VERGLASUNG DER CHORKAPELLEN
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5. DIE PARTIELLE FARBVERGLASUNG DER CHORKAPELLEN
Bibliographie: Schreiber 1820, S. 244-290 (knappe Angaben zum Bestand im Kontext der übrigen Kapellenausstat-
tung; transkribiert gewissenhaft alle Inschriften, darunter auch heute verlorene); Heinrich Füssli, Zürich und die wich-
tigsten Städte am Rhein, Zürich 1842, S. 411-413 (charakterisiert Fenster für Fenster den unterschiedlichen Grad der ver-
witterunsgbedingten Beeinträchtigung des ursprünglichen Erscheinungsbildes); Marmon 1878, S. 119-149 (folgt
Schreiber, vermerkt nur in vier der sechs Kapellen die durch Heinrich Heimle vorgenommene Neubemalung der Schei-
ben); Baer 1889, S. 70-76 (erste kritische Beurteilung des Bestandes; beschreibt in aller Drastik die Vorgehensweise
Heimles; rühmt die »vorzügliche Schönheit« der Verglasung der nördlichen Kaiserkapelle, bemerkt in der Beweinung der
Heimhofer-Kapelle »Details von seltener Schönheit«); Robert Stiassny, Baldung-Studien, 3. Glasgemälde, in: Kunstchro-
nik NF 6, 1896, Sp. 308-310, 325-327 (sieht Baldung als Entwerfer an der Verglasung der Blumeneck- und der Stürtzel-,
nicht jedoch an derjenigen der Heimhofer-Kapelle beteiligt); Gabriel von Terey, Die Gemälde des Hans Baldung gen.
Grien, Straßburg 1896, Taf. 35-38, 59~6oa, 76-79 (schreibt auch die Fenster der Heimhofer- und Locherer-Kapelle Bal-
dung zu); Geiges 1901-1904, S. iof., Abb. 9, 21 (äußert sich kritisch zu dem 1878 unterbundenen Restaurierungsverfah-
ren und lobend zu den ersten Kopien von 1883); Kempf/Schuster 1906, S. 158-160, 169-208, Abb. 81 (knappe, aber
zuverlässige Angaben zum Bestand und seiner Geschichte; Geiges 1908, S. 63, Anm. 26 (nimmt, Terey folgend, Baldung
auch für die Heimhofer-Kapelle als Entwerfer in Anspruch); Kempf 1926, S. 226, Abb. 265 (behandelt die unter Baldungs
Mitwirkung entstandenen Glasgemälde des Chorkapellenkranzes wegen ihrer Erhaltungsprobleme nur summarisch;
sieht seine Urheberschaft nur für die Stürtzel-Kapelle als erwiesen an; Geiges 1931—1933, S. 117E, 125E, 141, 153-157,
Abb. 314,387-392 (äußert sich in einigen Exkursen zur Verglasung der Chorkapellen, vornehmlich zur Frage der Entwürfe,
aber auch zur Biographie einzelner Stifter); Perseke 1941, S. 126-131, 137-139 (sieht in der 1517 datierten Beweinung
der Heimhofer-Kapelle »die persönliche Gestaltungsweise Baldungs unmittelbarer [...] verwirklicht« als im Annenfenster
von 1515, für das Baldung nachweislich die Visierung geliefert hat; nimmt an, daß die Scheiben der Blumeneck-Kapelle
»etwas früher« entstanden sind, während Baldung die Visierungen für die Locherer-Kapelle wohl erst nach seiner Rück-
kehr in Straßburg angefertigt hat; geht auf die erst 1530 abgeschlossene Verglasung der Stürtzel-Kapelle nicht ein); Her-
mans 1953, S. 133—143, 145-150 (betont die technischen Neuerungen, die sich in der Verglasung der Chorkapellen nicht
nur in der Auswahl und im Zuschnitt der Farbgläser, sondern vor allem in ihrer Bemalung gegenüber der Hochchorver-
glasung beobachten lassen; arbeitet die stilistischen Unterschiede der unter Mitwirkung Baldungs wie der nach anderen
Entwürfen gefertigten Glasgemälde heraus); Krummer-Schroth 19^7, S. 14E, 24E, 134-151, 190-196 bzw. 1978, S. 10,
13h, 68-76, 99-103 (liefert eingehende Beschreibungen und bringt für alle nicht behandelten Glasgemälde knappe Anga-
ben im Anhang; folgt in der technischen und stilistischen Beurteilung Hermans); Scholz 1998, S. 403-411 (würdigt die
Fenster der beiden Kaiserkapellen erstmals einer umfassenden Untersuchung); Parello 2000, S. 52-56, 58-62 (klärt die
Geschichte der Verglasung unter Auswertung aller Quellen, unterzieht die restauratorischen Eingriffe einer kritischen Be-
wertung); Mittmann 2005, S. 76-97 (beschreibt den in situ befindlichen Bestand, bildet die durch Heimle übermalten
wie die Kopien der im Augustinermuseum verwahrten Originale farbig ab).
Geschichte der Verglasung: Obwohl die Verglasung der Chorkapellen noch vor derjenigen des Hochchores begon-
nen worden war, wurde sie erst im Frühjahr 1530 abgeschlossen. Bereits im Februar 1511 hatte Hans von Ropstein eine
erste Zahlung für die Locherer-Kapelle erhalten (s. Reg. Nr. 10). Sie betraf - wie im Hochchor - zunächst nur die Butzen-
verglasung der beiden Kapellenfenster, während ihre partielle Farbverglasung mit dem überlieferten Datum »1520« zu
verbinden ist, das ursprünglich in der Sockelinschrift zu lesen war. Allerdings lassen sich für 1519/20 weder Zahlungen an
Ropstein noch an Baldung nachweisen. Der Grund hierfür ist im Verlust der Münsterrechnungen für das erste und zweite
Halbjahr 1520 zu suchen. Anders als im Falle der Schnewlin-Kap eile sind die Zahlungen für die Ausstattung der Loche-
rer-Kapelle nämlich nicht durch die Testamentsvollstrecker des vor dem 28. Januar 1513 verstorbenen Kapellenstifters
Nikolaus Locherer, sondern durch die Münsterfabrik erfolgt, wie die Zahlungen derselben an die Schöpfer des Locherer-
Altars, den Kistler Hans Wysinger und den Bildhauer Hans Sixt von Staufen, in den Jahren 1522-1524 nahelegen173.
173 Vgl. Joseph Riegel, Die Locherer-Kapelle und der Meister ihres Altars,
in: FMbl n, 1915, S. 10-30, bes. S. 12-14. Nach den dort (S. 25-28) zu-
sammengestellten Quellen war die 1509 durch Nikolaus Locherer erfolgte
Kapellenstiftung mit 600 gl eine der am höchsten dotierten des Münsters;
nach seinem Tod kamen beträchtliche Zinsen aus Darlehen hinzu. Dennoch
waren die 1511 an Schlosser und Glaser erfolgten Zahlungen der Stiftung
des Johannes Locherer, des 1541 verstorbenen Vetters des Kapellenstifters,
entnommen worden, der in der Inschrift an zweiter Stelle genannt war.
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5. DIE PARTIELLE FARBVERGLASUNG DER CHORKAPELLEN
Bibliographie: Schreiber 1820, S. 244-290 (knappe Angaben zum Bestand im Kontext der übrigen Kapellenausstat-
tung; transkribiert gewissenhaft alle Inschriften, darunter auch heute verlorene); Heinrich Füssli, Zürich und die wich-
tigsten Städte am Rhein, Zürich 1842, S. 411-413 (charakterisiert Fenster für Fenster den unterschiedlichen Grad der ver-
witterunsgbedingten Beeinträchtigung des ursprünglichen Erscheinungsbildes); Marmon 1878, S. 119-149 (folgt
Schreiber, vermerkt nur in vier der sechs Kapellen die durch Heinrich Heimle vorgenommene Neubemalung der Schei-
ben); Baer 1889, S. 70-76 (erste kritische Beurteilung des Bestandes; beschreibt in aller Drastik die Vorgehensweise
Heimles; rühmt die »vorzügliche Schönheit« der Verglasung der nördlichen Kaiserkapelle, bemerkt in der Beweinung der
Heimhofer-Kapelle »Details von seltener Schönheit«); Robert Stiassny, Baldung-Studien, 3. Glasgemälde, in: Kunstchro-
nik NF 6, 1896, Sp. 308-310, 325-327 (sieht Baldung als Entwerfer an der Verglasung der Blumeneck- und der Stürtzel-,
nicht jedoch an derjenigen der Heimhofer-Kapelle beteiligt); Gabriel von Terey, Die Gemälde des Hans Baldung gen.
Grien, Straßburg 1896, Taf. 35-38, 59~6oa, 76-79 (schreibt auch die Fenster der Heimhofer- und Locherer-Kapelle Bal-
dung zu); Geiges 1901-1904, S. iof., Abb. 9, 21 (äußert sich kritisch zu dem 1878 unterbundenen Restaurierungsverfah-
ren und lobend zu den ersten Kopien von 1883); Kempf/Schuster 1906, S. 158-160, 169-208, Abb. 81 (knappe, aber
zuverlässige Angaben zum Bestand und seiner Geschichte; Geiges 1908, S. 63, Anm. 26 (nimmt, Terey folgend, Baldung
auch für die Heimhofer-Kapelle als Entwerfer in Anspruch); Kempf 1926, S. 226, Abb. 265 (behandelt die unter Baldungs
Mitwirkung entstandenen Glasgemälde des Chorkapellenkranzes wegen ihrer Erhaltungsprobleme nur summarisch;
sieht seine Urheberschaft nur für die Stürtzel-Kapelle als erwiesen an; Geiges 1931—1933, S. 117E, 125E, 141, 153-157,
Abb. 314,387-392 (äußert sich in einigen Exkursen zur Verglasung der Chorkapellen, vornehmlich zur Frage der Entwürfe,
aber auch zur Biographie einzelner Stifter); Perseke 1941, S. 126-131, 137-139 (sieht in der 1517 datierten Beweinung
der Heimhofer-Kapelle »die persönliche Gestaltungsweise Baldungs unmittelbarer [...] verwirklicht« als im Annenfenster
von 1515, für das Baldung nachweislich die Visierung geliefert hat; nimmt an, daß die Scheiben der Blumeneck-Kapelle
»etwas früher« entstanden sind, während Baldung die Visierungen für die Locherer-Kapelle wohl erst nach seiner Rück-
kehr in Straßburg angefertigt hat; geht auf die erst 1530 abgeschlossene Verglasung der Stürtzel-Kapelle nicht ein); Her-
mans 1953, S. 133—143, 145-150 (betont die technischen Neuerungen, die sich in der Verglasung der Chorkapellen nicht
nur in der Auswahl und im Zuschnitt der Farbgläser, sondern vor allem in ihrer Bemalung gegenüber der Hochchorver-
glasung beobachten lassen; arbeitet die stilistischen Unterschiede der unter Mitwirkung Baldungs wie der nach anderen
Entwürfen gefertigten Glasgemälde heraus); Krummer-Schroth 19^7, S. 14E, 24E, 134-151, 190-196 bzw. 1978, S. 10,
13h, 68-76, 99-103 (liefert eingehende Beschreibungen und bringt für alle nicht behandelten Glasgemälde knappe Anga-
ben im Anhang; folgt in der technischen und stilistischen Beurteilung Hermans); Scholz 1998, S. 403-411 (würdigt die
Fenster der beiden Kaiserkapellen erstmals einer umfassenden Untersuchung); Parello 2000, S. 52-56, 58-62 (klärt die
Geschichte der Verglasung unter Auswertung aller Quellen, unterzieht die restauratorischen Eingriffe einer kritischen Be-
wertung); Mittmann 2005, S. 76-97 (beschreibt den in situ befindlichen Bestand, bildet die durch Heimle übermalten
wie die Kopien der im Augustinermuseum verwahrten Originale farbig ab).
Geschichte der Verglasung: Obwohl die Verglasung der Chorkapellen noch vor derjenigen des Hochchores begon-
nen worden war, wurde sie erst im Frühjahr 1530 abgeschlossen. Bereits im Februar 1511 hatte Hans von Ropstein eine
erste Zahlung für die Locherer-Kapelle erhalten (s. Reg. Nr. 10). Sie betraf - wie im Hochchor - zunächst nur die Butzen-
verglasung der beiden Kapellenfenster, während ihre partielle Farbverglasung mit dem überlieferten Datum »1520« zu
verbinden ist, das ursprünglich in der Sockelinschrift zu lesen war. Allerdings lassen sich für 1519/20 weder Zahlungen an
Ropstein noch an Baldung nachweisen. Der Grund hierfür ist im Verlust der Münsterrechnungen für das erste und zweite
Halbjahr 1520 zu suchen. Anders als im Falle der Schnewlin-Kap eile sind die Zahlungen für die Ausstattung der Loche-
rer-Kapelle nämlich nicht durch die Testamentsvollstrecker des vor dem 28. Januar 1513 verstorbenen Kapellenstifters
Nikolaus Locherer, sondern durch die Münsterfabrik erfolgt, wie die Zahlungen derselben an die Schöpfer des Locherer-
Altars, den Kistler Hans Wysinger und den Bildhauer Hans Sixt von Staufen, in den Jahren 1522-1524 nahelegen173.
173 Vgl. Joseph Riegel, Die Locherer-Kapelle und der Meister ihres Altars,
in: FMbl n, 1915, S. 10-30, bes. S. 12-14. Nach den dort (S. 25-28) zu-
sammengestellten Quellen war die 1509 durch Nikolaus Locherer erfolgte
Kapellenstiftung mit 600 gl eine der am höchsten dotierten des Münsters;
nach seinem Tod kamen beträchtliche Zinsen aus Darlehen hinzu. Dennoch
waren die 1511 an Schlosser und Glaser erfolgten Zahlungen der Stiftung
des Johannes Locherer, des 1541 verstorbenen Vetters des Kapellenstifters,
entnommen worden, der in der Inschrift an zweiter Stelle genannt war.