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verkehrten und für
sein Haus verderb-
lichen Handlungen
gewöhnlich der
„Angeratene oder
Tolle" genannt
wird. In leichtsin-
niger Weise ver-
setzteund verschleu-
derte er im Lause
der Jahre eine
ganze Anzahl lei-
ningischer Güter,
z. B. viele Zehnte
auf dem Wester-
wald, Westerburgi-
sche Mühlen, den
Schloßwald zu We-
sterburg u. v. a.
Während des 30-
jährigen Krieges
vergrub er im We-
sterburger Schlosse
einen größeren
Schah, konnte aber
hernach den Ort der Vergrabung nicht mehr angeben. Spätere Versuche, den Schah zu heben,
blieben stets ohne Erfolg. — Im Jahre 1641 brannte die untere Stadt Westerburg oder die soge-
nannte Lehrgasse (jetzt Löhrgasse) ganz ab, wodurch großer Schaden entstand. — Reinhard III. starb
nach einem höchst bedauernswerten Leben, 81 Jahre alt, am 14. Oktober 1655 zu Westerburg. Da sein
einziger Sohn früh gestorben war, fiel die Herrschaft Westerburg an die Schaumburger Linie. Lbristoph,
der jüngste Sohn Georgs I., hatte viel unter den Schrecknissen des 30 jährigen Krieges zu leiden. Die
Herrschaften Schaumburg und Schadeck waren 1626 schon verheert, die Dörfer geplündert, das Vieh
weggeschleppt, die Untertanen geflohen, in der Herrschaft Westerburg blieben nur noch 50 Bürger und
Bauern übrig, 1634 konnte Christoph keine 30 mehr zusammenbringen. All dieses Elends wurde er so
überdrüssig, daß er mehrmals nahe daran war, seine Herrschaften zu verkaufen und sein Leben als Privat-
mann im sremdenLande zu beschließen. Christoph starb 1635 mitten unter den Anruhen des 30 jährigen
Krieges. Es folgte ihm sein Sohn Georg Wilhelm (1619—1695). Am die Ansprüche der Gräfin Marie
Juliane zu Wied, der Tochter Reinhards III. zu Leiningen-Westerburg, zu befriedigen, sah sich dieser,
da ihm infolge der Drangsale des 30 führ. Krieges größere Summet: nicht zur Verfügung standen, genötigt,
die Herrschaft Schaumburg, die fast 400 Jahre in der Familie gewesen war, 1656 an die Gräfin Agnes
von Holzapfel, die Witwe des österreichischen Generals Pstcr Melander, für 40 000 Taler (weit unter
Wert) zu verkaufet:. Nun zahlte er der Gräfin Marie Juliane 24 000 Taler von dem Erlöse aus und bezog
das Schloß Westerburg, das jene aber vorher rein ausgeplündert hatte. — Anter Georg Wilhelm ist noch
zu erwähnen, daß 1690 der Blitz ins untere Gebäude im vorderen Hofe des Schlosses Westerburg einschlug,
wodurch das Gebäude ganz abbrannte, während Schloß und Ort gerettet wurden. Georg Wilhelm starb
am 22. November und ist zu Westerburg beigeseht. Seine Söhne stifteten besondere Linien und zwar
Graf Friedrich Wilhelm die Monsheimer Linie, Gras Johann Anton die Schadecker Linie, Graf Christoph
Christian die Alt-Leininger, Graf Georg II. die Neu-Leininger Linie. Die ersten beiden Linien erloschen
bald, ihre Besitzungen fielen zur Hälfte an die Alt-Leininger, zur Hälfte an die Neu-Leininger Linie, welche
heute noch blühen. Graf Christoph Christian (1658—1728), der Stifter der Alt-Leininger Linie, erhielt
außer einem Anteil an Westerburg noch die Hälfte der Grafschaft Leiningen, sein Bruder Georg II. (1666
bis 1726), der Stifter der Neu-Leininger Linie, bekam zu seinem Westerburger Anteil die andere Hälfte der
Grafschaft Leiningen, die Negierung sollte nach Vertrag die beiden Linien von nun an ein Jahr ums
verkehrten und für
sein Haus verderb-
lichen Handlungen
gewöhnlich der
„Angeratene oder
Tolle" genannt
wird. In leichtsin-
niger Weise ver-
setzteund verschleu-
derte er im Lause
der Jahre eine
ganze Anzahl lei-
ningischer Güter,
z. B. viele Zehnte
auf dem Wester-
wald, Westerburgi-
sche Mühlen, den
Schloßwald zu We-
sterburg u. v. a.
Während des 30-
jährigen Krieges
vergrub er im We-
sterburger Schlosse
einen größeren
Schah, konnte aber
hernach den Ort der Vergrabung nicht mehr angeben. Spätere Versuche, den Schah zu heben,
blieben stets ohne Erfolg. — Im Jahre 1641 brannte die untere Stadt Westerburg oder die soge-
nannte Lehrgasse (jetzt Löhrgasse) ganz ab, wodurch großer Schaden entstand. — Reinhard III. starb
nach einem höchst bedauernswerten Leben, 81 Jahre alt, am 14. Oktober 1655 zu Westerburg. Da sein
einziger Sohn früh gestorben war, fiel die Herrschaft Westerburg an die Schaumburger Linie. Lbristoph,
der jüngste Sohn Georgs I., hatte viel unter den Schrecknissen des 30 jährigen Krieges zu leiden. Die
Herrschaften Schaumburg und Schadeck waren 1626 schon verheert, die Dörfer geplündert, das Vieh
weggeschleppt, die Untertanen geflohen, in der Herrschaft Westerburg blieben nur noch 50 Bürger und
Bauern übrig, 1634 konnte Christoph keine 30 mehr zusammenbringen. All dieses Elends wurde er so
überdrüssig, daß er mehrmals nahe daran war, seine Herrschaften zu verkaufen und sein Leben als Privat-
mann im sremdenLande zu beschließen. Christoph starb 1635 mitten unter den Anruhen des 30 jährigen
Krieges. Es folgte ihm sein Sohn Georg Wilhelm (1619—1695). Am die Ansprüche der Gräfin Marie
Juliane zu Wied, der Tochter Reinhards III. zu Leiningen-Westerburg, zu befriedigen, sah sich dieser,
da ihm infolge der Drangsale des 30 führ. Krieges größere Summet: nicht zur Verfügung standen, genötigt,
die Herrschaft Schaumburg, die fast 400 Jahre in der Familie gewesen war, 1656 an die Gräfin Agnes
von Holzapfel, die Witwe des österreichischen Generals Pstcr Melander, für 40 000 Taler (weit unter
Wert) zu verkaufet:. Nun zahlte er der Gräfin Marie Juliane 24 000 Taler von dem Erlöse aus und bezog
das Schloß Westerburg, das jene aber vorher rein ausgeplündert hatte. — Anter Georg Wilhelm ist noch
zu erwähnen, daß 1690 der Blitz ins untere Gebäude im vorderen Hofe des Schlosses Westerburg einschlug,
wodurch das Gebäude ganz abbrannte, während Schloß und Ort gerettet wurden. Georg Wilhelm starb
am 22. November und ist zu Westerburg beigeseht. Seine Söhne stifteten besondere Linien und zwar
Graf Friedrich Wilhelm die Monsheimer Linie, Gras Johann Anton die Schadecker Linie, Graf Christoph
Christian die Alt-Leininger, Graf Georg II. die Neu-Leininger Linie. Die ersten beiden Linien erloschen
bald, ihre Besitzungen fielen zur Hälfte an die Alt-Leininger, zur Hälfte an die Neu-Leininger Linie, welche
heute noch blühen. Graf Christoph Christian (1658—1728), der Stifter der Alt-Leininger Linie, erhielt
außer einem Anteil an Westerburg noch die Hälfte der Grafschaft Leiningen, sein Bruder Georg II. (1666
bis 1726), der Stifter der Neu-Leininger Linie, bekam zu seinem Westerburger Anteil die andere Hälfte der
Grafschaft Leiningen, die Negierung sollte nach Vertrag die beiden Linien von nun an ein Jahr ums