtet. Ariedrich II. erweiterte sie zu dem Orte
Eichhorst und gründete 1748 die Psälzerkolouie Werbelliu. Eiu Kalkoseu, aus dem später eiue Ziegelei
wurde, erstand iu unmittelbarer Nachbarschaft; die Seukung des Wasserspiegels brachte deu Schloßberg
iu den Bereich des Kalkosens, der ihu 1864 vou dem Staate erworbeu hatte. Dcr Obersorstmeister vou
Massow, deu die Eriuneruugeu au die Zeit der askauischeu Markgraseu lebhast beschäftigteu, leukte schließlich
die Ausmerksamkeit des Priuzeu Karl vou Preußen aus die geschichtliche Stätte uud bewog ihn zum An-
kaus des Schloßberges uud zur Erbauuug eiues Aussichtsturms. 1879 wurde er errichtet uud zugleich zur
Ausuahme der aus dem Burggebiet uud in seiuer Nachbarschaft geruachteu Fuudsacheu bestimmt.

Leider ist keiue sachverständige wisseuschastliche Persöulichkeit heraugezogeil wordeu, um die Erdarbeiten
zu überwachen. So ist bei der guteu Absicht des Prinzeu wohl auch manches unabsichtlich zerstört uud der
wissenschaftlicheu Prüsuug eutzogen, was sür die Baugeschichte von Wert geweseu wäre. Deuu die weuigeu
verösfeutlichteu Nachrichteu geheu über allgemeiue Angabeu uicht hiuaus. Es soll das keiu Vorwurs seiu.
Die Zeit hatte sür die ost recht uuscheiubareu Ergebuisse der Bodensorschuug uoch uicht das geuügeude
Verstäuduis. Ihr geuügteu die Fuude, die aus Tageslicht kamen, und die mehr für die allgemeiue Kultur
als sür die Baugeschichte Ausschluh gaben. Immerhiu ist durch das pietätvolle Vorgeheu des Prinzen der
Schloßberg gesichert und durch das Anpflauzeu eiuer Eicheuhecke mit der Stiiumuug der Umgebuug iu Ein-
klang gebracht worden. Für eine eingehende Durchsorschung, die nach den Methodeu moderuer Wisseu-
schaft arbeitet, dürften auch später noch Ergebnisse zu erwarten seiu, weuu auch die wichtigste Stelle durch
den, in seiner Bauart übrigens keiueswegs unerfreulicheu Aussichtsturm davou ausgeschlossen bleibeu muß.

Die Geschichte der Burg setzt mit dem Iahre 1247 eiu. Vou dieser Zeit au werden zahlreiche Urkuudeu
hier ausgestellt, die sie deutlich als eiueu wichtigen Verwaltungssitz kennzeichnen. Zumeist siud es Ver-
schreibungeu über Gefälle, Abgabeu, Vergüustiguugen und Freiheiten, die vom Iahre 127Z vou deu
Markgrafen deu Städteu, Dörsern, Klösteru und Nittern bis uach Pommeru hiuein gemacht werdeu.
Besonders in den Iahren 1ZO5—-1ZO8 häusen sich die Nrkundeu und bezeugen zugleich, daß nicht uur zahl-
reiche angeseheneGesolgsmäuner, sondern auch die Markgrasen Otto IV. und Waldemar, die im allgemeineu
nicht immer eines Sinues gewesen, hier persönlich anwesend waren, um Laudesaugelegenheiteu zu ordnen.
Otto IV. als Haupt der Iohanneischeu Linie weilte gern in Grimnitz, während sein jugendlicher Neffe
Waldemar den Aufeuthalt iu Werbelliu vorzog. Daß sie beide oft in dieser Burg uud nicht in der ge-
räumigereu Grimuitz zusammeukamen, mag seine Erkläruug dariu sindeu, daß die jener die Archive uud die
schreibsähigen Verwaltungsbeamten zur Stelle waren. Außerdem hatten die ernsteu Zeiteu das Entgegeu-
kommen beider Fürsten gefördert. Der alternde Otto uud der jugendliche Waldemar — er wird damals kaum
2O Iahre gezählt habeu — waren die letzten Träger der askauischen Glauzzeit. Auf Waldemar besouders,
neben dem uur noch schwächliche Kinder als Erben beider Linieu stauden, war die Hosfnung des Laudes,
und nicht vielleicht am wenigsten des kiuderlosen Otto gerichtet; er allein kounte die Zukuuft des Mark-
grafenstaates verbürgen, der iu der Tat in seinen Händen wieder auf kurze Zeit und in weitestem Am-
sange vereinigt wurde.
 
Annotationen