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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 5
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Anthes, Eduard: Die Burgen und Schlösser von Schlitz in Oberhessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0060

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Stadtraum zu vorhanden, so
werden sie nur aus Holzwerk
bestanden haben, das keine
Spuren hinterließ. Anter
diesen Umständen sollte inan
genau genommen nicht von
Burgen sprechen, sondern
eher von Schlössern oder
höchstens von festen Häusern;
wir behalten aber die von
jeher, auch im Mittelalter
schonüblicheBezeichnung bei.
Alle Burgen stehen, soweit
ihre heutige Gestaltung in
Frage kommt, mit Ausnahme
der Schachtenburg, in engster
Beziehung zu der die Ober-
stadt umziehenden Stadt-
mauer (s. die Abersichtsskizze
Abb. 33). Besonders gut läßt
sich dies von Westen aus er-
kennen, wo der im ganzen
wohl erhaltene Mauerzug,
allerdings vielfach ausge-
bessert und durch eine Reihe
von späteren Strebepfeilern
gestützt mit den beiden wich-
tigsten und ältesten Burgen,
der Vorder- und der Hinter-
burg, überschaut werden kann.
Die eigentümliche Ge-
stalt der ganzen Befestigungs-
anlage sowie die Vielheit der
„Burgen" aus verhältnis-
mäßig engem Rauin hat
ihren Grund in den Besitz-
verhültnissen der Herren von
Schlitz. Obwohl ihre Ge-
schichte noch nicht bis in die
ältesten Zeiten hinein auf-
geklärt ist, läßt sich das doch
mit Klarheit erkennen. Schon
1261 haben wir zwei offenbar
gleichberechtigte Herren, zwei
Brüder, in Ober-und Nieder-
schlitz kennen gelernt. Ähn-
liche Verhältnisse setzten sich
fort, und in der zweiten Hälfte
des 14. Jahrhunderts waren
in Schlitz drei Stämme von
Herren gleichen Namens und
gleichen Wappens ansässig, die sich nach verschiedenen Besitzungen nannten. Der bedeutendste Zweig, zugleich
der, der die andern überdauert hat und noch blüht, war der der Herren von Schlitz, genannt von Görtz;
woher der Beiname stammt, ist noch nicht aufgeklärt, vielleicht kommt er von einem längst ausgegangenen
Ort. 1269 kommt ein Hermann de Slitese als vasallns des Abts von Fulda vor, und es ist nicht zweifelhaft,
daß die Herren von Schlitz von den ältesten Zeiten an sämtlich Lehensleute der Fulder Äbte gewesen sind.
In der Zeit, in der wir klar sehen, waren Stadt und Burg zwar ein Ganzes, aber zu ungleichen Teilen unter
die einzelnen Stämme verteilt. Es liegt leider in der menschlichen Natur begründet, daß selbst Brüder nicht immer
einträchtig nebeneinander wohnen. So ergaben sich auch hier aus der Vielheit der Besitzer mancherlei zeitweilig
recht scharfe Mißhelligkeiten, wenn es sich dabei meist auch nur um Kleinigkeiten handelte. Man kann Schlitz als
eine große Ganerbenburg mit allen ihren Anzuträglichkeiten bezeichnen, nur daß die Mitbesitzer nicht in einem
einzigen Haus wohnten, wie in vielen Ganerbenburgen, sondern daß innerhalb desselben großen Berings ver-
schiedene Burgen als Herrensitze zur Verfügung standen. Anschaulich belehrt uns über das alles ein im Ton der


Abb. 27. Schlitz, westliches Burghaus der Hinterburg.
 
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