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Becksmann, Rüdiger
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2,2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.52840#0008

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VORWORT

Ein ganzes Berufsleben lang haben mich die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau beschäftigt, ohne
daß ich in diesen neununddreißig Jahren trotz vielfältiger eigener Vorarbeiten die zur systematischen Darstellung eines
so komplexen Bestandes notwendige Konzentration gefunden hätte. Erst nachdem Hartmut Scholz im Herbst 2004 die
Leitung des Freiburger Forschungszentrums übernommen hatte, bot sich hierfür eine Chance. Allerdings ließen mich
die bis in meine wissenschaftlichen Anfänge zurückreichenden Bestandsaufnahmen sowie die unvermeidliche kritische
Auseinandersetzung mit den eigenen Forschungsbeiträgen zunächst daran zweifeln, ob mir dies, befreit von allen admi-
nistrativen Aufgaben, noch gelänge. Die Anfänge waren in der Tat mühsam, doch ergaben sich bei der nun kontinuier-
lich möglichen Arbeit immer wieder neue Erkenntnisse und Zusammenhänge, die nach einer angemessenen Form der
Darstellung drängten. Aus der lange als Belastung empfundenen Verpflichtung wurde schließlich eine Herausforderung,
der ich mich mit wachsender Begeisterung gestellt habe. Als Autor empfinde ich es inzwischen sogar als Glück, das
Werk nicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt abgeschlossen zu haben.
Im jugendlichen Alter von gerade sechsundzwanzig Jahren hatte ich im Herbst 1965 mit einem Stipendium der Deut-
schen Forschungsgemeinschaft von Hans Wentzel die Aufgabe übertragen bekommen, die in Baden und Hessen erhalte-
nen mittelalterlichen Glasmalereien für das deutsche Corpus Vitrearum in einem Band zu bearbeiten. Nachdem ich alle
Standorte aufgesucht und die dort vorgefundenen Bestände gesichtet hatte, war mir klar, daß dies nicht möglich ist. Als
erstes wurde die Bearbeitung der hessischen Bestände zurückgestellt; zu einem späteren Zeitpunkt mußten auch noch
die in Freiburg erhaltenen Glasmalereien ausgeklammert werden. 1979 erschien schließlich der von mir bearbeitete erste
Teilband mit den mittelalterlichen Glasmalereien in Baden und der Pfalz (ohne Freiburg); er erfaßte 460 Scheiben an
60 Standorten. Der zweite Teilband mit den über 800 Scheiben und Fragmenten zählenden Freiburger Beständen sollte
baldmöglichst folgen. Daß dies nicht geschah, bedarf der Begründung.
Im Juli 1970 hatte die nach meinen Vorschlägen mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk zunächst vom Deutschen Ver-
ein für Kunstwissenschaft getragene, 1975 in die Obhut der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur
übergegangene Arbeitsstelle Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland in Stuttgart ihre Arbeit aufgenommen. Ebenfalls
1970 hatte ich dem Münsterbauverein in Freiburg einen Prioritätenplan zur Sicherung und Restaurierung der Münster-
fenster unterbreitet, dessen Umsetzung in einem Zehnjahresprogramm just 1982 zum Abschluß kam, als die Arbeits-
stelle von Stuttgart nach Freiburg verlegt worden war - unter anderem um den Freiburg-Band zügiger abschließen
zu können. 1980 hatte ich statt dessen die Fertigstellung des von Hans Wentzel unvollendet hinterlassenen Bandes
mit den mittelalterlichen Glasmalereien in Schwaben von 1350 bis 1530 aus Verpflichtungen gegenüber der Deutschen
Forschungsgemeinschaft übernehmen müssen - eine Aufgabe, die letzlich auf eine Neubearbeitung hinauslief. Der
684 Seiten, 880 Abbildungen und 14 Farbtafeln umfassende Band erschien 1986. Danach ließen es Verpflichtungen ge-
genüber der Stiftung Volkswagenwerk als unumgänglich erscheinen, zusammen mit Ulf-Dietrich Korn wenigstens den
zweiten Teilband Niedersachsen mit den mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern abzu-
schließen und 1992 vorzulegen. Daß mehr als zwei Autoren erforderlich wären, um planmäßiger arbeiten und zügiger
publizieren zu können, war inzwischen allen Verantwortlichen klar. Doch als endlich für die Glasmalereiforschung ge-
wonnene junge Kunsthistoriker zur Verfügung standen, gab es im Projekt keine Stellen für sie. Nur mit Hilfe zeitauf-
wendiger Drittmitteleinwerbungen war es möglich, sie wenigstens zeitweise in die Corpusarbeit einzubinden. Immerhin
konnte auf diese Weise 1999 der von Daniel Hess bearbeitete zweite hessische Teilband mit den mittelalterlichen Glas-
malereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet vorgelegt werden; der dritte, von Daniel Parello verfaßte Teilband
mit den mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen ist 2008 erschienen; der noch fehlende erste, von
Uwe Gast übernommene Teilband mit den mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen soll bis
Jahresende nachfolgen. Damit werden - vierzig Jahre nach Gründung der Arbeitsstelle - nicht nur die in Baden-Würt-
temberg, sondern auch die in Hessen erhaltenen mittelalterlichen Glasmalereibestände in insgesamt neun Teilbänden
vollständig bearbeitet vorliegen.
 
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