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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 5
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Anthes, Eduard: Die Burgen und Schlösser von Schlitz in Oberhessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0062

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Abb. 29. Schlitz, die Hinterburg von Süden.

inaßen, als ob es ihr eigene
Sache wäre."
Ein anderes für die Bau-
geschichte wichtiges Aktenstück
ist die vom „Görtzischen Rat
der Vorder- und Hallenburg"
Mercklin verfaßte „Nachricht,
was vor Iahrzahlen anGörtzi-
schen Schlössern zu Schlitz
anno 1694 befindlich gewe-
sen." Die Angaben werden
an der gehörigen Stelle be-
nutzt.
Jedenfalls liegen die hier
und in zahlreichen anderen
urkundlichen Quellen deutlich
zutag tretenden verwickelten
Besitz- und Rechtsverhältnisse
des Mittelalters dem Grund-
plan der ganzen Befestigungs-
anlage zugrund; sie bietet ein
eigentümliches, in seinen
wesentlichen Zügen noch wohl
erhaltenes Bild. Die Ge-
samtanlage hat nirgends einen
Zwinger gehabt; das soge-
nannte Würzgürtlein vor der
Vorderburg ist wohl nur aus
Haushaltungsgründen der
Mauer vorgelegt worden,
irgendwelche Bedeutung für
die Verteidigung besaß es
nicht. Die Stadtmauer hatte,
wie sicher vorausgesetzt wer-
den darf, einen Wehrgang,
von dem allerdings nichts
mehr erhalten ist. Aus der
Westseite finden sich zwei
Schießscharten in etwa halber
Höhe der Mauer, die eine mit
einem Schießloch von rhom-
bischer Gestalt, die andere zu
einem Fensterchen erweitert.
An einen Graben kann bei
der Gestalt des Stadtbergs
nur auf der nördlichen, der
Angrisfsseite, gedacht werden,
wo auch die einzige Stelle
ist, an der in späterer Zeit ge-
wisse Änderungen oder Er-
weiterungen vorgenommen
worden zu sein scheinen.

Doch ergibt sich hier kein klares Bild, da durch die Anlage neuer Straßen vieles zerstört und umgestaltet worden
ist. Hier lag auch das eine der beiden Tore, die Oberpforte. Es hat sich zwar neben der Schloßapotheke ein
spätgotisches Türgewände zum Teil erhalten, doch muß unentschieden bleiben, ob es nicht einer späteren Zeit
seinen Arsprung verdankt. Die Anterpsorte gewährte Zugang zur Stadt von der Südostseite aus. Jedenfalls
macht die ganze Beringung wenigstens in ihrer Anlage den Eindruck hoher Altertümlichkeit.
An die feste Oberstadt hat sich dann in überaus unregelmäßigen Zügen schon früh die immer offen gebliebene
Anterstadt mit mehreren Vorstädten angeschlossen, besonders nach Norden, Osten und Süden. Die engen, krummen
und zum Teil sehr steilen Gassen mit ihren recht stattlichen, neuerdings vielfach wieder vom Putz befreiten Holz-
häusern bieten das höchst malerische und anziehende Bild eines oberhessischen Landstädtchens mit allerlei alter-
tümlichen Einzelheiten, zu denen auch die Holz- und Düngerhaufen vor den Häusern gehören.
Auf weitere geschichtliche Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht die Stelle. Erwähnt sei aber noch, daß nach
 
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