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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0012

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Vorwort.

wohl begründet sind, so kann es an vielerlei Spuren phönikischer
Eimvirkungen nicht fehlen. Astrologische Reminiscenzen aus
dem Morgenlande haben sich hier und da erhalten, Heroen-
typen wie Palamedes (Bd. I S. 15?) sind treue und inhaltreiche
Geschichtsbilder, und ich erinnere mich gern, dafs 0. Jahn, ein
Meister besonnener Forschung, hier rneine Auffassung voHkommen
theilte; in den Gephyräern habe ich ein phönikisches Element
von hesonders deutlichem Gepräge nachzuweisen gesucht (Bd. I
S. 276 f.) und in dem Aufsatz über Paulus (Bd. II S. 527 f.)
darauf hingewiesen, wie semitischeEindüsse zu verschiedenenZeiten
in den hehenischen Volkscharakter ergänzend eingedrungen sind.

Das, was ich von Otfried Müller als das beste Erbgut mir
anzueignen und weiter zu verwerthen gesucht hahe, ist der ge-
schichtliche Sinn, mit dem er alle Gegenstände des klassischen
Alterthums hehandelte. In diesern Sinne habe ich nicht nur
die antike Stadtgeschichte weiter fortzuführen, sondern auch
andere Gegenstände, welche man nur antiquarisch zu behandeln
phegte, geschichtlich aufzufassen gesucht; so das Verkehrswesen
der Alten und ihre Wasserbauten. Auch die Münze der Grie-
chen versuche ich auf ihren Ursprung zurückzuführen und eben-
so gewisse Rechtsinstitute, wie die Freilassung in den Heilig-
thümern. Der griechische Götterkreis ist am meisten als etwas
Unbewegtes und Uranfängliches angesehen worden, wie ein
Firmament von Sternen, welches von Anfang an üher Hellas
leuchtete, unddochglaube ich bei demVersuchegeschichtlicher
Auffassung auch hier nur wohlbeglaubigten Thatsachen und den
bewährtesten Zeugen gefolgt zu sein.

Auch die Archäoiogie habe ich im Sinne Otfried Müllers
wesentlich als Kunstgeschichte behandelt. Rein geschiciitliche
Gegenstände sind die Weihegeschenke nach den Perserkriegen,
die „Dariusvase" und Pheidias Tod. In die Vorgeschichte
greift die Sage von dem Dreifufsraub des Herakles zurück.
Den Uebergang orientalischer Kunst in griechische zeigt die
Bronzetafel aus Olympia. Das Zeitalter der alten Kunst wird
durch die Formen des Wappenstils und die knieenden Figuren
 
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