Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:
Karlinger, Hans: Die Rotenhan im Baunachtal: aus der Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
56

re Rotenhan im Baunachtal.
Aus der Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechtes.
Von Or. Hans Karlinger, München.
Nicht gar weit unterhalb Bamberg fällt ein Flüßchen in den Main, heißt
die Baunach. Von Mitternacht her kommt es; da wo die Hatzberge in die Aus-
läufer des Thüringer Waldes übergehen, zu Füßen der Hildburg, liegt sein
Ursprung.
Ist ein anmutig stilles, mitteldeutsches Waldtal, das Baunachland. Nach
Sonnenuntergang schließen die Berghöhen, durch die der altberühmte Renn-
steig läuft, den Prospekt, nach Morgen schaut der Blick auf die Grenzhöhen
des Frankenwaldes mit der stolzen Krone des Schlosses und Klosters Banz. In der Talsohle zieht eine
hochmittelalterliche Heerstraße, die von Bamberg kommt und nach Erfurt und Coburg weist. Da, wo sie
sich gabelt, hat sich das
StädtchenEbern eingenistct.
Fränkisch Volk bewohnt
das Tal. Der Landescharak-
ter, die Bauweise ist die
gleiche, wie in den Haß-
bergen; main - fränkischen
und topographischer ge-
sprochen unterfränkischen
Schlages. Im Volksgepräge
erinnert nichts mehr daran,
daß die Wasserscheiden des
Baunach- und Ihgrundes
und die Berghöhen im Nor-
den ehedem bedeutsame
Völkerschastsgrenzcn wa-
ren, zwischen Germanen
und Slaven. Der Wande-
rer, der von Hallstadt, dem
EndpunktderTalniederung,
bergwärts eilt, denkt kaum
daran, daher aufdemBoden
eines der bedeutendsten Slavenmärkte karolingischer Zeit steht. Nur ab und zu ein Ortsname, wie Vocca-
wind oder Medlitz, erinnert noch an die Zeit der Iahrtausendwende, wo hier Germanen und Slaven Grenz-
nachbarn waren, ehe Bamberg seine kolonisatorische Mission antrat.
Wie das Germanentum in diesem engen Gebiet aufwuchs und erstarrte, davon soll uns ein Geschlecht
erzählen, das in seiner vollen territorialen Geschlossenheit noch heute das Tal beherrscht: Die Freiherren
von Rotenhan.
Ja, die „Rodenhainer" — wie sie die alten Würzburger Urkunden nennen — gehören zu den eigent-
lichen Kolonisationsherren im Baunachtal. Schon der Name müßte daraus führen — Rottenhagen,
später Rotenhayn als der Roder im Wald, der Kolonisator in deutschester Ausdruckssorm — selbst wenn
der Geschichtsschreiber nicht in der glücklichen Lage wäre, an Hand der Rotenhanschen Herrschastssihe
noch heute lückenlos die allmähliche Ausbreitung des Geschlechtes seit dem 12. Jahrhundert zu verfolgen.
Die Freiherren von Rotenhan führen in ihrem Wappen einen von links nach rechts laufenden roten
Wellenbalken in weißem Feld, zu dessen Häupten ein sünszackiger Stern steht. Eine alte Familienüber-
lieserung — die in einem Kaiserlichen Wappenbries wiederkehrt — erklärt das Wappen als den Baunach-
sluß und den Stern als die zu seinen Häupten liegende Stammburg Rotenhan. Mag auch die Deutung
aus der auffallenden Äbereinstimmiung mit der tatsächlichen Situation entstanden sein — das älteste
Wappen besitzt den Wellenbalken nicht, sondern fünf Sterne, auch ist zu bezweifeln, daß ein Wappen sozu-
 
Annotationen