Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Schmidt, Albert: Burg Berneck im Fichtelgebirge
DOI Artikel:
Burgenschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0090

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7S

schon 1566 hieß es in den Urkunden: „„Item das Alt Schloß zu Berneck nympt der Bedachung halber
großen Schaden; desgleichen die Bedachung an der Capelle an dem Schloß"
In den Kriegen des unruhigen Markgrafen Albrecht von Brandenburg Mitte des 16. Jahrhunderts
litten die Gebäulichkeiten so, daß die Amtsleute sie verließen und herunten im Tale in dem schön ge-
legenen milden Berneck sich Wohnung suchten. Jedenfalls geschah viel zu wenig zur Erhaltung der Ge-
bäulichkeiten. So wurde die schöne, herrlich gelegene Burg zur Ruine und ihre Mauern schauen hinunter
in den Talgrund über den weiten, weiten Wald, der Josef von Eichendorff zu der Dichtung des bekannten,
von Mendelssohn komponierten, Liedes Veranlassung gegeben haben soll: „Wer hat dich du schöner Wald
aufgebaut so hoch da droben". ..
Wahrscheinlich wurde die alte, viel umstrittene Straße vom Maintale her später aus dem engeren
Ölsnitztale in das jenseitige Knodental verlegt und umgeht jetzt den Berg, der sie früher schützte. Und die
Ruine ist zum friedlichen Ausflugsorte geworden. DieWallenroder siedelten noch einige Zeit in der Gegend,
im 18. Jahrhundert starben sie aus, 1874 fand man ihr Erbbegräbnis in der Kirche zu Berneck.
Aus dem Walde heraus grüßt zu den alten Befestigungen die Ruine Stein (Amt Stein) herüber,
herrlich gelegen, aber ganz verfallen, erbaut einst von dem reichstbegüterten Geschlechts im Fichtelgebirge,
den Sparneckern.
Diese waren aus ihrer fernen Heimat, dem Haidstcin, einer im bayerischen Walde bei der Stadt Cham
gelegenen Burg, im Gefolge der Vvhburger, die in Eger als Burggrafen saßen, in die Fichtelgebirger
Berge gekommen und hatten gegen Mitte des 12. Jahrhunderts sich hier als Ministerialen der Vohburger
niedergelassen. Zahlreiche Burganlagen gehörten ihnen zu, es war ein reiches Geschlecht. Und nur ein
reiches Geschlecht konnte die Burg S t e i n bei Berneck erbauen, von deren, den Verhältnissen der Gegend
sich kühn anpassenden großzügigen Anlagen, nur das Amtshaus übrig blieb, das jetzt hoch und beherrschend
auf hohem Felsen steht und als schmucklose Kirche eingerichtet ist. Es diente Amtsleuten zur Wohnung,
denen man nachsagt, daß sie, als die Verhältnisse gar zu unhaltbar wurden, die Mauern verfielen, selbst
Hand an die Burg legten und sie im achtzehnten Jahrhundert ausbrannten. Das reiche Geschlecht der
Sparnecker starb auch zu Anfang des 18. Jahrhunderts aus und im Schlosse Stein erinnert nur ein schöner,
gotischer goldener Altarkelch an dasselbe. Er trägt das Sparnecker Wappen einen gebrochenen roten
Sparren im weißen Felde, das sie aus ihrer fernen Heimat mitgebracht hatten, vom Haidsteiner Schlosse,
in dem Wolfram von Eschenbach verkehrte*).
Geblieben ist in den Bernecker Diabasbergen nur der Wald, den die Ölsnitz durchrauscht, die, wie wir
schilderten, Perlen führt. Das Rauhe, das die ritterlichen Ansiedlungen bedingte, ist auch da verschwunden.
Verschwunden sind auch die uralten Straßenanlagen, welche oft, was übersehen wird, der geologische
Aufbau einer Gegend einzig und allein veranlaßte, namentlich wenn Gebirgsgegenden inBetracht kommen.
Solche Verhältnisse veranlaßten auch in der geschilderten Gegend bei Berneck meist den Bau der Burgen,
zu denen man hier grünes Diabasgestein, zu den feineren Arbeiten, zu Türen, Fenster, Friesen usw. aber
den gefügigeren Bayreuther Sandstein verwandte.
*) Siehe H. v. Reitzenstein-Reut: DasRegnihland bis zur Erwerbung durch die Burggrafen von Nürnberg 1Z7Z. München 88.

Burgenschau.
vis mit » versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet
Gefährdet.
Gurg Rropsburg, I7hempkalr.
Die ausgedehnte, zum Teil noch erhaltene Burgruine
ist derart mit Gesträuch, Bäumen und Ephcu überwuchert und
durchwachseil, daß es kaum möglich ist, einen Ueberblick über
die Gesamtanlage zu gewinnen. Eine planmäßige Freilegung
und teilweise Wiederherstellung, der an schönen Architektur-
teilen so reichen Burg wäre dringend notwendig. Zugleich
müßte auch eine Lichtung des Waldes im weiteren Umkreise

der Burg stattfindcn, damit dieselbe schon von weitem dem
Wanderer sichtbar wird. Uebcr dein Walde ragen jetzt nur
noch zwei Turmspitzen und der Giebel eines neueren Ein-
baues hervor.
Veste Coburg.
Das Leipziger Tageblatt schreibt: Die Veste Coburg,
eine der schönstgelegenen und auch architektonisch wertvollsten
deutschen Burgen, die besonders durch Luthers Aufenthalt
gleich der Wartburg Weltberühmtheit erlangt, hat durch
den Weltkrieg ebenfalls schwer zu leiden, da es unmöglich
wurde, die seit säst zehn Jahren eingeleitetcn Wiederher-
stellungsarbeiten weiterzuführcn und zu vollenden. Die nach
den Plänen Bvdo Ebhardts einem durchgreifenden Wieder-
herstellungsoerfahren unterworfene alte Veste ist in ihrer
gegenwärtigen Gestalt ein Torso und wird es bleiben, solange
 
Annotationen