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Becksmann, Rüdiger
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2,2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.52840#0398

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EHEMALS CHOR SÜD VI (FENSTERSTIFTUNG STEINMEYER)

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2. DIE EHEMALIGE FARBVERGLÄSUNG DER CHORFENSTER NORD VI/SÜD VI
Bibliographie: Schreiber 1820, S. iy6f. (sah in Chor S VI »nur einige geringe Bruchstücke von Malereien ausgenom-
men: Christus am Kreuze, daneben ein Wappen mit einem Spruchbande«, dessen Text er notierte, dessen Zahl er jedoch als
»1420« las); Geiges 1931—1933, S. 307, 310 (hielt die Fensterstiftung der alten Steinmeyerin für verloren, identifizierte
diejenige des alten Heininger mit den Scheiben aus der Sakristei); Arthur von Schneider, Der Fensterschmuck des Ritter-
saales auf Ebersteinschloß, in: ZGO 102,1954, S. 790 (erwähnt in einer Nachschrift, daß die beiden später vom Karlsruher
Landesmuseum erworbenen Scheiben 1954 der Kunsthalle angeboten worden waren; bringt diese erstmals mit Hemmel
in Verbindung); Eva Zimmermann, in: Badisches Landesmuseum. Neuerwerbungen 1952-1965. Eine Auswahl, Karlsruhe
1966, S. 67E, 82E (wies in der Erstveröffentlichung die um 1475/80 angesetzte Kreuzigungsscheibe der Werkstatt Peter
Hemmeis, die aus kostümgeschichtlichen Gründen um 1497/99 datierte Stifterscheibe hingegen nur dessen »Einflußbe-
reich« zu, ohne die Zusammengehörigkeit beider Scheiben zu erkennen); Becksmann 1970, S. 183-197 (versuchte, beide
Scheiben in die Produktion der Werkstattgemeinschaft der Jahre 1477-1481 einzuordnen und verband sie mit dem in der
Sockelinschrift der Stifterscheibe genannten Datum 1480, erkannte die Herkunft der Scheiben aus dem Hochchor des
Freiburger Münsters, identifizierte den Stifter allerdings mit dem 1492 verstorbenen Freiburger Ritter Rumprecht von
Graben und erschloß aus der Überlieferung, daß dessen gleichnamiger Vater seit 1480 Peter Hemmel hundert Gulden
schuldete, eine umfangreiche Farbverglasung, deren Standort er im Westfenster der Michaelskapelle vermutete); Dietrich
Rentsch, in: Kat. Ausst. Karlsruhe 1970, S. 302E (folgt Becksmann); Becksmann, in: Kat. Ausst. Freiburg i. Br. 1975,
Nr. 18 (wie 1970); ders., Stifterbilder, 1975, S. 78E, Farbtaf. VI (führt die individuelle Charakterisierung des jugendlichen
Stifters auf besondere Wünsche der Familie zurück, sieht in seiner preziösen Gestaltung eine Besonderheit); ders., in:
Kat. Ausst. Ulm 1995, S. 148-151 (wie 1970; bekräftigt die Herkunft des Meisters aus der Werkstatt des Schlettstadter Agnes-
fensters); ders., in: DGMI, 1995, S. 208-210, 237 (resümiert den Forschungsstand); Parello 1997, S. 6-31 (kann mit Hilfe
von Aufnahmen der Stifterscheibe vor ihrer verfälschenden Überarbeitung durch Merzweiler die Sockelinschrift als nicht
zugehörig ausscheiden und ihr statt dessen zwei Wappenfragmente zuordnen, die eine Zuweisung an die 1494 in den
Münsterrechnungen genannte Fensterstiftung der alten Steinmeyerin sowie eine Identifizierung des Dargestellten mit deren
Sohn Hans erlauben; erschließt mit Hilfe von Beobachtungen am Bau das südwestlichste Hochchorfenster als ursprüng-
lichen Standort, was im Widerspruch zur bisherigen Baugeschichte zu der Erkenntnis führt, daß das erste Hochchorjoch
bereits 1494 in Nutzung war); Flum 2001, S. 45f. (kommt, ausgehend von diesen Erkenntnissen, zu einer nunmehr archäo-
logisch und archivalisch abgesicherten neuen Chronologie des Hochchores, die einen Abbruch des spätromanischen Chores
bald nach 1471 voraussetzt); Parello, in: Kat. Ausst. Karlsruhe 2001 (II), 1, S. 94!. (wie 1997; hält auf Grund der technischen
und stilistischen Eigenheiten eine Ausführung durch die Werkstatt des Theobald von Lixheim am ehesten für denkbar).
Geschichte der Verglasung: Im zweiten Halbjahr 1494 vermerken die Rechnungsbücher der Münsterfabrik ohne
Ortsangabe folgende Einnahmen zur Deckung von Ausgaben für Farbverglasungen: Doran gegeben vom alten heininger
xix Ib. an dz ein fenster Item von der alten Steinmeyerin xx Ib. an dz ander (s. Reg. Nr. 7). Fünfhundert Jahre später ist es
Daniel Parello gelungen, zwei Scheiben und zwei Scheibenfragmente zweifelsfrei mit der Fensterstiftung der alten
Steinmeyerin von 1494 zu verbinden und die mittlere Zeile der unteren Hälfte des südwestlichsten Hochchorfensters
(Chor S VI) als ursprünglichen Standort zu sichern44. Daß sich die Kreuzigungsscheibe um 1790 dort befand, kann eine
unvollendet gebliebene Zeichung Geissingers bezeugen. Heinrich Schreiber nennt 1820 außer der Kreuzigung noch
das zugehörige Stifterbild, das er seines fragmentierten Zustandes wegen allerdings für ein Wappen hielt, obwohl er des-
sen Spruchband bis auf das Zahl richtig transkribiert hatte45. 1970 konnte ich zwar mit Hilfe dieser Überlieferung die
Herkunft der beiden Scheiben aus dem Freiburger Münster ermitteln, nicht jedoch ihre Datierung klären, da ich die von
Merzweiler der Stifterscheibe hinzugefügte Sockelinschrift für zugehörig hielt. 1878 werden beide Scheiben nicht mehr an
ihrem angestammten Platz erwähnt46. Wegen wachsender Kritik an Heimles Restaurierungsverfahren waren die Arbeiten

44 In einem achtseitigen Schreiben teilte mir Daniel Parello am 8. Febr.
1996 seine Entdeckung mit. Am 10. Juni haben wir in Karlsruhe die beiden
Wappenfragmente den dort befindlichen Scheiben gegenübergestellt und
die offenen Fragen der Rekonstruktion geklärt. An dieser Untersuchung
haben sich außer Daniel Parello und mir Hartmut Scholz, Daniel Hess
und Brigitte Herrbach-Schmidt vom Badischen Landesmuseum beteiligt.

45 Die Zeichnung von Geissinger i/S/ff., S. 89, ist bereits bei Geiges
1931-1933, S. 312, reproduziert; die Scheibe hielt er für »spurlos ver-
schwunden«, die Lesung der Zahl glaubte er in »1520« korrigieren zu
müssen.
46 Marmon 1878, S. 117, vermerkte hier nur sechs Medaillons mit Pro-
pheten, von denen zwei zum Bestand des Jessefensters gehören.
 
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