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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Krollmann, Christian: Die Schlacht bei Tannenberg am 15. Juli 1410
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0016

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2

ganze Reich und
über seine Erb-
länder im be-
fand eren heraus-
beschwor, der
Zustand der
Machtlosigkeit
und Verwir-
rung, in die die
brandenburgi-
schen Marken
durch die ge-
wissenlose
Schacherwirt-
schast König Si-
gismunds von
Angarn gestürzt
wurden, führten
zu einer gewalti-
gen Machtver-
schiebung im
Osten. Der
Druck, unterdem
bisher von deut-
scher Seite das
Polentum ge-
haltenwar,hörte
auf. Alle Ver-
suche, die Vereinigung des Königreichs Polen mit dein kräftigen Litauerstaate zu hintertrciben, schlugen fehl.
1386 bestieg der Großfürst Jagiello von Litauen den polnischen Königsthron. Das aber bedeutete für den Staat
des Deutschen Ordens in Preußen eine sein Dasein bedrohende Gefahr. Mit Litauen lag er fast seit dem ersten
Zusammentreffen gegen Ausgang des 13. Jahrhunderts in ununterbrochenem Kampfe, denn das litauische Unter-
land, Samaiten, drängte sich wie ein Keil zwischen seine preußischen und livländischen Besitzungen, und es war
eine Lebensfrage für ihn, die Landbrücke zwischen beiden fest in seine Hand zu bekommen. Daß ihm dies bisher
nicht gelungen war, trotz unleugbarer militärischer Überlegenheit und unzähliger siegreicher Kämpfe, lag auch an
den veränderten Verhältnissen im deutschen Mutterlands. Dieses verfügte nicht mehr wie zur Zeit der Eroberung
und Besiedlung Preußens über den Kräfteüberschuß, der ihm erlaubt hätte, die Menschheit abzugeben, die nötig
gewesen wäre, um das mit dem Schwerte eroberte Land zu besiedeln und dadurch auf die Dauer gegen die
immer aufs neue hereinwogende Menge des fugend kräftigen litauischen Volkes zu behaupten. And mm erhiel-
ten die Litauer noch eine kraftvolle Stütze an dem erstarkten Polen, das gleichzeitig fe länger je mehr die um
sich greifende Schwäche der reichsdeutschen Ostmarken zur Ausdehnung nach Westen zu nutzen trachtete.
Dieser doppelten Gefahr gegenüber, denn eine Ausdehnung Polens nach Westen bedrohte Preußens Ver-
bindung mit dem Mutterlands, blieb die Leitung des Ordens nicht müßig. Mit großem Geschick nutzte sie die
nationalen Gegensätze aus, die einer engeren Verbindung zwischen Polen und Litauen widerstrebten, indem
sie den Großfürsten Witowd unterstützte, der unter seines Vetters Jagiello unwillig ertragener Oberhoheit der
eigentliche Herrscher Litauens war. Ein Streit mit Polen um podolische Besitzungen veranlaßte diesen sogar
im Jahre 1392 dem Orden Samaiten förmlich abzutreten. Ebenso arbeitete der Orden mit Ausnutzung der großen
wirtschaftlichen Überlegenheit, die ihm die glänzende Verwaltung Preußens gewährte, der westlichen Gefahr
entgegen. Am seine Verbindung mit dem Reich zu sichern und gleichzeitig den polnischen Ausdehnungsgelüsten
einen Riegel vorzuschieben, erwarb der Hochmeister Konrad von Zungingen 1402 von dem stets geldbedürftigen
König Sigismund die Neumark.
Diese Erfolge der Ordenspolitik mußten aber naturgemäß den Gegensatz zu Polen und Litauen auf das
Äußerste verschärfen. Der Großfürst Witowd dachte nicht daran, endgültig auf Samaiten zu verzichten, ebenso-
wenig König Jagiello, zu dessen Stammlande es gehörte. Anerträglich aber war es den Polen, die Neumark
im Besitz des Ordens zu sehen, der damit auch die Handelsstraßen Polens nach der Oder ebenso beherrschte, wie
schon lange die unmittelbar zur Ostsee führende auf der Weichsel. So führte gemeinsamer Haß gegen den Orden
und der Zorn über jene Erwerbungen die beiden Vettern Zagiello und Witowd und damit auch die beiden Reiche
Polen und Litauen wieder enger zusammen und verband sie schließlich zu gemeinschaftlichem Handeln. Es konnte
keinem Einsichtigen verborgen bleiben, daß ein Wasfengang unvermeidlich wurde und daß dann der Orden aus
sich allein gestellt sein werde. Vom Reiche war nichts zu hoffen, weder der abgesetzte König Wenzel, noch der
auf einen engen Machtbereich beschränkte König Nupprecht konnte helfen; Böhmen und die Ostmarken des Reichs
wären für sich allein stark genug gewesen, die Polen in Schranken zu halten, hätte sie nicht die Schuld der Luxem-
burger zur Ohnmacht verdammt. Auf König Sigismund von Angarn, der immer nur augenblicklichen Einfällen
 
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