1425 nur der jetzt noch blühende Stamm derer von Schlitz genannt von Görtz vorkommt, daß somit von da ab die
sämtlichen Besitzungen in einer Hand waren, wie es bis heut geblieben ist.
Bei unserem Rundgang beginnen wir mit der wohl ältesten Burg, mit der der Angriffsseite zunächst gelegenen
Vorderburg (Abb. 25 und 30), die zunächst dazu bestimmt war, die von Norden her in die Stadt führende
Oberpforte zu decken. Rechts von der Stelle der längst verschwundenen Pforte dehnen sich vor uns die stattlichen
Gebäude der Vorderburg. So wie sie heute dastehen, bilden sie eine geschlossene Baugruppe, deren ältester Teil
der aus der Mitte ausragende viereckige Turm ist. Daß er älter ist, als die zu seinen beiden Seiten anschließenden
Schloßflügel, geht daraus hervor, daß diese nur an ihn angestoßen sind. Der Turm erhebt sich in drei, sich nach
oben nur wenig verjüngenden Geschossen; es ist nicht ausgeschlossen, daß er ursprünglich um einen Stock höher war.
An den Ecken zeigt er Quader, sonst Bruchsteine; Spuren von Veränderungen sind zu bemerken. Die Erbauungs-
zeit läßt sich bei dem Fehlen von bezeichnenden Ziergliedern nicht ermitteln. Zm 18. Jahrhundert wurde das
Innere als Treppenhaus für eine hölzerne Stiege eingerichtet und getüncht. Die beiden an den Turm angebauten
Flügel entstammen verschiedenen Zeiten, die durch den Wappenschmuck und durch Inschriften festgelegt werden.
Der dreigeschossige Ostflügel, der jetzt zu Amts- und Wirtschaftszwecken benutzt wird, birgt in seinein Innern die
Beweise, daß an der Stelle vor seiner Errichtung bereits ein älterer Schloßbau gestanden hat; nach Osten zu hat
sich in den Räumen zu ebener Erde der Stumps eines runden Turms erhalten. Von diesem älteren Bau ist in dem
oben genannten Burgfrieden die Rede. Zn der Eingangshalle finden sich drei hübsche steinerne Türen in den
Formen der späteren Gotik, zwei von ihnen zeigen das Steinmehzeichen des Nickel Frank, mit dem er 1598 seine
Unterschrift begleitet. Er hat auch an der Kirche gearbeitet. In denselben Formen ist auch die'Hofseite des Ein-
gangsportals gehalten; die Steinmetzarbeit ist ländlich derb, aber ganz wirkungsvoll. An dieser Tür sind dieWappen-
schilder des Erbauers Eustachius von Schlitz gen. von Görtz (1527—1598) und seiner Gemahlin geb. v. d. Hees
mit denen der beiderseitigen Ahnen angebracht, links Heerdt, Klippel, Görtz und Boyneburg; rechts Trohe, v. d.
Hees, Buchenau und Bleidenbach zu Breidenstein. Damit wird die Erbauung dieses Flügels in die Mitte des
16. Jahrhunderts verlegt. Zu bedauern ist, daß um 1800 ein spätgotischer, alle Geschosse durchlaufender Erker
der Hofseite abgebrochen wurde.
Der westliche Flügel der Vorderburg wurde von dem Sohn und Nachfolger des Eustachius, Wilhelm Bal-
thasar (1598—1631) errichtet. Dies kündet sein und seiner Gemahlin geb. v. Riedesel Wappen mit der Zahl 1600
über dem reich geschmückten Kellereingang (Abb. 30). Da wo die beiden Flügel in stumpfem Winkel aneinander