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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 5
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Anthes, Eduard: Die Burgen und Schlösser von Schlitz in Oberhessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0058

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Abb. 25. Schlitz, Blick auf die Vorderburg und das Westportal der Kirche.

gleicher Zeit hat Dekan Schmidt bei der elfhundertjährigen Gründungsfeier der ehrwürdigen Kirche, unter Mit-
wirkung mehrerer Geschichtskundiger, denselben Gegenstand aus etwas breiterer Grundlage behandelt (Elf Jahr-
hunderte Schützer Geschichte 1912). Das, woraus es uns hier ankommt, ist beide Mal nur im Vorübergehen ge-
streift. Zu um so größerem Dank bin ich daher Herrn Oberpsarrer Knodt verpflichtet, der mir wertvolle, bisher
noch nicht benutzte Nachrichten aus dem gräflichen Archiv zugänglich machte und meine Nachforschungen an Ort
und Stelle freundlich unterstützte und förderte.
Auch alte Abbildungen von Schlitz gibts nicht viele; die älteste ist die in Meisners Sciographia von 1624
(Abb. 24). Sie gibt die Ansicht von Osten, müßte also alle Burgen der Oberstadt darstellen, läßt aber an Genauig-
keit viel zu wünschen übrig. Die späteren Ansichten, meist aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wie unser
hübscher Stahlstich Abb. 32 und die nach einem unveröffentlichten Pastellbild in Privatbesih hergestellte Abb. 31,
betonen vor allem das Malerische des Gesamtbilds und vereinfachen die Einzelheiten unter diesem Gesichtspunkt.
Zeichnerische Aufnahmen der Kunstdenkmäler liegen noch nicht vor; unsere nachfolgende Schilderung ist daher
nur als Erläuterung der schönen Bilder von O. Abbelohde aufzufassen, die den friedlichen Stimmungsgehalt
des Schlitzer Stadtbergs trefflich wiedergeben; einen Anspruch auf erschöpfende Behandlung aller Fragen, die
sich an die verschiedenen Anlagen knüpfen, kann unser Text nicht erheben.
Die Geschichte von Schlitz steht in engem Zusammenhang mit der von Fulda. Als vom Hl. Sturmius 744 in
Fulda das Kloster gegründet wurde, war die Gegend in weitem Amkreis noch wild und öd, aber doch nicht unbe-
wohnt. Nun setzte rasch die Erschließung des Landes ein, und schon Herbst 812 konnte die vom Klosterbaumeister,
dem späteren dritten Abt Ratgarius erbaute Kirche in Slitese geweiht werden, das erste Gotteshaus, das in der
Gegend außerhalb der Bischofsstadt errichtetet wurde. Dies ist die erste sichere Nachricht über das Auftreten von
Schlitz in der Geschichte; alle Vermutungen, als sei die Kirche damals an die Stelle eines altgermanischen Heilig-
tums oder neben einem solchen erbaut worden, entbehren einer festen Grundlage, solange nicht beweiskräftige
Bodenfunde vorliegen, die aber gerade hier fehlen. Auch die Umgegend von Schlitz ist durchaus ohne Funde
gerade aus der Zeit, in die wir beim Auftreten des Bonisatius lind seiner Sendboten geführt werden.
Es ist zum mindesten wahrscheinlich, daß bald nach der Erbauung der Kirche die sich anschließende Siedlung
befestigt wurde. Daß das Land damals unsicher war, erfahren wir aus den Berichten über die Überführung der
Leiche des Bonisatius zu ihrer letzten Ruhestätte in Fulda, selbst wenn wir die übertreibenden Schilderungen
der Mönche aus ihr richtiges Maß zurücksühren. Aber wo lag diese Befestigung?
 
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