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Becksmann, Rüdiger
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2,2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.52840#0150

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EINFÜHRUNG

H9

II. DAS HOCHGOTISCHE LANGHAUS DES MÜNSTERS

Bibliographie: Geiges 1931—1933, S. 30-55, 69-95, 104-290, Abb. 88-187, 242-265, 281-682 (trotz unsystematischer,
mit fragwürdigen Hypothesen belasteter Darstellung die bislang umfangreichste, noch immer grundlegende Behandlung
und Abbildung der Farbverglasung des Langhauses; sieht in den Fenstern der Ostjoche »etwas jüngere Schöpfungen« der
bereits im Nordquerhaus tätigen Straßburger Werkstatt [S. 30], begründet mit deren eigenständiger Weiterentwicklung
ihr Seßhaftwerden in Freiburg und datiert ihre Arbeiten für das Langhaus »noch vor das letzte Jahrzehnt des 13. Jahr-
hunderts«, wofür ihm die Form des Schneiderwappens einen unumstößlichen Beleg liefert [S. 43f.]; die Reste des
Tucherfensters rückt er dagegen zusammen mit dem Margaretenfenster in das frühe 14. Jahrhundert und vermutet in
ihnen Arbeiten auswärtiger Werkstätten [S. 93]; in den übrigen Seitenschiffenstern sieht er - mit Ausnahme des technisch
und stilistisch herausfallenden Schmiedefensters - das »Werk eines und desselben Meisters« und seiner in Freiburg ansäs-
sigen Werkstatt, deren »vielleicht noch im vierten Jahrzehnt« einsetzende Tätigkeit sich »fraglos auf das ganze fünfte und
wahrscheinlich auch noch in das sechste Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts« erstreckte [S. 126]; dieser zweiten Freiburger
Glasmalerei-Werkstatt weist er auch die Reste der westlichen Hochschiffverglasung zu; angesichts des technisch und sti-
listisch eigenständigen Charakters ihrer Arbeiten verzichtet er weitgehend auf eine Einordnung und Herleitung ihrer
Bildschöpfungen); Wentzel 1954, S. 37, Abb. 123 (leitet »die Farbfenster der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts im Freibur-
ger Münster«, ohne sich mit Geiges auseinanderzusetzen, »von Straßburg und Colmar« ab und exemplifiziert dies im
Tafelteil an einer Gesamtaufnahme des Schmiedefensters); Becksmann 1967, S. 35-38, 64-73, Abb. 75-77 (behandelt
nur die architektonisch gegliederten Fenster der Zweitverglasung des Langhauses, betont deren stilistische Eigenstän-
digkeit, verweist hierfür auf den Umstand, daß ganz uneinheitlich gebildete ältere Fenster mit sehr breiten, wenig hohen
Bahnen zu verglasen waren; weist, Geiges folgend, alle Fenster mit Ausnahme des Schmiede- und Margaretenfensters
einer Freiburger Werkstatt zu, deren Tätigkeit er jedoch in das dritte und vierte Jahrzehnt rückt); Krummer-Schroth
1967, S. 20-23, 50-125, 174E, 177-183, bzw. 1978, S. n-13, 26-63, 87-95 (nimmt an, »daß fast alle Scheiben des Lang-
hauses in einer in Freiburg ansässigen Glasmalerwerkstatt entstanden sind« und betont trotz eines fast drei Generationen
währenden Verglasungsvorgangs eine Stilkontinuität »vom Märtyrer- bis zum Schneider- und Schauinslandfenster«; folgt
in der Datierung Becksmann); ders., Stifterbilder, 1975, S. 71E (geht davon aus, daß die nach 1320 erfolgten Fenster-
stiftungen der Zünfte und Bergleute eine ältere Ornamentverglasung aus der Bauzeit ersetzen; vermutet, daß man den
Stiftern bei der Wahl der Bildthemen und Kompositionsformen freie Hand gelassen habe); Castelnuovo 1994, S. 346-
351 (behandelt eine repräsentative Auswahl dieser Fenster unter dem Stilbegriff »gotischer Expressionismus«); Becks-
mann 2005, S. 27-32 (erkennt erstmals einen Zusammenhang zwischen dem Abbruch der Langhausverglasung und der
Programmplanung für die Vorhalle); Mittmann 2005, S. 28-65 (bildet alle Langhausfenster farbig ab); Schulz 2008,
S. 317-325, Abb. 6-9 (sieht in der Selbstdarstellung der Handwerker und Bergleute in den Fenstern des Langhauses eine
Folge der seit 1248 geforderten und 1293 schließlich vollzogenen Änderung der Ratsverfassung).
Gegenwärtiger Bestand: Das hochgotische Langhaus bewahrt in 15 von insgesamt 26 Fensteröffnungen immerhin
301 noch bzw. wieder in situ befindliche Scheiben mit mehr oder weniger umfangreichem mittelalterlichen Glasbestand.
Rechnet man die ausgeschiedenen, heute im Augustinermuseum verwahrten Scheiben bzw. Scheibenfragmente, die je-
weils unter ihrem ursprünglichen Standort katalogisiert werden, hinzu, kommt man auf einen Bestand von 350 Scheiben
und Fragmenten. Sie verteilen sich, wie folgt, auf die beiden Verglasungsphasen:
1. Der zwischen 1260 und 1290 erfolgten Erstverglasung des Langhauses können 79 Scheiben bzw. Scheibenfragmente
zugewiesen werden. Davon entfallen allein 39 Scheiben, 22 ornamentale Zwickelfelder sowie acht figürliche Fragmente
auf die beiden Fensteröffnungen des dritten Seitenschiff joches von Osten, auf das Märtyrer- und das Schneiderfenster
(Fig. 140-175, Abb. 42-91). Vom Tucherfenster blieben dagegen nur drei Scheiben und zwei Scheibenfragmente
(Fig. 176-183, Abb. 92-96) erhalten, während vier Scheiben eine Vorstellung von der ornamentalen Farbverglasung
der vier östlichen Hochschiffenster und des südöstlichen Treppenturmes vermitteln (Fig. 188-196, Abb. 98-101); ein
Zwickelfeld belegt die Verglasung der westlichen Seitenschiffenster mit Grisailleornamenten (Fig. i86f., Abb. 97).
2. Von den 271 Scheiben bzw. Scheibenfragmenten, die sich von der im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts ausgeführ-
ten Zweitverglasung des Langhauses erhalten haben, befinden sich allein 180 Scheiben in den Fenstern des nördlichen
 
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