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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 6
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Karlinger, Hans: Die Rotenhan im Baunachtal: aus der Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechts
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Koch, Konrad Albert: Erste Deutsche bzw. Dürersche Befestigung der Stadt Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0076

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62


Abb. 38. Ulm a. D. in der Mitte des IS. Jahrhunderts, von Nordosten. Nach Georg Rieder, Stadtmaler um 1570.

Westen gelegene Wohnbau war dreistöckig und besaß einen starken Rundturm. Ein gemauerter Graben
von 40 Fuß Breite umgab das Schloß. Der Hauptbau war im Bauernkrieg zerstört worden und wurde
1529 neu gebaut. Östlich davon errichtete der baulustige Sprich von Notenhan ein zweites Schloß,
das erst 1593 vollendet wurde. Im 17. Jahrhundert vereinigten diese weitläufigen Schloßbauten die
längste Zeit fast alle Zweige des damals weit ausgebreiteten Geschlechtes.
So stand der Nentweinsdorfer Schloßbau bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Erst Johann Friedrich II.
begann 1750 mit dem Abbruch und errichtete an seiner Stelle 1750—1762 die jetzige Nokvkoanlage, die
der Markgräflich-Ansbachische Baumeister und Inspektor Johann David Steingruber baute. Das Rokoko-
schloß steht noch heute als einer der stattlichsten Bauten im Baunachtal.
Neben Rentweinsdors besaßen die Notenhan in dieser Gegend noch das alte Schloß Ebelsbach
am Main. Ebelsbach liegt mitten in der Zone der meranischen Güter, war schon frühzeitig Rotenhanstches
Eigen und ging später von dem Hvchstist Bamberg zu Lehen. Das noch heute stehende malerische Schloß
(vgl. „Burgwart" Nr. 5, 1916) wurde 1564—1569 erbaut.
Außer den beiden Schloßgütern eigneten dem Geschlecht noch eine stattliche Anzahl von Liegenschaften
in der Gegend, dabei ein kleines Schloß in Rudendorf, das heute nicht mehr steht.
Im 19. Jahrhundert haben die Notenhan, getreu ihrer Tradition, die herrenlos gewordenen Burgen
und Burgruinen Rauheneck, Altenstein und Lichten st ein erworben. So sind sie noch
heute die „Burgherren" im Baunachtal.

Erste Deutsche beZw. Dürersche Befestigung der Stadt Rlm.
Fortsetzung des Artikels „Die Entwicklung der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Alm a. D., im Burgwart Nr. I u. 2, ldI7.
Von K. A. K o ch.
er berühmte Maler Albrecht Dürer war bekanntlich der erste, welcher im 16. Jahrhundert über
ein neues deutsches Befestigungssystem Pläne ausarbeitete und Vorschläge zur Verbesserung der
seitherigen Stadtbefestigung machte. In letzter Beziehung schreibt Dürer wörtlich: „ob etwa
ein wolerpaute zierliche stat were, die hübsch gemauerte Thürn, zwinger u. grüben hette, un
doch dem jetzigen geschütz nit stark genug were sich davor zu enthalten, deshalben sollen solche
gepen nit zerbrochen werden, dann ir ist zu Helsen."
Der im Jahre 1524 ausgebrochene Bauernkrieg war zunächst die Veranlassung, daß in
Ulm eine solche Umänderung der mittelalterlichen Befestigung in Angriff genommen wurde.
Auch in malerischer Hinsicht war der Einfluß der Dürerschen Bauweise ersichtlich.
Nach einem Natsdekret vom Jahre 1531 „soll Heinrich Lay nach dem Werkmeister von
Nürnberg Hauptmann ob den Werkleuten sein." Derselbe wird als ein wohlerfahrener tapferer Kriegsmann,
Stadthauptmann und Bauherr genannt, der dem Bau bis zu seiner Vollendung Vorstand.
Welch geringen Einfluß der Gebrauch der Feuerwaffen noch am Schlüsse des 15. Jahrhunderts aus die seit-
herige Besestigungsweise von Ulm ausgeübt hatte, geht daraus hervor, daß die in den letzten Jahrzehnten aus-
geführten Verstärkungen — wie Einlaß und dicker Turm mit Erkern und gotischen Verzierungen überladen und
mit erstaunlich hohen Dächern versehen wurden.
Um so bedeutender war dieser Einfluß im 16. Jahrhundert, als durch die infolge der Reformation hervor-
gerusenen Kriege die Stadt auf Schuh und Sicherheit besonders bedacht sein mußte. Ihre hohen Türme boten
den feindlichen Geschützen zuviel Fiel und konnten daher leicht eingeschossen werden, ebenso waren die Ringmauern
 
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