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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0034

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20

Burgenschau.
Vie mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Ausgrabungen und Untersuchungen.
Gataverburg bei Nvmwegen.
Die in der letzten Zeit gemachten Ausgrabungen bei
Nymwegen in Holland führten zur Aufdeckung einer einheimi-
schen mit zahlreichen Bastionen und Gräben versehenen Be-
festigungsanlage. Die Erbauung der Anlage wird in die Zeit
des Drusus verlegt. Anscheinend ist die Burg im ersten Jahr-
hundert n. Ehr. abgebrannt und danach nicht mehr bewohnt
worden. Man vermutet hier die in Tacitus Historien erwähnte
Bataverstadt, welche von Civilis im Jahre 7V in Brand ge-
steckt worden war.
*Orclensburg Slbing.
Beim Erweiterungsbau des Rektorhauscs auf dem Ge-
lände der ehemaligen Ordensburg stieß man auf umfangreiche
Mauerreste aus alter Zeit. Östlich vom Neubau und südlich vom
Rektorhaus wurden dis Kellermauern eines größeren Gebäude-
flügels fceigelegt. Der fünfsochige Keller unter dem Rektor-
hause ist mittelalterlich und hat obwohl seiner Rippen beraubt
noch die alten Gewölbe. Die Westwand des Kellers liegt im
Zuge einer starken Abschlußmauer, die sich parallel zum Elbing-
fluß noch etwa 25 m nach Süden hin erstreckte. Landeinwärts
wurde 7,46 na hinter der Abschlußmauer eine 6,86 in starke
Innenmauer gefunden, aber ohne jede Gebäudespuren, da-
gegen östlich davon der oben erwähnte Keller, der 7 bis 7,24 in
breit ist und eins mittlere Länge von l4, 22 in hat. Seine West-
maucr wurde beseitigt, die Nordwand bildet die Südwand des
Rektorhaufes. Die Ost- und Südmauern sind 2 in über der
Kellcrsohle erhalten mit sämtlichen Gcwölbeanfangern, zwei
Fenstern und einer Türe. In der Längenachse des Raumes
stehen zwei achtseitige Gewölbepfeiler aus denen die Rippcn-
anfänger von der Sohle an herausgewachsen. Die Pfeiler sind
auf 1,66 in Höhe erhalten. Aus der Anordnung der Rippen er-
gibt sich klar die Kappentcilung. An der Nordwand wurde ein
mittelalterlicherBackofen fceigelegt. Außen fand sich altes Feld-
steinpflastcr etwa 6,66 bis l in über der Kellersohle gelegen,
mit einer Abflußrinne nach Westen. Unzweifelhaft gehörte
dieser dreiwöchige Keller mit dein fünfjochigen zu einem Mauer-
werk von 25 in Länge und über 19 in Breite. Seine architek-
tonische Bedeutung erläutern die zahlreich in der Verfüllung
des Kellers und im Bauschutte über dem alten Hofpflaster
gemachten Funde von verschied nen Profilzicgcln von Gewölbe-
rippen, Diensten, Fenster- und Türgewänden, glasierten Ton-
fließen und profilierten Gesims- und Pfostenstacken aus Kalk-
stein. Alle tragen das Gepräge der Frühzeit des l4. Jahr-
hunderts. Besonders wertvoll sind zwei Funde. Erstens das
Stück eines Plattenfricses mit nasenbesehten Spitzbögen, das
in der Größe, Linienführung, Modellierung den Friesen an den
Kapitelsaal-Tücmen des Marienburger Hochschlosses so ähnlich,
daß man für beide den Ursprung aus einer Werkstatt vermuten
darf. Da nun die Türme in Marienburg bald nach 1369 erbaut
sind, so läßt sich ungefähr dag Datum für den Elbinger Barr be-
stimmen. Sodann ein 22,5 om großes Bruchstück, gleichfalls
aus gebranntem Ton, der Unterkörper einer barfüßigen Ge-
wandfigurj etwa zweifünftel von. Ganzen, so daß sich 52,5 ein
als mutmaßliche Ge samthöhe ergeben. Es ist eine weibliche
Heilige oder eine der klugen oder törichten Jungfrauen aus der
Bogenlaibung eines reich gegliederten gotischen Portals. Ein
derartig reich gegliedertes Bauwerk war sicher nicht das Wirt-
schaftsgebäude einer Vorburg. Diese Funde müssen daher die
bisherige Anschauung als ob dis ganze Fläche zwischen Dicner-
straße und Elbingufer einst Vorburg war ins Wanken bringen.
Nach einer Ermländischen Bischofschronik von l 666 lag die Burg
am Westende der heutigen Eymnasiumsstraße mit zwei Dor-
burgen, eine im Süden vermutlich die ältere, die wohl für Wirt-

schaftszwecke bestimmt war und eine im Westen anscheinend
eine nachträgliche Erweiterung nach dem sumpfigen Flußufer
hin und deshalb teilweise auf Pfahlrost errichtet ist. Von I25l
bis 1369 war die Burg Elbing die Residenz des Landmeisters,
alsdann die des obersten Spittlers eines der fünf Großgebietigcr.
Siehe: Die Denkmalpflege in der Provinz Westpreußen im
Jahre 1914. „Elbing. Ausgrabungen auf dem Gelände des
Ordensschlosses." Von Bernh. Schmid, Provinzial-Konser-
vator.
Kirche in hohenfinow.
Bei Erneuerungsarbeitcn an der Kirche in Hohenfinow
entdeckte man nach der Beseitigung des Außenputzes Reste
einer spätrpmifchen Basilika und zwar ein einschiffiges Lang-
chor und das Mittelschiff eines dreischiffigen Langhauses
nebst dem bis an Gesimshöhe des Schiffes erhaltenen West-
turin. Die alten Bogenstellungen zwischen den Schiffen waren
in späteren Zeiten 1686/Sl, nach Abbruch der im Dreißigjährigen
Kriege schwer beschädigten Seitenschiffe bündig vermauert
worden und an Stelle der romanischen Fenster größere neue
getreten. Das Ganze wurde mit einer dichten Kalkschicht ver-
putzt. Im allgemeinen zeigt der ursprüngliche Bau eine große
Ähnlichkeit mit der Nicolaikirche in Brandenburg, zu dessen
Bistum Hohenfinow gehörte. Im Innern wurde der Bau
stilgerecht wicderhergestellt und die Decke der Kirche reich aus-
gemalt. Die Erbauung der Kirche füllt in den Anfang des
13. Jahrhunderts. Das dazu verwendete Material bestand aus
Eranitqu adern.
Gurg bei Lupatoria.
Im russischen Gouvernement Taurien hat man eine aus-
gedehnte Burganlage aus vorchristlicher Zeit ausgegraben,
außerdem noch eine guterhaltene hellenische Villa und zahlreiche
antike Gefäße und Geldmünzen. Zu Ende des 15. Jahrhunderts
stand an der Stelle des heutigen Eupatoria, im nordwestlichen
Teile der Halbinsel Krim, eine türkische Festung und Stadt,
die Gößlewe hieß. Als diese Stadt 1788 an Rußland kam, erhielt
sie zur Erinnerung an das alte von Mithridates 6. Eupator ge-
gründete Eupatoreion ihren jetzigen Namen Eupatoria. Die
jetzt gemachten Funde dürften aus der Zeit des Mithridates,
der von 132 bis 63 v. Christus lebte, stammen.
-bawelschloß in Krakau.
Bei Ausgrabungen im westlichen Flügel des Schlosses
fand man die Mauern eines altertümlichen Tempels, die in
ihren Umrissen eine vierblätterige Form hatten. Es handelt
sich hier vermutlich um eines der ältesten kirchlichen Baudenk-
mäler Polens, wahrscheinlich um die Kirche des heiligen An-
daktus, die nach den Annalen des polnischen Geschichtsschreibers
Dlugosz ursprünglich ein heidnischer Tempel war. Die Mauern
sind aus Sandsteinplattcn aufgeführt. Die Erbauung des
Tempels dürfte im sechsten oder achten Jahrhundert stattge-
funden haben.
Wiederherstellungsarbeiten.
Schloß in fDainr.
Das ehemalige kurfürstliche Residenzschloß, ein Renaissance-
bau, der Ähnlichkeit mit dem Otto-Heinrichsbau des Heidel-
berger Schlosses hat, wird gegenwärtig mit großen Kosten-
aufwand, zu dem das Reich, das Großherzogtum Hessen und
die Stadt Mainz je ein Drittel tragen, gründlich wieder herge-
stellt. Die Arbeiten an: ältesten Teil, dem Greiffenklau-Wam-
boltschcn Bau, sind bereits abgeschlossen. Ebenso sind die Ar-
beiten an der Rhein- und Hoffassade, in den Erdgeschohräumen
und im Innern fertiggestellt, so daß das neu erweiterte römisch-
germanische Zcntralmuseum in passenden Räumen unterge-
bracht werden konnte. Die teils durch Verwitterung, meist
 
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