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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr.1
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Ziesemer, Walther: Balga
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Ciechanow
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0024

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10

Tüchtige, in der Ordensgeschichte bedeutende Männer haben das Komturamt zu Balga bekleidet: Dietrich
von Altenburg, Winrich von Kniprode, Henning Schindekopf, Ulrich von Jungingen, Graf Friedrich von Zollern,
Heinrich Reuß von Plauen u. a. Als 1466 nach dem zweiten Thorner Frieden Westpreußen an Polen kam und
der Hochmeistersitz von Marienburg nach Königsberg verlegt wurde, vereinigte man das Amt des oberstenTrapiers,
-er bis dahin in Christburg residierte, mit dem des Komturs von Balga. Aber schon im Fahre 1499 wurde Balga
als Komturei ausgehoben, wohl weil es verwaltungstechnisch für Ostpreußen ungünstig gelegen war, und einem
Hauskomtur unterstellt; die Einkünfte wurden zum Unterhalt des Hochmeisters und seines Fürstenhofs gezogen.
Als das Ordensland 1525 zu einem weltlichen Herzogtum umgestaltet wurde, verlieh Herzog Albrecht dem
Bischof Georg v. Polenz das Amt Balga zu seiner Residenz. Aber unter den Bauernunruhen und dem konfessio-
nellen Hader hatten die Bewohner der Burg einen schweren Stand. Die Schwedenkriege des 17. Jahrhunderts
waren für Balga verhängnisvoll. Zn Pillau, wo damals das einzige Tief sich befand, war Gustav Adolf gelandet,
dieser Ort wurde strategisch von Bedeutung. Balga dagegen verlor seinen strategischen Wert, und die
Kosten zu einer dauernden Unterhaltung der Burg waren nicht vorhanden. So wurden denn die mächtigen Blöcke
aus Kähnen und im Winter aus Schlitten über das Haff nach Pillau geschafft, um die dort neu angelegte Festung
zu verstärken. Seit 1673 arbeitete die Pillauer Garnison an dem Ausbrechen der Steine der Burg; noch 1708
gewährte der mächtige Bau reiche Ausbeute. Und was die Menschenhände verschonten, das rissen die Wogen des
Haffs an sich. Jahraus, jahrein spülten sie gegen die hohen Ufer, und die Sturmfluten rissen manch Mauerwerk
in die Tiefen. Noch heute sieht man, wie der ganze Haffstrand von Trümmern der Mauerwerke angefüllt ist. Und
wenn der Schiffer auf dem Haff an den verfallenen, heute von dichtem Laub bewachsenen Ruinen von Balga
vorbeisührt, dann tönt ihm — nach altem Schifserglauben — aus den Tiefen wohl ein wunderbares Läuten ans
Ohr, und wenn ihm das Glück hold ist, sieht er auch gar im klaren Wasser aus dem weißen Sande das alte Schloß
in märchenhafter Schönheit.
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Ciechanow.
Burg Ciechanow, deren Ansicht wir in dieser Nummer des Burgwarts bringen, liegt bei dem gleich-
Städtchen in der Nähe von Praßnitz, wo sich 1914 und 1915 so schwere Kämpfe abspielten. Zur
Zeit der Errichtung der mächtigen Burg — im 15. Jahrhundert — gehörte jene Gegend zum Herzogtum
Masovien; sie diente zweifellos zum Schutze gegen die Einfälle des Deutschen Ordens in die masovischen
Grenzlande. Die Bauart verrät deutlich die Einflüsse der Ordensbaukunst. Selbst auf demBilde läßt sich erkennen,
daß die ungemein starken Mauern und Türme eine nachträgliche Erhöhung erfahren haben, die, wie aus den Schieß-
scharten zu ersehen ist, auf die Anwendung von Feuergeschützen berechnet war. Zu polnischer Zeit war Ciechanow
Sitz eines Kastellans und eines Starosten, auch tagte hier das Landgericht. Von 1795—1807 war es preußisch.

Burgenschau.
Die mit > versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Quellenangabe gestattet
Wiederherstellungsarbeiten.
Ordensburg Neuenburg. Kurland.
Zwischen Tuckum und Noblen liegt die im Fahre 1201 er-
baute Burg Neuenburg, die sich seit lSöö ununterbrochen im
Besitz der Freiherren von der Recke befindet. Neuenburg ge-
hört zu den wenigen Ordensbauten, die nicht zerstört worden
sind und ohne wesentliche Veränderungen bis in die Neuzeit
in bewohnbarem Zustande erhalten blieben. Erst während der
russischen Revolution 1905/06 wurde die Burg verwüstet und
ausgebrannt. Der jetzige Besitzer läßt den Bau in seiner ur-
sprünglichen Anlage wiederherstellcn. Seit Fahren wird an der
Erneuerung der Burg, die jetzt in der Hauptsache abgeschlossen
ist, gearbeitet.
Verschiedenes.
Deidenburg.
Zur Erinnerung an die Schlacht bei Tannenberg fand
unter großer Beteiligung auf dem Ehrenfriedhof Frankenau,
Kreis Neidenburg, eine Gedenkfeier statt, zu der auch von weit
her Angehörige der hier ruhenden Helden erschienen waren.

Der Wiederaufbau Solciaps.
Die Wiederaufbauarbeiten in Eoldap und Nominten wur-
den kürzlich von dem früheren Oberprüsidenten der Provinz
Ostpreußen, Exzellenz von Batocki, und dem Regierungs-
präsidenten Grafen Lambsdorf in Begleitung des Landrates
von Gehren in Augenschein genommen.
Der Wiederaufbau Darkehmens.
Die Stadt Dresden beabsichtigt demnächst eine Abordnung
von Herren nach ihrer Patenstadt Darkehmen zu entsenden,
zur Besichtigung der Wiederaufbauarbeiten in dieser Stadt.
Schloß Niederaichbach, Lapern.
Durch Kauf ging das Schloß Niederaichbach mit Grundbesitz
an Otto von Mendelssohn-Bartholdy in Berlin über.
Gurg Drifels (Ich. Pfalr).
Der letzte große Sturm hat auch auf der alten Veste Trifels
schwer gehaust. Die ganze Nestaurationshalle mitsamt dem
Telephonhäuschen hat er zerschmettert. Das große Dach
wurde abgehoben und viele Meter weit in den Burghof ge-
schleudert, die Wände sind eingedrückt, die Balken geknickt,
sodah eine Wiederherstellung ausgeschlossen sein dürfte. Da
eine Ilnterkunftsgelegenheit für die Besucher des Trifels un-
bedingt erforderlich ist, die bisherige Wirtschaftshalle aber
nichts weniger als eine Zierde dieser stolzesten deutschen
Kaiserburg war, so darf man wohl hoffen, daß nach dem Krieg
ein würdiger, der Architektur der alten Burg angepaßter Neu-
bau entstehen wird.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. BodvEbhardt, Beriin-Grun-wald. — Verlag: Burgverlag, D. m. b. H., Berlin-Grunewald.
Druck: gmberg L Lesson, S. m. l>. H., Berlin SW 48, Wilhelmftrahe NS.
 
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