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Ferner wurden eine stark verrostete om lange eiserne
Gewandfibel und eine eiserne kantige 6 ein lange Pfeilspitze
ausgegraben.
Wiederherstellungsarbeiten.
Schloß Nieclerschönhausen.
An dem ehemaligen Wohnsitz der Gemahlin Friedrichs
des Großen, Königin Christine Elisabeth, der in der letzten
Feit stark verfiel, werden gegenwärtig Erneuerungsarbeiten
vorgenommen, die sich zunächst auf das schadhaft gewordene
Dach erstrecken. Wünschenswert wäre, wenn nach dem Kriege
die Wiederherstellung des ganzen Baues erfolgen würde.
Verschiedenes.
Rathaus Neicienburg (Ostpr.)
Zur Errichtung eines neuen Rathauses in Neidenburg be-
willigte die Stadt Köln a. Rh. ihrem Patenkinde 2SOOOO Mk.
mit der Bedingung, dah nach Möglichkeit das Kölner Hand-
werk für den Innenbau herangezogen und Entwurf und Bau-
leitung dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt, der bereits
seit ISIS an dieser Aufgabe arbeitet, übertragen werden.
Infolge der an diesen Beschluß anknüpfenden Zeitungsangriffe
beschloß die Vereinigung Berliner Architekten folgendes Rund-
schreiben:
„In der Mitgliederversammlung vom I. ds. Mts. (März)
hat die Ortsgruppe Groß-Berlin die aus Anlaß der Übertragung
des Neidenburger Rathauses an den Architekten lZOr4. Bodo
Ebhardt entstandenen Zeitungsnachrichten besprochen. Der
Vorfall veranlahte die Kölner Ortsgruppe zu einer Erklärung,
in der sie sich beklagt, dah die Stadt Köln als Patenstadt von
Neidenburg den Auftrag nicht einem Kölner Architekten an-
pertraut habe.
Das Vorgehen der Kölner Ortsgruppe soll keineswegs
einer Beurteilung unterzogen werden, obwohl sie Gelegenheit
hätte nehmen können, festzustellen, daß der Auftrag Herrn
Bodo Ebhardt von anderer Stelle bereits zugesichert war, als
die Stadt die Patenstelle übernahm. Wir stehen auf dem
Standpunkt, dah die Acchitektenschaft ein Anrecht auf die
Heranziehung zu den städtischen baukünstlerischen Aufgaben hat
und dieses bisher wenig zugestandene Anrecht der Öffentlich-
keit gegenüber zum 'Ausdruck bringen muß. Wir bedauern
aber, daß an die berechtigten Wünsche der Kölner Architekten
Zeitungsnachrichten anknüpfen, die — zum Teil ohne Nennung
der Verfasser — die Angelegenheit von der persönlichen Seite
behandelten und die Kunstweise Ebhardts unter Anwendung
versteckter Anspielungen herabzusehen bezweckten. Wir miß-
billigen diese Erscheinung um der Person des Angegriffenen
willen, der unser Mitglied ist, und weil sie geeignet ist, dem An-
sehen desArchitektenstandes in derOffentlichkeitAbbruch zu tun".
Der Vorstand. Hartmann, Bangert.
Neues Schloß Gießen.
Im „neuen Schloß" am Brandplah in Gießen ist auf
Anregung des Prof. Dr. Nob. Sommer eine „Gießener Kunst-
sammlung"eingerichtetund derÖffentlichkeit in vier stimmungs-
vollen Räumen zugänglich gemacht. Dieser Sammlung hat der
Geh. Baurat Otto von Nitgen-Berlin die Aquarelle seines
Vaters, des Wiederherstellers der Wartburg Hugo von Rügens
überwiesen, die höchst wertvollen Stoff zur Burgenkunde aus
allen Teilen Deutschlands enthält.
Gurg Ortenburg, Elsaß.
Die Burgen Ortenburg und Ramstein am Eingang des
Weilertales sollen demnächst verkauft werden. Die Geschichte
der Ortenburg läßt sich bis ln das Jahr 1000 zurückverfolgen.
Nach dein Aussterben des Geschlechtes der Ortenburger kam
die Burg um II7S durch Heirat an die Grafen von Zollern-
Haigerloch und Hohenberg, von diesen dann I2S7 an Rudolf
von Habsburg. Ortenburg und Ramstein wurden ISZZ von
den Schweden zerstört.
Königsberg, Oftpreußen.
Auf ein Huldigungstelegramm des Provinziallandtages
ging folgende Antwort des Kaisers ein: „Herzlichen Dank
für den treuen, mich sehr erfreuenden Gruß. Die Provinz
Ostpreußen steht meinem Herzen besonders nahe. Sie hat
auch in diesem Krieg die größten Opfer bringen müssen und
wird noch lange besonderer Förderung bedürfen, üm so
dankbarer wird gerade in Ostpreußen das Gottesgericht im
Osten empfunden werden. Dem schnellen Wiederaufbau und
aller treuen Arbeit für Ostpreußens Zukunft gehört mein
dauerndes wärmstes Interesse. Dem Landtag meinen
gnädigen königlichen Gruß. Gott helfe weiter bis zum end-
gültigen Sieg. Wilhelm k?.
läaurentiuskirche Seper.
Zum Schutze der Laurentiuskirche und deren Umgebung
gegen Verunstaltung ist eine Ergänzung des Ortsgesetzes
der Stadt Geyer erschienen. Nach ihr sind Aenderungen und
Ausführungen von Bauwerken zu untersagen, die durch
Form und Farbe und gewählten Baustoff das Aussehen der
Hauptkirche mit Wachtturm beeinträchtigen. Innerhalb des
Schutzgebietes dürfen die Gebäude nicht als Ziegelrohbauten
errichtet und nur mit Schiefer gedeckt werden.
Kriaul.
Friaul, hergeleitet vom altrömischen l?orrmi äulü war ehe-
mals eine selbständige italienische Landschaft gleich n Namens.
Im 6. Jahrhundert eroberten sie die Langobarden und erhoben
sie zum Herzogtum. Die Hauptstatt des damaligen Friauls,
begrenzt vom Tagliamento, den Norischen und Julischen Alpen
und dem Flusse Formio war Cividale. Erst das neue Friaul
hat unter der italienischen Herrschaft üdine zur Hauptstadt
erhalten. Cividale, das alte Forum Julii, hatte der erste
Langobarden-Herzog zur Residenz gemacht. Zur Zeit der
Hohenstaufen war ein großer Teil Friauls deutsch und von
Deutschen besiedelt. Die Burgen in Friaul gehörten alle deut-
schen Adeligen, zumeist alten Lehensträgern der Patriarchen
von Aquileja. Die Herzoge von Österreich und Bayer,,, die
Grafen von Tirol, Görz, Eppenstein, Hohenzollern, Treffen,
Ortenburg, Sponheim, Moosburg, Peilstein, Auersberg,
Starhemberg, Zeltschach, die schwäb. Montforts, die Herren
von Marchland, die Wallsee, die Wells, welche später den Namen
Volloredeo annahmen, die Eberstein, die von Flaschberg
(Belgrads), die Schärfenberg waren durchweg im Lande be-
gütert. Es gab zwar eine Anzahl friaulischer Geschlechter mit
italienischen Namen, doch auch das waren Deutsche, die sich nur
nach Örtlichkeiten mit italienischen Bezeichnungen nannten.
Nordöstlich von Weiden, dem heutigen üdine, liegt die Burg-
ruine Perchtenstein, jetzt Partistagno. In dam Winkel Friauls,
der von Cividale gegen den Isonzo vorspringt, liegen die Dörfer
und Höfe Grüneck, Trusgenach, Loch, Fuodcr, Poder, Linder,
weiter oben, unweit der Grenze die Burg Rufinberg. Auf den
Bergen längs des Isonzo liegen die Ortschaften Puschner,
Stecger, Fogring, Kuscher und Langh und bei Kadrup-Codroipo
stand früher Burg Münchenberg. Auch im südlichen Fellatale
begegnet man Spuren untergegangcnen Deutschtums. Der Ort
Moggio hieß früher Moosach und war eins Klosterfiliale von
St. Gallen. Nahe des Zusammenflusses der Fella und des
Tagliamento liegt Peuscheldorf, jetzt Venzons genannt, einst
ein wichtiger Handelsplatz und berühmte, sehr feste Straßen-
sperre. Deutsche Kaufleute, Frächter, Händler und Wirte
bildeten seine Bevölkerung. Dies war zur Zeit, von welcher
Giovanni da Sch io schreibt, daß damals in Vicenza mehr deutsch
als italienisch gesprochen wurde und daß diese Stadt früher ganz
deutsch war, was auch von Belluno, Treviso und Bassano galt.
Auch in Sibidat (Cividale), dem Geburtsorte des langobardi-
schen Geschichtsschreibers Paulus Diakonus, führen alte Karten
eine Anzahl deutscher Burgen auf. Die Zahl deutscher Namen
für Orte, Höfe, Burgen, Land und Leute in Friaul sind hier-
mit bei weitem noch nicht erschöpft.
Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bodo Ebhardt, Berlin-Erunewald.— Verlag: Burg »erlag. G. m. b. H., Berlin-Erunewald.
Druck: Imberg L Lefsvn , G, m. d, H.» Berlin SW 4L. Wilhelmstratze 118.
Ferner wurden eine stark verrostete om lange eiserne
Gewandfibel und eine eiserne kantige 6 ein lange Pfeilspitze
ausgegraben.
Wiederherstellungsarbeiten.
Schloß Nieclerschönhausen.
An dem ehemaligen Wohnsitz der Gemahlin Friedrichs
des Großen, Königin Christine Elisabeth, der in der letzten
Feit stark verfiel, werden gegenwärtig Erneuerungsarbeiten
vorgenommen, die sich zunächst auf das schadhaft gewordene
Dach erstrecken. Wünschenswert wäre, wenn nach dem Kriege
die Wiederherstellung des ganzen Baues erfolgen würde.
Verschiedenes.
Rathaus Neicienburg (Ostpr.)
Zur Errichtung eines neuen Rathauses in Neidenburg be-
willigte die Stadt Köln a. Rh. ihrem Patenkinde 2SOOOO Mk.
mit der Bedingung, dah nach Möglichkeit das Kölner Hand-
werk für den Innenbau herangezogen und Entwurf und Bau-
leitung dem Berliner Architekten Bodo Ebhardt, der bereits
seit ISIS an dieser Aufgabe arbeitet, übertragen werden.
Infolge der an diesen Beschluß anknüpfenden Zeitungsangriffe
beschloß die Vereinigung Berliner Architekten folgendes Rund-
schreiben:
„In der Mitgliederversammlung vom I. ds. Mts. (März)
hat die Ortsgruppe Groß-Berlin die aus Anlaß der Übertragung
des Neidenburger Rathauses an den Architekten lZOr4. Bodo
Ebhardt entstandenen Zeitungsnachrichten besprochen. Der
Vorfall veranlahte die Kölner Ortsgruppe zu einer Erklärung,
in der sie sich beklagt, dah die Stadt Köln als Patenstadt von
Neidenburg den Auftrag nicht einem Kölner Architekten an-
pertraut habe.
Das Vorgehen der Kölner Ortsgruppe soll keineswegs
einer Beurteilung unterzogen werden, obwohl sie Gelegenheit
hätte nehmen können, festzustellen, daß der Auftrag Herrn
Bodo Ebhardt von anderer Stelle bereits zugesichert war, als
die Stadt die Patenstelle übernahm. Wir stehen auf dem
Standpunkt, dah die Acchitektenschaft ein Anrecht auf die
Heranziehung zu den städtischen baukünstlerischen Aufgaben hat
und dieses bisher wenig zugestandene Anrecht der Öffentlich-
keit gegenüber zum 'Ausdruck bringen muß. Wir bedauern
aber, daß an die berechtigten Wünsche der Kölner Architekten
Zeitungsnachrichten anknüpfen, die — zum Teil ohne Nennung
der Verfasser — die Angelegenheit von der persönlichen Seite
behandelten und die Kunstweise Ebhardts unter Anwendung
versteckter Anspielungen herabzusehen bezweckten. Wir miß-
billigen diese Erscheinung um der Person des Angegriffenen
willen, der unser Mitglied ist, und weil sie geeignet ist, dem An-
sehen desArchitektenstandes in derOffentlichkeitAbbruch zu tun".
Der Vorstand. Hartmann, Bangert.
Neues Schloß Gießen.
Im „neuen Schloß" am Brandplah in Gießen ist auf
Anregung des Prof. Dr. Nob. Sommer eine „Gießener Kunst-
sammlung"eingerichtetund derÖffentlichkeit in vier stimmungs-
vollen Räumen zugänglich gemacht. Dieser Sammlung hat der
Geh. Baurat Otto von Nitgen-Berlin die Aquarelle seines
Vaters, des Wiederherstellers der Wartburg Hugo von Rügens
überwiesen, die höchst wertvollen Stoff zur Burgenkunde aus
allen Teilen Deutschlands enthält.
Gurg Ortenburg, Elsaß.
Die Burgen Ortenburg und Ramstein am Eingang des
Weilertales sollen demnächst verkauft werden. Die Geschichte
der Ortenburg läßt sich bis ln das Jahr 1000 zurückverfolgen.
Nach dein Aussterben des Geschlechtes der Ortenburger kam
die Burg um II7S durch Heirat an die Grafen von Zollern-
Haigerloch und Hohenberg, von diesen dann I2S7 an Rudolf
von Habsburg. Ortenburg und Ramstein wurden ISZZ von
den Schweden zerstört.
Königsberg, Oftpreußen.
Auf ein Huldigungstelegramm des Provinziallandtages
ging folgende Antwort des Kaisers ein: „Herzlichen Dank
für den treuen, mich sehr erfreuenden Gruß. Die Provinz
Ostpreußen steht meinem Herzen besonders nahe. Sie hat
auch in diesem Krieg die größten Opfer bringen müssen und
wird noch lange besonderer Förderung bedürfen, üm so
dankbarer wird gerade in Ostpreußen das Gottesgericht im
Osten empfunden werden. Dem schnellen Wiederaufbau und
aller treuen Arbeit für Ostpreußens Zukunft gehört mein
dauerndes wärmstes Interesse. Dem Landtag meinen
gnädigen königlichen Gruß. Gott helfe weiter bis zum end-
gültigen Sieg. Wilhelm k?.
läaurentiuskirche Seper.
Zum Schutze der Laurentiuskirche und deren Umgebung
gegen Verunstaltung ist eine Ergänzung des Ortsgesetzes
der Stadt Geyer erschienen. Nach ihr sind Aenderungen und
Ausführungen von Bauwerken zu untersagen, die durch
Form und Farbe und gewählten Baustoff das Aussehen der
Hauptkirche mit Wachtturm beeinträchtigen. Innerhalb des
Schutzgebietes dürfen die Gebäude nicht als Ziegelrohbauten
errichtet und nur mit Schiefer gedeckt werden.
Kriaul.
Friaul, hergeleitet vom altrömischen l?orrmi äulü war ehe-
mals eine selbständige italienische Landschaft gleich n Namens.
Im 6. Jahrhundert eroberten sie die Langobarden und erhoben
sie zum Herzogtum. Die Hauptstatt des damaligen Friauls,
begrenzt vom Tagliamento, den Norischen und Julischen Alpen
und dem Flusse Formio war Cividale. Erst das neue Friaul
hat unter der italienischen Herrschaft üdine zur Hauptstadt
erhalten. Cividale, das alte Forum Julii, hatte der erste
Langobarden-Herzog zur Residenz gemacht. Zur Zeit der
Hohenstaufen war ein großer Teil Friauls deutsch und von
Deutschen besiedelt. Die Burgen in Friaul gehörten alle deut-
schen Adeligen, zumeist alten Lehensträgern der Patriarchen
von Aquileja. Die Herzoge von Österreich und Bayer,,, die
Grafen von Tirol, Görz, Eppenstein, Hohenzollern, Treffen,
Ortenburg, Sponheim, Moosburg, Peilstein, Auersberg,
Starhemberg, Zeltschach, die schwäb. Montforts, die Herren
von Marchland, die Wallsee, die Wells, welche später den Namen
Volloredeo annahmen, die Eberstein, die von Flaschberg
(Belgrads), die Schärfenberg waren durchweg im Lande be-
gütert. Es gab zwar eine Anzahl friaulischer Geschlechter mit
italienischen Namen, doch auch das waren Deutsche, die sich nur
nach Örtlichkeiten mit italienischen Bezeichnungen nannten.
Nordöstlich von Weiden, dem heutigen üdine, liegt die Burg-
ruine Perchtenstein, jetzt Partistagno. In dam Winkel Friauls,
der von Cividale gegen den Isonzo vorspringt, liegen die Dörfer
und Höfe Grüneck, Trusgenach, Loch, Fuodcr, Poder, Linder,
weiter oben, unweit der Grenze die Burg Rufinberg. Auf den
Bergen längs des Isonzo liegen die Ortschaften Puschner,
Stecger, Fogring, Kuscher und Langh und bei Kadrup-Codroipo
stand früher Burg Münchenberg. Auch im südlichen Fellatale
begegnet man Spuren untergegangcnen Deutschtums. Der Ort
Moggio hieß früher Moosach und war eins Klosterfiliale von
St. Gallen. Nahe des Zusammenflusses der Fella und des
Tagliamento liegt Peuscheldorf, jetzt Venzons genannt, einst
ein wichtiger Handelsplatz und berühmte, sehr feste Straßen-
sperre. Deutsche Kaufleute, Frächter, Händler und Wirte
bildeten seine Bevölkerung. Dies war zur Zeit, von welcher
Giovanni da Sch io schreibt, daß damals in Vicenza mehr deutsch
als italienisch gesprochen wurde und daß diese Stadt früher ganz
deutsch war, was auch von Belluno, Treviso und Bassano galt.
Auch in Sibidat (Cividale), dem Geburtsorte des langobardi-
schen Geschichtsschreibers Paulus Diakonus, führen alte Karten
eine Anzahl deutscher Burgen auf. Die Zahl deutscher Namen
für Orte, Höfe, Burgen, Land und Leute in Friaul sind hier-
mit bei weitem noch nicht erschöpft.
Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bodo Ebhardt, Berlin-Erunewald.— Verlag: Burg »erlag. G. m. b. H., Berlin-Erunewald.
Druck: Imberg L Lefsvn , G, m. d, H.» Berlin SW 4L. Wilhelmstratze 118.