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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 5
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Vogts, A.: Die Bedrohung des Ortsbildes von Beilstein a.d. Mosel
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0067

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Wie in manchen Fällen am Rhein, so besteht auch hier die Möglichkeit, die Bahn um den Ort herumzusühren
und das Flußbild zu erhalten. Sie kann in ein Seitental geführt und von diesem aus durch einen kurzen Durchstich
oberhalb des Burgberges wieder mit der Mosel verbunden werden. Die Ausführbarkeit des Durchstichs ist durch
einen Eisenbahnsachverständigen von Ruf erhärtet. Für diese Umgehung haben sich ursprünglich die Negierung,
der Landrat und mit dankenswertem Nachdruck der Provinzialkonservator und der Rheinische Verein für Denk-
malspflege und Heimatschutz ausgesprochen. Ein Modell des Bahndammes hat die ganze Schwere dess-Verlusts
dargetan. Für die Umgehung sprechen auch wirtschaftliche Gründe, wohlverstandene Interessen des Orts und
vor allem seines Hinterlandes, die geringeren Grundstückskosten im Seitental im Gegensatz zu denen in den guten
Weinberglagcn des Moselufers, bessere Zugänglichkeit und Ausdehnungsmöglichkeit des Bahnhossgeländes.
Was hilft's? Die Eisenbahnverwaltung will aus den im Rheintal gemachten Fehlern nicht lernen, die gerade Linie
ist soviel bequemer und billiger — da bedarsts keiner technischen Fortschritte, keiner Erkenntnisse des künstlerischen
Städtebaues, keiner Voraussicht. Der Kostenunterschied — vielleicht rund eine Million — ist ausschlaggebend.
Für die Erhaltung eines deutschen Ortsbildes sind nicht soviel Mittel flüssig, wie fast alljährlich für Erwerb aus-
ländischer Kunstwerke zum Begräbnis in irgendeiner Sammlung ausgeworfen werden!
Der Krieg hat für die Prüfung und Erörterung solcher Fragen ungünstige Verhältnisse geschaffen: der Land-
tag, die Öffentlichkeit befassen sich damit nicht mit dem Aufwand an Zeit und Nachdruck, wie sie verdienen. Einer-
großen Zahl maßgebender Persönlichkeiten, die außerhalb der Heimat weilen, wird die ganze Frage vielleicht
erst bekannt, wenn es zu spät ist. Oder kann es noch in letzter Stunde durch das Eintreten ausschlaggebender,
für die deutsche Heimat und ihre Schönheiten begeisterter Männer gelingen, das Verhängnis von dem auch den
Freunden der deutschen Burgen so wertvollen Stadtbild abzuwenden? Noch ist es ja Zeit, die Bahn zwar schon
abgesteckt, aber im Raume von Beilstein noch nicht im Bari. Und erfüllt sich diese Hoffnung nicht, so mag der Mahn-
ruf des „Burgwarts" für spätere Fälle ähnlicher Art eine feste Wehr gegen Verletzungen und Schädigungen unserer
Denkmäler, unseres teuersten Volksgutes, aus den Plan rufen!


Burgenschau.
Die mit » versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Oueilenangabe gestattet.
Ausgrabungen.
Gischoksburg Kristiania.
Bei Eisenbahnarbeiten stich man auf die Überreste der
Burg der Bischöfe von Oslo, die früher Kristiania hieß.
Neben Mauerresten hat man bedeutende Teile einer mittel-
alterlichen Hallenanlage entdeckt. Außerdem sind schöne
Kapitale und Kreuzgewölbe freigelegt worden. Da die auf-
gedeckten Bar reste nicht an der Fundstelle verbleiben können,
beabsichtigt man dieselben in einem öffentlichen Park von
Kristiania aufzustcllen.
Gurg am Selenter See.
Am Ostufer des Selenter Sees wurde eine bisher unbe-
kannte Burg ausgefunden.
iPngwall IZeunenburg, Ocienwalci.
Durch die römisch-germanische Kommission des Kaiser-
lichen Deutschen Archäologischen Instituts wurde der Ring-
wall Hcunenburg bei Lichtenberg im Odenwald untersucht.
Ellipsenförmig umzieht der Wall die steile Bergkuppe und
zeigt noch mächtige Profile. Der einzige alte Eingang mit
nach innen gebogenen Wangen liegt auf der Ostseite. Im
Westen tritt der gewachsene Granit in großer Menge zutage
und hat anscheinend auf die Linienführung des Walles und
dessen Bauweise Einfluß gehabt. Die größte Länge der Anlage
beträgt ISO Meter und die größte Breite 120 Meter. Der
Wall birgt an allen untersuchten Stellen eine rund 3 in
starke Trockenmauer, die ohne Fundament auf die Böschung
aufgesetzt und außen etwas höher ist wie innen. Vor etwa

15 Jahren wurden nördlich vor dein Wall Trümmer von Lava-
mühlsteinen, ein eisernes Pflugsech und mehrere Münzen
aufgefunden. Eine Goldmünze des Domitian und reichliche
Scherbenfunde beweisen, daß der in vorgeschichtlicher Zeit
gebaute Burgwall noch in spätrömischer Zeit benutzt wurde.
Germanischer 1?ingwall, Ur6omin-laitauen.
Ungefähr ein Kilometer südwestlich von Urdomin im
Kreise Mariampol sind die Reste eines altgcrmanischen
Ringwalles ausgedeckt worden, die anscheinend aus der Zeit
der Goten stammen, die zwischen 150—250 nach Christus in
dieser Gegend aus ihrer Wanderung von Schweden nach
Südrußland saßen. Die ganze äußere Anlage des. Walles
unterscheidet sich scharf von den ziemlich zahlreichen litauischen
Mlukalnis (pilrr — aufgeschüttet, Lulnis — Höhe), die nur
Kult-und nichtKriegszwecken dienten und meist unbedeutende
Aufschüttungen sind. Der Urdominer Wall bildet eine Art
von länglichem Fünfeck, das der Bergkuppe angcpaßt ist und
250 Meter Umfang aus der Wallhöhe hat. Die längste Ent-
fernung von Wall zu Wall beträgt 8l Meter, die breiteste
Stelle etwa öO Meter. Der äußere steile Abfall beträgt
durchschnittlich 6—7 irr und ist noch heute so steil erhalten,
daß man nur am nordwestlichen schmalen Eingang und bei
einer beschädigten Stelle des westlichen Wallteilcs den Wall
überschreiten kann. Der innere Abfall beträgt nach Nord-
westen durchschnittlich 2j^ nr, nach Norden l ^ irr, nach Nord-
osten 1j^ irr, während nach Süden das Innere nur wenig
niedriger als die Wallhöhe ist. An einer Stelle wurden in
I und 2 irr Tiefe Steinschichtcn gefunden, die nach deni
Walläußern hinliefen. An der Innenseite dieser Steinwan-
dungen wurden im Raum von etwa 2 irr Breite und ^ irr
Tiefe zahlreiche Feuerstellen gefunden, die viele Tonscherben
und Tierknochen in sich bargen. Die Scherbenfunde ließen
erkennen, daß es sich etwa um 20 bis 25 orir hohe Gefäße
handelt, deren Wandungen meist schwachen Brand zeigten.
 
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