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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 7
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Doering, Oskar: Verkünder der Schönheit deutscher Lande, 6, Paul Hen
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Schmidt, Albert: Burg Berneck im Fichtelgebirge
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0086

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Unbefangenheit hervorgegangen, sondern trotz noch so tiefer Empfindung, doch wesentlich auch Verstandes-
erzeugnis ist. Naive Gemüter suhlen dies unbewußt; dem unverbildeten Leser wird Andersens Poesie nie gleich
wert sein können wie die Ursprünglichkeit der Volksmärchen; nur sie enthalten und geben jenes Letzte, Feinste,
Innerlichste, das wahrhaft befriedigt, weil es aus der Natur erwachsen ist. Das Kunstmärchen stellt also dem
Illustrator andere Ausgaben als das Naturmärchen. Man darf gern anerkennen, daß Hey bei seiner Illustrierung
der von Gertrud Bauer übersetzten Andersen'schen Märchen (Verlag Thienemann in Stuttgart) dem Wesen
des Kunstmärchens mit seinem Verständnisse gerecht geworden ist. Seine Natürlichkeit, sein gedämpfter Ernst,
sein Humor, seine leise Satire geben mit den gleichen Eigenschaften der Dichtwerke besten Einklang. Viele Bilder
besitzen innerlich, wie dank den Mitteln ihrer Technik großen Reiz; so das „Fliedermütterchen", der „Reise-
kamerad" und zahlreiche andere. Lieber aber ist mir Hey, wenn er unsere alten deutschen Märchen im Bilde
darstellt.
So schasst und zeichnet und inalt, so schildert und dichtet und fabuliert er, und wer, ob Alt oder Jung, hätte
nicht herzlichste Freude daran?
Wer aber glaubt, Paul Hey sei nur ein stiller Träumer, ein in seine eigene Welt versponnener Malerpoet,
der an Zeit und, Leben keinen Anteil nehme, der irrte gewaltig und täte ihm Unrecht. Wie hätte gerade dieser
in, tiefster Seele deutsche Mensch daheimbleiben mögen, als der Kriech alle Gemüter aufwühlte, als des Vaterlandes
Not alle Kräfte ausrief und anspannte zu Leistungen, deren Gleichen unerhört sind in der Weltgeschichte. So hat
auch Hey an seinem Teile getan, was er vermochte. Mehrmals ist er im Westen und im Osten auf den Schau-
plätzen des Kampfes erschienen und hat als Maler und Zeichner den Schatz künstlerischer Kriegsurkunden durch
wertvollste Aufnahmen mehren Helsen. Wir verdanken ihm Bilder des Grauens, wie jenes mit dem Blick in einen
gestürmten, englischen Schützengraben; besonders aber tiefe ernste Stimmungslandschasten,,Friedhofbilder, deren
ergreifende Schilderungen ein Ewigkeitshauch durchweht.
Das deutsche Volk, dem alle, diese vielfältigen Gaben dargereicht wurden, hat sich verständnisvoll und freudig
entgegenkommend erwiesen, hat.diesen Künstler unter die Zahl seiner Lieblinge ausgenommen und somit der Er-
wartung Ehre gemacht, daß seine alte Herzenswärme noch nicht erkaltet, das uralte Gottesgeschenk natürlicher
schlichter und tiefer Poesie seinem Gemüts auch in den heutigen materialistischen Zeiten nicht verloren gegangen
sei. Das verdankt es aber zum wesentlichen Teile dem Umstände, daß ihm immer wieder Männer beschert
werden, die als sorgliche Hüter und rüstige, frische Mehrer jener Schätze walten. Einer dieser Getreuen ist Paul
Hey. Möchten ihm noch viele Jahre frohen Schaffens vergönnt sein!




Burg Berneck im Fichtelgebirge.
Von Dr. Alb. Schmidt, Wunsiedel.

m Osthange des 1024 m hohen, von schönen Wäldern dichtbesetztcn, zweithöchsten
Berges des Fichtelgebirges, der den sonderbaren Namen Ochsenkopf führt, ent-
springt der Main. Im 18. Jahrhundert hat man seine Quelle gefaßt und an-
deren Fassung das kurbayerische Wappen anbringen lassen, weil dort die bayeri-
sche Grenze und die des markgräflich Bayreuther Landes vorübergingen. Der
/Fluß, der dort den Charakter eines munteren Bergslüßchens trägt, findet rasch
)den Weg aus den rauhen Gefilden des Fichtelgebirges heraus zum sonnigen
^ Frankenlande und verläßt das bergige Gebiet an dessen tiefsten Stelle in einer
Höhenlage von ZOO m unweit von den: steil eingeschnittencn Tale, in dem das Städtchen Berneck
liegt. Während bisher wilde Granitfelsen seinen Lauf begleiteten, steigen bei Berneck, von grünem
Diabas zusammengesetzte, sich an die Eranitmassen lehnende Berge auf mit kantig zerklüftetem Gehänge
und doch wieder mit schöner bunter Flora. Dort bei Berncck münden sieben in diese Diabaslandschaft
geschnittene Täler ein und sieben Flüsse durchlaufen die Talspalten, darunter die Perlenführende Ölsnitz.
Und hoch aus höchster Erhebung stehen die Trümmer der alten Burg Hohenberneck und schauen herunter
in den Wald, der heute noch ausgedehnt und weit ist, wie er es im frühen Mittelalter war.
Ein Herr Büro, ein Deutscher oder ein Wende, scheint Ort und Burg ursprünglich den Namen ge-
geben zu haben, dem wir auch in dem nahen Dorfe Bürenreuth begegnen, wo Herr Büro zuerst den Wald
gereudet und die erste Ansiedelung gegründet hat.
An den Resten solcher Ansiedelungen, namentlich aber an den Flur- und Ortsnamen ist zu erkennen,
daß Germanen und Wenden in der Gegend nebeneinander in deren Wäldern saßen, in die einst in nicht zu
ferner Zeit die Bischöfe von Bamberg aus kolonisierend und so gut es ging christianisierend vordrangen,
nach dem Kaiser Heinrich Anno 1007 das Bistum Bamberg gegründet hatte und dafür heilig gesprochen
 
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