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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 4
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Burgenschau
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Bücherschau
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Herrn Professor Ad. M. Hildebrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0056

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-42

Burgenschau.
Vie mit * versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet.
Verschiedenes.
Ordensburg Marienburg.
Um die großen Taten der Heerführer, welche sich in diesem
Kriege bei der Verteidigung und Sicherung der deutschen
Ostgrcnzs besondere Verdienste erworben haben, späteren
Geschlechtern in dauernder Erinnerung zu erhalten, haben
Seine Majestät der Kaiser und König befohlen, daß außer der
Ehrung des Feldmarschalls von Hindenburg und des Generals
von Ludendorff jedem der acht Wehrtürine des an der alten
deutschen Ordensburg Marienburg zu errichtenden Plauen-
schen Bollwerks der Name einer dieser Generale gegeben
wird, und zwar: Des Generalfeldmarsch alls von Mackensen,
des Generalfeldmarschalls von Eichhorn, des Generalfcld-
marschalls von Woyrsch, das Generals dar Infanterie Luden-
dorff, des Generals der Artillerie von Gallwitz, des Generals
der Artillerie von Scholh, des Generals der Infanterie von
Francois und des Generals der Infanterie Otto von Below.
liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiliiliiliiliiiiiliiiiiliiliiliiliiliiliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiliiliiliiiiiliiliiiiiMMiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiii
Bücherschau.
Schloß Münichau bei Kitzbühel in Tirol. Von I. M. Eder.
16 Seiten mit 9 Abbildungen im Text und 10 Tafeln, 33 zu
40 ein groß. Verlag Artaria u. Co., Wien. 1915. Preis
geb. 12 Kronen.
Das wehrfähige nach dem heutigen Stand der Forschung
bereits 1314 urkundlich erwähnte Schloß Münichau in Nord-
tirol, das ursprünglich wohl nur Jagdzwccken gedient hat,
erfreute sich zwar stets hochmögender Besitzer, aber schon seit
langem nur wenig sorgfältiger Pfleger. Seit etwa einem Jahr-
hundert unbewohnt, geriet es im Innern trotz unterbrechungs-
loser Bedachung in starken Verfall, doch wurde seinem an-
sprechenden Äußern verhältnismäßig wenig Abbruch getan.
Im Juli 1914 wurde das in geringer Entfernung von Münichau
befindliche, zum Schloßbesitz gehörige kleine Wirtshaus durch
einen Blitzstrahl entzündet, das Feuer griff auch auf das
Schloß über, wodurch dessen Dachstuhl der Vernichtung und
die oberen Zimmerdecken starker Beschädigungen anheim-
sielen. Was jedoch der Feuersbrunst trotzte, sollte bald da-
rauf ein Opfer dar Anvernunft und Barbarei werden. Ver-
mutlich aus Erwerbsrücksichten wurde nämlich der Wiederauf-
bau des völlig eingeäscherten Einkehrhauses mit auffallender
Beschleunigung betrieben, und obwohl die nächste Umgebung
genügend geeignete Bausteine dazu geliefert hätte, wurde

in roher Weise der schöne Schloßbau als Steinbruch benutzt
und dadurch diese geschichtliche Kunststätte in kurzer Zeit
gewaltsam zur Ruine gemacht. Unverständlich und unver-
zeihlich ist es, daß der Schloßherr, der junge Graf Max von
Lamberg, der allerdings zu damaliger Zeit im Felde stand,
bezw. dessen Sachwalter diesen wütenden Zerstörern kein
wuchtiges chnos sZo —! entgegenschleuderten.
Dieses herbe Geschick Münichaus bildete die Veranlassung
zur Herausgabe der oben genannten Schrift. Im ersten Ab-
schnitt handelt Eder, der Direktor der k. k. Graphischen Lehr-
und Versuchsanstalt in Wien ist, über die älteste Geschichte
und Blütezeit des in Rede stehenden Schlosses, wobei er auf
Grund eigener Forschungen neue wertvolle Materialien
zutage fördert. Der zweite Teil ist der eingehenden Schilde-
rung das allmählichen Verfalls und der raschen betrübenden
Verwüstung des schönen alten Bauwerks gewidmet. Die dem
Buche beigegabenen 10 Tafeln sind durchweg von künstleri-
schem und bleibenden Werte. Die ersten drei sind wohlgelungene
Originalradierungen von Georg Brandmayr in Wien und
veranschaulichen Münichau kurz vor dem Brand und während
dessen Verwüstung. Durch diese geschickte Gegenüberstellung
der Bilder wird das Gemüt des Beschauers durch die Anmut
des erhaltenen und die Trostlosigkeit des in der Zertrümme-
rung begriffenen Schlosses tief bewegt. Nicht minder rühm-
liche Auszeichnung verdienen die übrigen Tafeln, wovon
zwei in Farbendruck wiedergegebene Ölgemälde des Schlosses
von Elsa v. Schrott sind, eine Tafel enthält die Planskizze
Münichaus und die restlichen Tafeln bringen naturgetreue
Nachbildungen von drei auf das Schloß bezüglichen Ur-
kunden. Jeder gebildete Leser und kunstverständige Be-
schauer wird die meisterhafte Edersche Gabe, die von einen:
großen Enthusiasmus für den behandelten Gegenstand zeugt,
mit einein warmen Dank in: Herzen für den Verfasser und
einer leisen Verwünschung auf den Lippen für die gefühllosen
Anstifter der Zerstörung Münichaus aus der Hand legen.
A. K l e e b e r g - Berlin.
Anmerkung der Schriftleitung. Die Schrift-
leitung muh sich sowohl der Anerkennung der künstlerischen
Leistung der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt voll «n-
schließen wie auch der schärfsten Mißbilligung der unwür-
digen Behandlung der Rests des reizende,: Schlosses Ausdruck
geben. . Für die Zerstörung des wertvollen Baues bieten
auch die Kriegsverhältnisse keine Entschuldigung.
Anser Mitglied Herr Major Grueneberg erhielt
im Fahre 1917 folgende Ordensauszeichnungen:
K. K. Militärverdienst-KreuzIII. Klasse mit Kriegsdekoration,
Hamburger Hanseatcn-Kreuz, Lübecker Hanseaten-Krcuz und
das Kreuz der Ritter des Kgl. Hausordens von Hohenzollern
mit Schwert.

Mit dem Hinscheiden des
Herrn Professor Ad. M. Hildebrandt,
Schriftführer des Kunstgewerbe-Vereins in Berlin und Schriftleiter und Bibliothekar des Vereins Herold, verliert die Ver-
einigung zur Erhaltung deutscher Burgen eines ihrer ältesten Mitglieder. Fast seit der Begründung gehörte der Verstorbene
der Vereinigung an, deren Bestrebungen, die in enger Berührung zu seiner Lebensarbeit standen, er als Mitglied des
großen Ausschusses eifrigst unterstützte und förderte. Professor Hildebrandt, geboren an: 16. Juni 1844 zu Mieste in der
Altmark, befaßte sich schon frühe mit Studien über Heraldik und Genealogie. Sein erstes Werk behandelt: „Die Grab-
steine und Epitaphien adliger Personen in und bei den Kirchen der Altmark", dem in: Lauf der Jahre noch viele wertvolle
zeichnerische und wissenschaftliche Arbeiten folgten, von denen hier einige genannt seien: Wappenfibel, Heraldische Wuster-
blätter, Wappen und Banner des Deutschen Reiches, Codex Grünenberg, Wappenbuch des westfälischen Adels nsw. Außer-
dem viele Exlibris, Stammbäume, Diplome usw., die im Stil und Ausführung mustergültig sind. Bis zu seinem
Tode am 30. 4.1918 hatte der Verstorbene die beiden Stellen zu Berlin inne, die er während 37 Jahren versah. Wir be-
klagen den Hingang eines tüchtigen und wohlwollenden Mannes, den: wir ein ehrenvolles Andenken bewahren werden.
Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. BodoEbhardt, Berlin-Drunewald. — Verlag: Burgverlag, G. m. l>. H„ Berlin-Srunewald.
Druck: gmberg L? efson, G, m. b. H., Berlin SW 4S. Wilhelnistratze IIS.
 
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