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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 7
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Schmidt, Albert: Burg Berneck im Fichtelgebirge
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0087

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worden war. So kam es, daß die unmittelbare Umgebung von Verneck und dieses selber ursprünglich in
die Hände des Stiftes St. Jakob in B a m b e r g kam. Mönche und Klostcrverwaltung scheinen sich aber
wenig um ihren waldigen Besitz gekümmert zu haben, der war zu entfernt, der Weg zu ihm zu schwer,
dennoch aber waren sie nicht sehr freudig erstaunt, als sie hörten, daß ungefähr in den fünfunddreißig Jahren
von 1168 bis 1203 ein Ulrikus aus dem Geschlechts der Waldpoten mitten in ihr Gebiet hinein und zwar
auf dem Burgberg von Berneck befestigte Niederlassungen erbaut hätte, ein Ereignis, das in jener ver-
kehrsarmen Zeit auch wohl anderwärts vorgekommen ist. Ulrikus der Waldpote hatte wohl erkannt, daß im
engen Bernecker Tale die uralte einzige Straße vom Main nach Böhmen, welche naturgemäß die Berge im
Herzen des Fichtelgebirges umgeht, aus der schon 400 Jahre vorher die Völker Karls des Großen gegen die
Wenden gegangen waren, gesperrt werden konnte und hatte dort sang- und klanglos seine Veste ausgerichtet.
Die Bischöfe ruhten aber nicht, bis Ulrich der Waldpote anerkannte, daß er die Burg von Berneck vom
Iakobsstift in Bamberg zum Lehen erhalten hätte, ein Verlangen, das ihn so ärgerte, daß er die Burg ver-
kaufte — an wen ist unbekannt.
Aber den Befestigungen war eine gewisse Wichtigkeit nicht abzusprechen, sie sperrten den Paß und den
Zug zu den nordwestlichen Teilen des Fichtelgebirges, lagen in wasserreicher Gegend auf einer Höhe,
die von den schwer zugängigen Bergen gedeckt war, aber durch ihre Türme eine weite Aussicht über die
nahen Berge gestattete, wie über das fernere Maintal bis zu den nahen Goldbcrgwerken von Gold-
Kronach. Man kann heute noch die merkwürdige Art zu bauen beobachten, die ältere Burgen an
den Berghang mit Vorliebe erstehen ließ, anstatt sie frei auf den Gipfel zu sehen, was wohl
in dessen Unzugängigkeit und in der Unzugängigkeit des waldbedeckten Hanges seinen Grund
hatte. Die Wichtigkeit der örtlichen Lage läßt verstehen, daß die Burg zu Berneck im Lause der
Zeit sich in den Händen verschiedener Dynastengeschlechter findet, die abwechselnd das Land in deren
Umgebung besahen, und die sämtliche Befestigungen nicht fallen ließen. Sie gehörten den Grasen von
Babenberg bis 1037, den Grafen von Andechs und Meran bis 1248, den Grafen von Orlamünde, aus
dessen Geschlechte die „weiße Frau" stammte bis 1338. In diesem Jahre war Berneck durch Erbverbindung
und Kauf an die Nürnberger Hohenzollernschen Burggrafen gefallen und zwar an Johann II. (1334—1337)
und Albrecht I., dem Schönen (1334—1661), der in der Tradition als Geliebter der Kunigunde, Gräfin
von Orlamünde, die als das Hohenzvllernsche Hausgespenst bekannte weiße Frau, genannt wird.
Infolge des Erscheinens der Hohenzvllern vollzogen sich in der Gegend im weiten Kreise, ja für das
Fichtelgebirge überhaupt, wichtige Ereignisse, die bis in die neueste Zeit in geschichtlicher Hinsicht sich fühl-
bar machten. Von Nürnberg aus waren die Hohenzvllern in die dunklen Wälder vorgedrungen, hatten
zunächst im Herzen der Berge die Burgen zu Wunsiedel und Hohenburg mit großem Grundbesitze erworben
und kamen nun auch in die nordwestlichen Gebiete, dort die alte freie Reichsstadt Eger, hier Bamberger
Besitztum meist in sriedlicherWeise durch Kauf, nachmal aber auch durch recht provozierte Händel schädigend,
bis das Markgrafentum Kulmbach-Bayreuth gänzlich ihr Besitz war. Mit dem Erscheinen der Hohen-
zollern, die nach und nach jede feste Burg erwarben, pflegte die Kolonisierung der Wälder und Wohlstand
zu kommen und auch für Berneck kam ein nachweisbarer Aufschwung.
Die alte, den Paß sperrende und die nahen Golbergwerke um Gold-Kronach schützende, Veste
behielt ihre Wichtigkeit. Sie war folgendermaßen angelegt: Es waren schräge Mauern, welche
den Hosraum v einschlossen, bei 0 war wahrscheinlich das Eingangstor, bei ^ und L standen
vermutlich die Wohnungen, an diese waren gegen die Höhe der „Kirchseite" durch Steilheit des
Berges und Felsen gesichert. Man richtete sich in der einfachen Anlage nach dem Gelände. In
unregelmäßigen Bogen zog sich die stückweise noch vorhandene Mauer V und 0. Bei I und L waren
einige tiefere Graben mit Mauerschuh angebracht, welche die Anlage gegen die nahe höhere Erhebung,
die, wie wir sehen werden, später ebenfalls befestigt wurde, schützen sollten. Die Burghut m deckte den
Eingang I?. Jede Seite des viereckigen Turmes war etwa 3 Meter breit, der Eingang ursprünglich in der
Mitte der Anlage und nur mit Leitern zu erreichen (Abb. 43). Im Laufe der Jahrhunderte war das
Gebäude mit Schuttmassen gefüllt, die 1723 der Markgraf Georg Wilhelm von Bayreuth wegräumen und
die Turmveste öffnen ließ und zwar geschah dies nicht, um das Bauwerk neu zu errichten oder ihm eine
andere Gestalt zu geben, sondern weil man bezeichnenderweise Schätze in dem Turme vermutete, die
man am markgräflichen Hofe zu Bayreuth jederzeit gut brauchen konnte, daß man nichts fand, bedarf
wohl nicht der Erwähnung.
 
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