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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 5
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Anthes, Eduard: Die Burgen und Schlösser von Schlitz in Oberhessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0064

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50



Abb ZI. Schlitz von Osten um I8S0.

stoßen, ist außen im Würz-
gürtlein in I m Höhe fol-
gende Inschrift eingemau-
ert: ^O. VX. LIDO. Mit.
blV8474. V.8.6.V. 00KT2.
I).
Darüber ein Steinmetz-
zeichen, darunter aus zwei
Quadern das Versatzzeichen
II. Eine nur in alter
Abschrift erhaltene 1694 be-
reits verschwundene Inschrift
meldet von einem Umbau
der Vorderburg mit den
Worten. . . partim vetu-
8tg.to oollapsum instaurari,
partim clo novo oxtrui
(iussit). Das Innere auch
dieses Flügels ist bewohnt;
es zeigt wie der Ostflügel in
seinem Untergeschoß mäch-
tiges Holzwerk. Von weitem
fallen die stattlichen geschweiften Renaissancegiebel ins Auge, die wie die ähnlichen Bauteile der Hinterburg
dem Gesamtbild das Gepräge geben. Der vorliegende Hof (Abb. 29) will in seinem jetzigen Zustand nicht
recht zu den altersgrauen Schloßbauten stimmen; zwar steht darin ein alter wohlerhaltener Ziehbrunnen
mit solidem hölzernem Räderwerk, der auf der Hohkönigsburg getreu nachgebildet wurde (Abb. 50) und
auch das später hinzugefügte Treppentürmchen wirkt recht malerisch, das aus dem Hof in das Würzgärtlein
und weiter in die Wiesen hinabführt. Aber neue Scheunenbauten und eine nüchterne Abschlußmauer nach
der Kirche zu lassen die Raumwirkung des weiten Platzes nicht zur Geltung kommen. Freigelegt würde die
ganze Bautengruppe, Burgen und Kirche, eins der stimmungsvollsten Stadtbilder Oberhessens bieten, ohne daß
etwa besondere gärtnerische Anlagen erforderlich wären. Dabei würde auch das alte Benderhaus, dem Burg-
ausgang gegenüber, zur Geltung kommen; der hohe Fachwerkbau aus 1600 zeigt an seiner Tür denselben
Schmuck wie der Kellereingang der Vorderburg. Wie der Name zeigt, diente das Benderhaus als Schloßküferei;
es ist der einzige Überrest der alten zur Burg gehörigen Wirtschaftsgebäude.
Jenseits des Kirchplatzes erhebt sich das zweite der alten Schlösser, die Hinterburg (Abb. 29). Anter
diesem Namen werden drei räumlich getrennte Bauten zusammengesaßt. Vor allem der freistehende runde Hinter-
turm mit Z5 m Höhe und etwa 7 m Durchmesser. Trotzdem Schlitz guten Sandstein besitzt, sind zu seinem Aufbau
keine Quader in regelmäßigen Schichten oder gar Buckelquader verwendet; man hat sich mit Bruchsteinmauer-
werk begnügt. Der einfache nicht profilierte Rundbogen des vom Wehrgang in den Turm führenden Türchens
reicht nicht aus, um die Entstehung des Turms in die romanische Zeit zurückzuverlegen; die Erbauungszeit bleibt
vorerst unbestimmt. 1906 ist der nach einer Zeichnung des 17. Jahrhunderts einst vorhandene massive kegelförmige
Turmhelm wieder zugesügt worden. Eine nicht gerade häufige Besonderheit hat der Turm: unmittelbar unter
dem übrigens stark ergänzten Zinnenkranz treten vier horizontale Steinplatten aus der Mauer heraus, deren
jede zwei kreisrunde Öffnungen nebeneinander zeigt. In der Einrichtung ist wohl ein den Pechnascn verwandtes
Verteidigungsmittel zu erkennen.
Ein neuer, mir wenige Meter langer hölzerner Wehrgang vermittelt den Verkehr zwischen dem Turm und dem
östlichen der beiden Burghäuser. Es ist
möglich, daß einst eine steinerne Treppe
hinausführte; daraus scheint ein jetzt zu-
gemauertes Türchen in der Schmalseite
des Burghauses hinzudeutcn, doch ist
näheres nicht zu erkennen. Das stattliche
Haus selbst hat steinernen Unterbau und
zwei Obergeschosse aus Fachwerk; es dient
jetzt als Wohnung von Beamten, zu der
inan durch ein schlankes, der Mitte der
östlichen Langseite vorgelegtes Türmchen
emporsteigt. Über der Tür, in den
Wandungen eines Spitzbogens, stehen die
Wappen derer v. Eörtz und v. Klippel.
Ende des 15.Iahrhunderts waren Simon
und Ludwig v.Schlitz mit zwei Schwestern
Abb. 32. Schlitz von Süden um 1840. Klippel von Elkershausen vermählt;
 
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