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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr.2
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Fuchs, Oskar: Geschichte der Burg und Stadt Westerburg
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Krollmann, Christian: Die Statue des Hochmeisters Lüder von Braunschweig im Dom zu Königsberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0032

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miger Saal mit Nehgewölben im Westflügel des Schlosses. Erwähnung verdient in letzterem eine auf
dem Gesims des Kamins befindliche zierlich gemeißelte Frauengestalt, welche die Leiningen-Westerburger
Wappen hält, vermutlich im 15. Jahrhundert entstanden. Auch herrliche Glasmalereien sind im Schlosse
zu sehen; in der alten Kapelle: Christus zieht den sinkenden Petrus aus dem Wasser; im Speisesaal: Marie
mit dem Kinde (frühgotisch), ausgezeichnete Arbeiten des 15. Jahrhunderts; ferner im Speisesaal aus dem
15. Jahrhundert: die Zeichen der Evangelisten Markus und Lukas, darüber Gott Vater und Gott Sohn.
Diese Kunstgegenstände stammen aus der Kirche zu Willmenrod und anderen Kirchen aus der Um-
gebung von Westerburg.


Die Statue des Hochmeisters Lüder von
Braunschweig im Dom zu Königsberg.
Von C. Krollmann.
er Dom zu Königsberg beherbergt als eine der größten Merkwürdigkeiten unter den mittel-
alterlichen Kunstdenkmalern Preußens die in Holz geschnitzte Statue des Hochmeisters
Lüder von Braunschweig. Hochmeisterdenkmäler sind überhaupt recht spärlich vertreten in
dem alten Ordenslande. Außer der Statue und dem Grabsteine Lüders kennen wir nur
noch die Grabsteine Dietrichs von Altenburg, Heinrich Dusemers und Heinrichs von Plauen
in der hochmeisterlichen Gruftkapelle zu St. Annen im Hochschloß von Marienburg, sowie
die Wandgemälde im Dome zu Marienwerder, die die Hochmeister Werner von Orseln,
Ludolf König und Heinrich von Plauen darstellen. Andere Hochmeisterbilder in Marien-
burg und Lochstedt lassen sich nicht auf bestimmte Personen beziehen. Alle diese Wand-
bilder aber sind nur noch in kümmerlichen Resten erhalten.
Wie kommt mm die Statue und der Grabstein des Hochmeisters Lüder in den Königsbcrger Dom? Bis zur
Erbauung der St. Annen-Gruftkapelle zu Marienburg durch den Hochmeister Dietrich von Altenburg gab es
keine bestimmte Begräbnisstätte für die Hochmeister des Deutschen Ordens. Die vordem in Preußen verstorbenen
wurden vielmehr in solchen Kirchen beigeseht, zu denen sie besondere persönliche Beziehungen hatten, so Sieg-
fried von Feuchtwangen in der Domkirche zu Kulmsee, Werner von Orseln in der zu Marienwerder und Lüder von
Braunschweig in der zu Königsberg. Welcher Art Lüders Beziehungen zur Königsberger Domkirche waren,
darüber sind wir durch eine Reihe von Urkunden, die im Ilrkundenbuche des Bistums Samlands veröffentlicht
sind, genau unterrichtet. Schon bevor Lüder zum Hochmeisteramte gelangte (135l, II. l7) hatte der damalige
Bischof von Samland, Johann I., den Plan gefaßt, seine in der Altstadt Königsberg gelegene Kathedrale aus die
ihm gehörige Hälfte der Pregelinsel Kneiphof zu verlegen. Im Fahre l353 begann er den Neubau, der indessen
bald eine Unterbrechung erfuhr, da der Hochmeister gegen die geplante Errichtung einer stark befestigten Kirchen-
burg an dieser Stelle Einspruch erheben mußte. Der Bischof fügte sich dem Verlangen des Ordensoberhauptes
lind verzichtete auf die Befestigung des Domes und der Kurien. Zum Dank für sein Entgegenkommen erwies sich
der Hochmeister Lüder als eifriger Förderer des Kirchenbaues, so daß der mächtige Chor des Domes, der, wie so
häufig, zuerst in Angriff genommen worden war, bereits im Beginn des Jahres 1335 soweit gefördert war, daß
seine Einweihung zu Ostern in Aussicht genommen werden konnte. Zu der Feier wollte sich auch Lüder einsinden,
aber er starb aus der Reise am 18. April in der Nähe von Stuhm. Er hatte wohl seinen nahen Tod geahnt, denn noch
am 5. April hatte er lehtwillig verfügt, daß er mitten im Chor der neuen Domkirche beigeseht werden wollte. Das
geschah denn auch, und seine Gruft wurde mit einer schlichten Sandsteinplatte geschlossen, deren Trümmer noch
heute, wenn auch an anderer Stelle,im Fußboden des Chors vorhanden sind. Ihre Inschrift lautet nach den Forsch-
ungen Steinbrechts: Vratsr iüut1iern8 tilius clucis äs Vrnn8Vi1r wg,Al8tsr Zsnsra1i8 liospitalw Lanots Maris
cloinus Mleutoiüoor. Lrstu) ib annis IIII. 0 (büt anno Ooinini N660) XXXV XIIII, KV!. Naii. Die ergänzten
Stellen sind eingeklammert. Auf deutsch: Bruder Lüder, Sohn des Herzogs von Braunschweigs, Hochmeister des
Spital St. Marien der Deutschen. Er regierte 4 Jahre. Erstarb 1335 am 18. April. Später, vielleicht schon beim
Tode des Bischofs Johannes (1344) wurde die Gruft anderweitig benutzt und die Gebeine des Hochmeisters in einer
Nische in der Südwand des Chors beigesetzt. Bei dieser Gelegenheit dürfte dann auch die Holzstatuc, die nach
Form und Stil noch der Mitte des 14. Jahrhunderts angehört, über dem flachen Holzsarge angebracht worden
sein, um den hochherzigen Förderer des Dombaues besonders zu ehren. Sie hat die Jahrhunderte überdauert,
freilich nicht unbeschädigt, die Füße sind verloren gegangen und die Hände ungeschickt ergänzt, aber noch heute
erweckt sie die Erinnerung an den Fürstensohn aus welfischem Hause, der länger als ein Menschenalter dein Deut-
schen Orden angehörte und 21 Fahre lang als Gebietiger, von 1314—1331 als Oberster Trappier und Komtur
von Christburg und von 1331—1335 als Hochmeister um das Land Preußen durch seine kriegerische und kolonisa-
torische Tätigkeit sich die größten Verdienste erworben hat.
 
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