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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 3.1906/​1907

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Halm, Phillipp M.: Max Heilmaier
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https://doi.org/10.11588/diglit.53750#0233

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MAX HEILMAIER

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MAX HEILMAIER

HL. MATTHÄUS

der einzelnen Schöpfungen dargelegt zu
haben, mag in denselben erfüllt sein; es
steht nur noch die Frage nach ihrer Wir-
kung auf den Gesamtkreis der Gläubigen
offen. Wer künstlerisch zu schauen ge-
wohnt ist, wird sich derselben nicht ent-
ziehen können und wird vor allem ein
Werk wie die Übersetzung der Maria-
Lourdes hoch schätzen, aberHeilmaiers
Arbeiten werden nicht minder auf den
Laien ihre Wirkung ausüben. Man
darf diesesMoment nicht unterschätzen,
denn damit, daß ein Werk von durchaus
künstlerischen Qualitäten und aus reli-
giösem Geiste heraus geschaffen ist, ist
noch nicht die Aufgabe des christlichen
Künstlers erfüllt, und nicht selten begeg-
net eine derartige Schöpfung, wenn viel-
leicht auch nicht gerade Widersprüchen
und Abneigungen, so doch einer gewis-
sen Kühle und Unempfindlichkeit. Ge-
meiniglich spricht man dann vom Unver-
stand der Menge und zweifellos ist daran
etwas Wahres. Sollte aber schließlich
nicht die Schuld auch den Künstler tref-
fen,der sein Publikum nicht versteht. Wir
hoffen nicht, in Verdacht zu kommen,
alswollten wirin erster Linie dasempfeh-
len, was den Beifall des großen Publi-
kums findet. Keineswegs, denn das ist
zumeist jene Fabrikkunst, die wir mit
allen Kräften bekämpfen wollen. Viel-
mehr wollen wir nur darauf hinweisen,
daß der Künstler nicht lediglich sich von
seinem Empfinden tragen lasse, sondern
auch des Bodens gedenke, in den sein
Werk versenkt werde als ein Samenkorn,
das religiöse Erbauung und Erhebung
zeitigen soll. Nicht fremd soll die große
Gemeinde dem christlichen Kunstwerk
gegenüberstehen, sondern vertraut; nur
so wird es seinen erhabenen Zweck
erfüllen. Diese grundsätzliche Forde-
rung aber erweist sich in Heilmaiers
Schaffen vollauf berücksichtigt; er rech-
net mit dem Durchschnittsniveau der
Allgemeinheit nicht in dem Sinne, daß
er ihrem Geschmacke von vornherein
Rechnung trägt, sondern erwägt, was
sie verstehen und empfinden kann. Das
prägt sich seinen Werken in künstle-
rischer Form ein, und so können diese
in ihrer Wirkung auf die große Masse
nicht versagen. Solcher Werke aberbe-
darfdie christliche Kunst,und sie darf sich
glücklich schätzen, in Heilmaier einen
Künstler zu besitzen, der ohne Konzessionen an
den Geschmack der großen Menge zu machen,

eine allgemein verständliche und dennoch echte
gediegene Kunst zu bieten weiß.
 
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