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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

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Nr. 7
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0092

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Lurglehen Meißen
Die Gebäude des im 16. Jahrhundert der Familie von
Schleinitz gehörigen Burglehens waren in letzter Zeit stark ver-
fallen. Vor ihrem Untergang errettete sie Kommerzienrat
Bierling in Dresden, indem er dag Grundstück erwarb und die
Gebäude stilgerecht wieder Herrichten lieh. Die Gebäude ent-
halten 22 Kleinwohnungen und einige größere Räume für den
Meißner Geschichts- und Kunstverein.
Rothenburg o. Tbr.
Durch die Schaffung eines Grundvermögens zur Erhaltung
des altertümlichen Charakters Rothenburgs war es möglich
1916 für die Wiederinstandsetzung der Stadtmauer, Türme
und Basteien rund I I 700 Mk. zu verwenden. Das Vermögen
des Grundstockes beträgt jetzt rund 400 060 Mk.
Gurg an cier Wupper.
Im vergangenen Jahre wurde das Kegeldach des Boll-
werkturmes samt dem Ostgiebel fertig eingcdeckt. Für das
Museum, dem reiche Geschenke zugegangen sind, erwarb
der Verein unter anderem die reichverzierte Glocke der ehe-
maligen Abtei zu M.-Gladbach, um ihre Einschmelzung zu
verhüten.
Torturm Ritzin gen.
Wie berichtet wird, beschloß der Magistrat, den Großlang-
heimer Torturm wieder herzurichten.
Gurg Sreikenstein-Hsterreich.
Kürzlich kam die Burg durch Kauf von dem Fürsten Franz
Liechtenstein an einen Wiener Industriellen. Dieser beabsich-
tigt dieselbe bewohnbar zu machen. Dadurch wird die Burg
erhalten, der Bevölkerung aber als Ausflugsort entzogen.
Verschiedenes.
Gurg Lisenharcit bei Gelrig.
Der Kreis Zauch-Belzig beabsichtigt, die aus dem 12. Jahr-
hundert stammende Burg Eisenhardt anzukaufen und zum
Landcatssih umzugestaltcn. Die Erhaltung eines solch wert-
vollen und geschichtlich bedeutsamen Baudenkmals wird von
allen Burgen- und Kunstfreunden auf das Lebhafteste begrüßt
und befürwortet werden. — Unweit Belzig, urkundlich 949
erstmals erwähnt, erhebt sich auf unbedeutender Höhe die Burg
Eisenhardt, die anfangs unter dein Namen Burg Belzig er-
scheint. Unter ihren verschiedenen Burgmannen des 13. Jahr-
hunderts befindet sich auch ein Graf Bederich von Beltitz, ein
Verwandter des Sächsischen Hauses, welcher in dieser Gegend
den Deutschen Orden ansiedelte. Um 1257 kam durch Erbschaft
Burg und Grafschaft Belzig an Herzog Albrecht von Sachsen,
der sie durch seine Vögte verwalten ließ. In der Fehde des
Markgrafen Otto mit dem Pfeil von Brandenburg gegen den
Erzbischof von Magdeburg 1278 öffneten die sächsischen Herzöge
ihre Burg deni elfteren und verloren dadurch ihre Besitzung an
Magdeburg. Die Grafschaft gelangt jedoch nach verschiedenen
Besiherwechsel, unter denen sich auch die Markgrafen von
Brandenburg befinden, 1298 durch Heirat wieder an Sachsen.
Die Herzöge hielten dort häufig Hof, was für eine ausgedehnte
Burganlage spricht. Von den Erzbischöfen von Magdeburg
wird Eisenhardt wiederholt belagert, so auch 1395, in welchem
Jahre die Belagerer durch den herbei eilenden Kurfürsten
Rudolf IH. vollständig geschlagen werden. Einige Jahre später
werden aber Burg und Stadt von den Magdeburgern erobert.
Bald darnach muß aber die Burg wiederhergestellt worden sein,
da sie 1430 einen Angriff der Hussiten abwehrt. Im Dreißig-
jährigen Kriege erfolgt dann ihre vollständige Zerstörung.
Kurfürst Johann Georg III. läßt sie 1685 wieder aufbauen
und hält dort nach der Fertigstellung 1691 seinen Hof. Auch
Peter I. dein Großen diente sie 1712 als Nachtquartier. In den
Befreiungskriegen 1813 hatte der russische General Wittgenstein
eine Zeit lang dort sein Hauptquartier aufgeschlagen.AufVeran-
lassung König Friedrich Wilhelm IV. wurde 1849 der stark

zerfallene Bergfried, die Ringmauern und Rondele wiedcr-
hergestellt. Die Hauptanlage der Burg weist einschließlich des
starken Bergfriedes fünf runde Ecktürmc und das Torhaus,
das heute als Amtsgericht dient, zwei halbrund vorspringende
Türme, auf.
Ausführliche Darstellung der Burg Eisenhardt mit Ab-
bildungen in „Die deutschen Burgen" von Prof. Bodo Ebhardt,
Verlag Ernst Wasmuth, Berlin.
Durg Wilenstein, Rh. Pfalr.
Burg Wilenstein bei Kaiserslautern ging kürzlich durch
Kauf in bayerischen Staatsbesitz über. Zum Schutz des
Reichswaldes ließ Kaiser Friedrich I. die Burg erbauen. Ein
Rittergeschlecht gleichen Namens hatte sie zu Lehen. Später
kam Wilenstein an das Geschlecht Flörsheim und in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts kam ein Teil der Burg an das
Haus Falkenstein. Die Burg erhielt nun zwei Rittcrwoh-
nungen. Später kam der Flörsheimer Anteil an das Geschlecht
von Botheim, die Lehenshoheit des Falkcnsteiner Anteils
infolge Erbschaft von dem Landgrafen Hesso von Leiningen
an den Grafen Reinhard von Westerburg, der 1481 die Ober-
hoheit über den Falkensteiner Burganteil dem Kurfürsten von
der Pfalz abtrat. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg
so stark beschädigt, daß Gras Wilhelm Wirich von Falkcnstein
1664 auf seinen Anteil verzichtete. Längere Zeit war sie
unbewohnt. 1716 übertrug sie Kurfürst Johann Wilhelm
von der Pfalz seinem Oberjägermeister Fceiherrn von Haacke
zu Erblehen. 1719 erwarb er den Flörsheimer Anteil von dem
preußischen Obersten von Bohheim. Ein Nachkomme des
Freiherrn von Haacke erbaute 1766, das heute noch erhaltene
Schloß zu Trippstadt. Bis zu Ende des 18. Jahrhunderts
verblieb Wilenstein im Besitz der Familie von Haacke. Von
da an verfiel die Burg allmählich. Heute sind nur noch wenige
Reste vorhanden, so verschiedene Tragsteine des Wehrganges,
ein großes Stück der nördlichen Außenmauer vom Falken-
steincr Ritterhaus mit acht Fensteröffnungen und einer
Pforte. Vom Flörsheimer Burganteil sind noch Bastivns-
und Mauerreste übrig.
Rapelle San Antonio cle !a Rlori6a, Ma6ri6.
Die berühmten Fresken von Goya in der Kapelle San
Antonio de la Florida sind durch den Kerzenrauch seit langem
gefährdet. Dem Bildhauer Mariano Benlliure ist es gelungen,
daß für die Zwecke des Kultus neben der alten Kapelle eine
neue erbaut wird, während die erstere als Goya-Museum er-
halten bleibt.
Gurg Persen, Tirol.
Die G.ni.b. H. Burg Persen hat während des Krieges
mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Burg, die
als Offizierserholungsheim benutzt wird, ist ein Angriffsziel
feindlicher Fieger. Wenn durch die feindlichen Bomben
größerer Schaden nicht angerichtct wurde, so erfordert die
Verwaltung der Burg während des Krieges doch einen er-
heblichen Zuschuß ihrer Besitzer. Im Kaisersaal wird zum
Gedächtnis der gefallenen Burggenosscn eine künstlerische
Bronzetafel aufgestellt und auf dem benachbarten Tegatsch-
hügel ein Eichen-Heldenhain angelegt. Möchte in kommenden
Friedenstagen die südlichste Grenzvrste des alten Reiches
weit hinaus auf deutsches Land blicken.
Der Deutsche Volkshausbunci
tritt dafür ein, daß in deutschen Landen allerorten Volks-
Häuser erstehen, als Sammelstütten des Gemeinschaftslebens,
als Wahrzeichen deutscher Einigkeit in der Zeit des Krieges
und zum Gedächtnis unserer Gefallenen. In den Volks-
häusern und auf Grünflächen, die sie umgeben, sollen Männer
und Frauen aller Stünde, aller Parteien und Bekenntnisse,
jung und alt verständnisvoll zusammcnarbeitcn, um unsere
seelische und körperliche Bildung zu fördern, um unser öffent-
liches, unser politisches Leben zu durchgeistigen und unsere
Geselligkeit zu veredeln.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bobo Ebhardt, Berlin-Grunewald.— Verlag: Burg vertag, S. n>. t>. H-, Berlln-Srunewald.
Druck: gmberg L 4 efson, G, m. b. H-, Berlin SW 48, Wilhelmstrans 118.
 
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