Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 19.1918

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Ebhardt, Bodo: Wiedergabe einiger Druckseiten aus dem soeben erschienenen Werke: Die zehn Bücher der Architektur des Vitruv und ihre Herausgeber seit 1484
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34328#0096

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
82

I.. vmvvll Pornos l.l6^ -MTlt4V5 1^ c^vo
^Ql-rvk. V8 kX^OI.II'lObllkV^ XWlklOOlLVdl.
Flores cüta^iemer rü et utiliteri^iruerur^> comenrar/o^rciä/
üüeL coAirsca crsäere ooüerix uu es nö icerireulcä tinAuIix M
ribux crclceria uolumioux Leins ^rzäsci ^>ucucl ucruüsrio^ 3a
sums äoclnsyr Iubt,IirÄtLlr3<P nö meäiocrcxckeä injuuce!üc blx
LAeclsiAiacc^noiuläiolcliletcxhtcrmilerücAcä oium Acney:
sculuz cöfcriplöibux meoriLlraäcclox curaucrül: I^s«P ü nou
its feclüermö ^ocuillens Icirc ^ res i Trois kviller Aelk»:neo c^ci
I^balesrOemocricux ?mgx3Aorax, Xcno^baucxu elic^uig; ^b)'


weile ich bei dem Gedanken, daß auch
weltliche Bauherren und Meister die
Bücher des Vitruv in Händen hielten,
daß der große Theoderich, unser edler
Dietrich von Bern eine kostbare Hand-
schrift des Vitruv besessen hat, denn er
war zugleich, wie alle großen Fürsten,
ein großer Bauherr, und, wie nicht alle,
auch ein Schirmherr alter Bauwerkes.
Auch Karl der Große hat sicher
Vitruvs Lehrbücher benutzt und ab-
schreiben lassen. Kennen wir doch Karls
Baulust und seine Bewunderung rö-
mischer Vorbilder. Sollte nicht auch der
größte Kunstfreund unter denHohenstau-
fen, Friedrich II., in dessen Bauten so oft
klassische Erinnerungen durchklingen, das
Lehrbuch gekannt haben—Außer diesen größten Deutschen jener Tage werden aber sicher viele kleinere
Landes- oder Grundherren, die baulustig und zahlungsfähig waren, sich der Lehrbücher Vitruvs bedient
haben. Welche Verhältniszahl von Verlusten wir demnach einsetzen wollen — von Verlusten bei der
Zerstörung von Burgen und Königssitzen, Städten und Klöstern oder durch Aussterben der kunsterfah-
renen Geschlechter, in deren Besitz eine Abschrift war oder kam —, hängt von dem Glauben ab, wie weit
der großen Zahl edler Bauherren und Machthaber jener Tage Bildung genug eigen war, — wozu durch-
aus nicht Lesen und Schreiben, Schulbildung und Vielwisserei nötig wäre —, um Vitruvhandschristen
zu bewahren, zu lesen oder sich vorlesen zu lassen und zu verstehen. Wir müssen auch annehmen, daß
bei der großen Freude an bildgeschmückten Handschriften und Büchern sich schon in frühen Tagen dann
und wann ein Buchmaler fand, der sich an die Darstellung der von dem römischen Meister geschilderten
Bauwerke und Baumittel wagte.
Erhalten sind uns aber von so vielen Handschriften nur vereinzelte, von denen die ältesten nicht
über das 9. Jahrhundert zurückzureichen scheinen^.

licilenlillentckc rcrumn3lur3:^ich Hocr3tes:?l3ro:Hr>tlotcjex:2cuomichic3ruxr
sliich pbiloloplü SAeäso bomibux uicLlermiAäcxsimüMtiscuLrLlux./Ucxääcr
Oari^rcancrich rcAexnft res 3uc ^b^rönib^ AetlillecifuillecnorLMU maiorex hcc
proyr cäpstöio^ oium meorlL 3ci poüeritale comecarüx cxruliller.lrac^ c^ueaämo
ciu kix Ara: lr LAeäTllic c cürra H eoyc lcrchrs türmex F liüx ^äicäkluc uicuxääÜHH
n5 ,^riix coAiraröib^mrüö' Icrchco^ilccl ec luiäix morib^aliena ulolÄex Aloriäcur
nö m5 lüc rchkeäecii.8 cci ec c^uia chi'o morc uixcrc pcena cöäensäir nec tu ba: rcx
von umäicacLcun'olmx ab ann^ws eüc mcmoräcm.tz^uoxr exir^mciici'oxr H>ue
Abb. Z. Verkleinerte Sahprobe aus der Ausgabe der 10 Bücher.
Gedruckt zu Venedig 1497 (Z. Aug.) durch Simon Papiensis.

Aber auch diese ältesten Handschriften aus dem Beginn des neunten Jahrhunderts müssen natürlich
ihre Vorgänger gehabt haben; es klafft zwischen diesen und den meist dem fünfzehnten, seltener dem
zehnten bis vierzehnten Jahrhundert entstammenden Stücken eine weite Lücke, die sicher durch Verlust
vorhanden gewesener Abschriften des 10. bis 14. Jahrhunderts, kaum aber durch völliges Fehlen von
Bemühungen dieser Zeit um die Werke Vitruvs entstanden sein dürste.


Jucundus, Venedig ISN und Durantino, Vene-
dig 1524—1535, italienisch und lateinisch.

Wenn nach alledem schon die handschriftlichen Wieder-
gaben heute noch in mindestens S5 Stücken erhalten sindH
und in weitaus größerer Zahl in Benutzung gewesen sein
müssen, so wurde die Zahl der benutzten Veröffentlichungen
der Lehren des römischen Meisters unzählbar und fast un-
übersehbar, als die Erfindung der Buchdruckerkunst die wei-
teste Verbreitung seiner Werke durch die leichte Anwendbarkeit
der nun gegebenen Vervielfältigungsarten ermöglichte. Wie
groß andererseits das Bedürfnis nach dem Versenken in die
Lehren Vitruvs im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert,
in einer für alle klassische Weisheit und Kunst grenzenlos be-

9 Siehe Wehrbauten Veronas von Bodo Ebhardt, Berlin, Burg-
Verlag, 1912, Seite 8, 12 u. s.
2) Bodo Ebhardt, Die Burgen Italiens, Bd. 4, Berlin 19IS.
°) Siehe Prestel, Bd. II, Seite XVII.
Siehe ebenda, Bd. II, Seite 582.
 
Annotationen