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Becksmann, Rüdiger
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2,2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.52840#0136

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QUERHAUS NORD VII (ROSE MIT BARMHERZIGKEITEN)

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5. DIE FARBVERGLASUNG DER ROSE IM NORDQUERHAUS
Bibliographie: Schreiber 1820, S. 191 (erste summarische Erwähnung); Marmon 1878, S. 87h (Erwähnung); Baer
1889, S. 66 (vermutet, daß die sechs Medaillons ursprünglich in eine Ornamentverglasung eingebettet gewesen waren);
Oidtmann 1898, S. 276 (knappe Bestandsangaben mit ungenauer Datierung); Geiges 1901-1904, Abb. 105-108, Taf. IV
(stellt zwei Werken der Barmherzigkeit die entsprechenden Darstellungen der Basler Galluspforte gegenüber, ohne im
Text darauf einzugehen; gibt die Darstellung Fremde beherbergen außerdem als Aquarell in Dreifarbendruck wieder);
Kempf/Schuster 1906, S. 135 (Datierung in die 2. Hälfte des 13. Jh.); Kempf 1926, S. 191, Abb. 261 (knappe, was die
Erhaltung angeht, mißverständliche bzw. falsche Bestandsangaben); Jantzen 1929, S. 41 (nach Kempf 1926); Künstle
1928,1, S. 196, Abb. j8f. (in einem ersten beschreibenden Beitrag zur Ikonographie dieses Bildthemas heißt es ebenso
unvollständig wie unzutreffend: »Das Bild des Weltenrichters umgaben einst die zwölf [Engel in den Zwickeln und die
sechs] Rundbilder mit den Werken der Barmherzigkeit«); Geiges 1931—1933, S. 16-19, 30, 43E, Abb. 47-61, 203-206
(erste grundlegende Bearbeitung und umfassende Abbildung des Bestandes; weist die Einbeziehung des »Salvatorbildes«
aus formalen und maßstäblichen Gründen zurück, sieht in der Verglasung des nördlichen Querhauses die wohl ältesten
Arbeiten jener seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in Freiburg ansässigen Werkstatt, deren führende Kräfte aus Straßburg
kamen); Arthur Galliner, Glasgemälde des Mittelalters aus Wimpfen, Freiburg i. Br. 1932, S. 40, Abb. 79 (erkennt »eine
gewisse Übereinstimmung« der Darstellung Fremde beherbergen mit den Scheiben aus dem Chor der Wimpfener Ritter-
stiftskirche; urteilt offenbar allein nach dem bei Geiges 1901-1904 farbig reproduzierten Aquarell); Otto Schmitt,
Artikel: Barmherzigkeit, Werke der Barmherzigkeit, in: RDK I, 1937, Sp. 1461 (in einer ersten kritischen Sichtung der
erhaltenen Zyklen aufgeführt unter Verweis auf Geiges 1931—1933); Wentzel 1954, S. 89, Abb. 57 (ohne Begründung
zusammen mit den Jesse-Scheiben aus dem Chorachsenfenster ins 2. Viertel des 13. Jh. datiert); ders. 1958, S. 251 (sieht
wie Galliner »entfernte Berührungspunkte« mit den Wimpfener Scheiben und spricht von »Parallelbildung«); Elke
Stein, Hungrige speisen (Schriftenreihe des Deutschen Brotmuseums Ulm 3), Ulm 1966, S. 56 (nach Künstle 1928,
und Schmitt 1937); Krummer-Schroth 1967, S. 44-49, Taf. IV, bzw. 1978, S. 23-26, Taf. IV (ausführliche Beschrei-
bung und Charakterisierung; vermutet, Wentzel folgend, die künstlerischen Voraussetzungen in verlorenen Werken der
Straßburger Glasmalerei und datiert um 1260); Curt Schweicher, in: LCII, 1968, Sp. 246 (hält, obwohl er auf Geiges
1931—1933 verweist, an der These von Künstle 1928 fest, die sechs Medaillons hätten ursprünglich das Bild des Welten-
richters umgeben); Kat. Ausst. Freiburg i. Br. 1970, Nr. 19 (Zwickel mit Engel, um 1250); Becksmann, in: Kat. Ausst.
Freiburg i. Br. 1975, S. 19E, Abb. 6f. (knappe Angaben zum Zyklus, seiner Erhaltung und Einordnung an Hand der Dar-
stellung Kranke pflegen; Datierung um 1250); ders., in: Kat. Ausst. Stuttgart 1977,1, Nr. 411 (Charakterisierung des
Zyklus an Hand der Darstellung Fremde beherbergen; Datierung wie zuvor); Kunze 1995, S. 92-94 (sieht in den
Bedürftigen zugleich paarweise die drei Lebensalter repräsentiert); Becksmann, DGM 1,1995, S. 66f., 86 (wie 1977, nun
jedoch um 1250/60 datiert); Ralf van Bühren, Die Werke der Barmherzigkeit in der Kunst des 12.-18. Jahrhunderts.
Zum Wandel eines Bildmotivs vor dem Hintergrund neuzeitlicher Rhetorikrezeption (Studien zur Kunstgeschichte 115),
Hildesheim 1998, S. 42, 230E (geht trotz spezifischer Fragestellung bisher am ausführlichsten auf die Ikonographie des
Zyklus ein, betont die Bedeutung des Bildorts sowie den endzeitlichen Kontext der Verglasung, dessen Mitte - allerdings
noch immer Künstle folgend - das Salvator-Bild aus dem Genesisfenster eingenommen haben soll; datiert um 1260);
Parello 2000, S. 68 (Angaben zum Verlauf der Geiges’schen Restaurierung); Becksmann 2005, S. 17-23 (sieht die
Barmherzigkeiten in der Rose als Teil eines verlorenen Wandbildes mit dem Jüngsten Gericht); Mittmann 2005, S. i8f.
Geschichte der Verglasung: Von der ursprünglichen Farbverglasung der Nordquerhausrose sind die sechs in Ei-
senarmierungen gefaßten Kreismedaillons mit den Werken der Barmherzigkeit stets in situ verblieben. Von den zehn vor
der Geiges’schen Restaurierung noch weitgehend intakt erhaltenen Zwickelfeldern mit Engelsbüsten (C 2-5, 7-12) sind
heute allerdings nur noch sieben vorhanden; vier wurden 1944 zerstört oder sind danach verloren gegangen und heute
durch Nachbildungen ersetzt135. Ein von Billeisen um 1820 aus alten und neuen Gläsern zusammengesetztes Zwickelfeld

135 Obwohl vor 1917 (Geiges 1931-1933, Abb. 47) nur zwei Engels-
büsten in den Zwickeln den Blick nach innen (Typ A), dagegen acht den
Blick nach außen (Typ B) gerichtet hatten, hat Geiges vier Engelsbüsten
vom Typ A und eine vom Typ B neu geschaffen. Sein Erhaltungsschema
(Geiges 1931-1933, Abb. 48) ist folglich nicht korrekt; außer den bei-

den durch Flickstücke ersetzten Zwickeln muß er noch drei weitere mit
originalen Resten ohne Nachweis ausgeschieden haben. Schließlich müs-
sen ursprünglich fünf Engelsbüsten vom Typ A und sieben vom Typ B
vorhanden gewesen sein, da nur bei einem solchen Zahlenverhältnis eine
symmetrische Anordnung der Engelsbüsten möglich ist.
 
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