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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 2) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33815#0024

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I. Studien zur Geschichte der Artemis.

den absichtlich so erhalten; so blieh z. B. neben dem pracht-
voll ausgestatteten Athenatempel in Phlius das Artemision ein
<%(7og %e()(q?xodo^(^(7ror M(^6( (Paus. VII 27), obwohl es ein
Heiligthum von hervorragender Bedeutung war. Diese Haine
waren von alterthümlichen Zaubersagen umkleidet, gieich den
ältesten Bcrgaltären des Zeus, deren Asche kein Wind zer-
streut und in deren Nähe bei heliem Tage die Schatten er-
blassen. So sagte man vom Artemishaine in Iasos, dafs weder
Schnee noch Regen hineinfaile, und erzählte von den Gehegen,
in denen Hirsche mit Wölfen weideten und kein Thier erkranke.
Unterschieden ist Artemis von Zeus dadurch, dafs ibr Dienst
von Anfang ein Bilddienst war. Aber auch hier begegnen uns
die einfachsten Formen der Aufstellung, wie die im Uimen-
stamme (yr^cjcro? gyri yrre^g), wo das aus dem Holz der frucht-
tragenden Eiche geschnitzte Bild seine Unterkunft ündet. Auch
die Idololatrie erkennen wir hier in ihren ältesten Formen, wie
die Pfeilergestalt der Göttin neben der Pyramide des Zeus in
Sikyon bezeugt, und die delischen Funde zeigen uns die uralten
Holzbildern nachgeahmten säulenartigen Statuen (Homolle, De
antiquissimis Dianae simulaCris). Die Opfergaben haben sich
als Gebäck, Eäse und dergleichen aus ältester Zeit in länd-
licher Einfachheit erhalten. Besonders charakteristisch aber
erscheint eine Reihe von Beinamen von naiver Alterthümlichkeit,
wie xo;7?y (d x<x7a), xc;7Ä(Or^, (Joc<;(o;, ccocor^,
crcJrec^o;, lauter Bezeichnungen, welche nicht bestimmt waren,
eine Gottheit von der anderen zu unterscheiden, sondern in
volksthümlicher Weise ein göttliches Wesen zu bezeichnen, das
Allen vertraut war und ohne Ooncurrenz das Bewufstsein er-
füllte. Acdtög in altem Vollgewicht seiner Bedeutung, ehe es
durch a/K^ög ergänzt und beschränkt wurde, blieb der Göttin
so eigen, dafs noch bei Euripides in dem Anrufe cö

xa/A/uro;, xaN/crro: xccr' "O/tqyror yco;oi7ö)'(!??' (Hippoh 70)

der Anklang an die arkadische Kallisto nicht zu verkennen ist.

Als uralte Volks- und Landesgottheit giebt sich Artemis
auch dadurch zu erkennen, dafs sie ganzen Landgebieten,
Küstenstrichen, Inseln, Gebirgen, Seen den Namen gegeben
hat, als die zuerst dort Ansässige. Dies bestätigt sich auch
dadurch, dafs die anderen Gottheiten, welche neben ihr im
Lande Verehrung haben, als die jüngeren und später gekom-
menen sich zu erkennen geben. So setzt der Demeterdienst
 
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