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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 4
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Fischer, Karl Theodor: Mainzer römische Baudenkmäler im Gewande des neuzeitlichen Bebauungsplanes
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0047

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Der Burgwart

Zeitung öerVeremigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Boüo Cbharöt, Architekt, Berlin-Grunewalö
Vurgverlag, G.m.b.tz., Berlin-Grunewalö

1Y. Zahrg.

Ser Burgwart erscheint achtmal jährl. Bezugspreis 1S,50Mk. jährl. Mitglieder der Vereinigung zur Er-
haltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag I S Mk. jährl.) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus

Nr. 4.

Mainzer römische Baudenkmäler
im Gewände des neuzeitlichen Bebauungsplanes.
Von Stadtingenieur Karl Theodor Fischer. Mainz.
ie im i. Jahrhundert vor Christi Geburt beginnende Römerherrschaft am Rhein kennzeichnet
sich in der Geschichte durch eine fortlaufende Reihe von Kämpfen gegen die Germanen, in
welchen die römischen Feldherren Drusus, Trajan. Lonstantin und Julian besonders hervorge-
treten sind. Drusus wird die Anlage einer großen Dahl befestigter Lager am Rhein zugeschrieben,
worunter das Mainzer Oastrum eines der bedeutendsten war wohl aus dem Grunde, weil hier
durch den Zusammenfluß des Maines und Rheines eine wichtige strategische Lage geschaffen
war. In der Folge entstanden noch die dem Oastrum benachbarten kleineren auf Abb. 16 er-
sichtlichen Befestigungsanlagen, wie das gegenüberliegende Oas'sIIum Natt-iaoovum beim
heutigen Stadtteile Mainz-Kastel, welches der von Drusus geschlagenen Rheinbrücke als Schutz
zu dienen hatte, ferner das Kastell auf der Mainspitze, dessen Grundmauern im Jahre 1633
gesunden wurden, sowie jenes auf dem Weisenauer Berg; elfteres wurde unter Trajan, letzteres unter
Hadrian errichtet.
Zusammenhängend mit diesen militärischen Anlagen war die Gründung der bürgerlichen Kolonie an der
Stelle der heutigen Mainzer Altstadt. Aus ihr hat sich die geschlossene Stadt (oivitas) mit städtischer Verwaltung
Ende des 3. Jahrhunderts entwickelt, und in dieser Zeit dürfte auch die Errichtung der römischen Stadtmauer zu
suchen sein, aus deren Überreste sich die spätere mittelalterliche aussehtc.
Die politischen Ziele zu erreichen, deren Besprechung hier nicht der Ort ist. war den Römern versagt geblieben;
denn im Jahre 406 haben germanische Stämme die Stadt und Festung NoZoutiaoum eingenommen und zerstört,
wodurch der Herrschaft der Römer am Rheine ein Ende gesetzt wurde. Es sind uns aber Baudenkmäler, die zum
Oastrum in Beziehung gestanden haben, bis aus den heutigen Tag erhalten geblieben, und im nachfolgenden sollen
die drei wichtigsten, nämlich das Oastrum, die Römische Wasserleitung und das Drususdenkmal besprochen werden
im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan der jüngsten Mainzer Stadterweiterung.
1. Das Oastrum.
Von den genannten Baudenkmälern nimmt das Oastrum die erste Stelle ein, es ist gewissermaßen der Er-
zeuger der beiden anderen Denkmäler: nämlich der römischen Wasserleitung und des Drususdenkmales; zwischen
ihnen besteht nicht nur geschichtlicher, sondern auch örtlicher Zusammenhang. Während aber die Wasserleitung
und das Drususdenkmal in ihren sichtbaren Formen das Merkmal beachtenswerter Architekturteile in dem neu zu
schaffenden Stadtbilde zum Ausdruck bringen, entbehrt dieser Eigenschaft das Oastrum, dessen Häuser- und Mauer-
reste nicht mehr über den Erdboden heraustreten. So nimmt das Oastrum in höherem Maße das Interesse des
Altertumsforschers als das des Städtebauers in Anspruch, dessen Arbeitsgebiet durch die aufgehenden Formen
räumlicher Gebilde umschrieben wird.
Gleichwohl erwecken dis örtlichen Verhältnisse des Oastrums allgemeine Aufmerksamkeit, da sich dasselbe
an der Stelle befand, für welche der neueste Bebauungsplan der Stadt Mainz Geltung erlangt hat. Die sogen,
neupreußische Befestigung bildete bis vor kurzem die Grenze der Mainzer Besiedelung, hier endete der Kästrich-
stadtteil. Die Auslassung im Fahre 1905 machte den Weg frei für das Vorrücken der städtischen Bebauung in
die ehemaligen Gefilde der römischen Legionen. Schon längst hätte ja der Forschergeist eindringen können in die
unter der Erde schlummernden Reste römischer Bautechnik, wenn nicht die neuzeitlichen Festungsanlagen den Ein-
 
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