Metadaten

Becksmann, Rüdiger
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Freiburg im Breisgau: Münster Unserer Lieben Frau — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 2,2, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52840#0425

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
MÜNSTER • SPÄTGOTISCHER CHOR • VERGLASUNG DES HOCHCHORES

424





Fig. 511. ES
AM Nr. 86, 87.
Ehemals
Chor N II, 4/5 a.
Fig. 512. ES
Chor N II, 4/5b-d.

Technik: Um Verwechslungen beim Zusammenfügen und Ver-
bleien der Gläser zu vermeiden, hat der Glasmaler vor allem die
Glieder der Ordenskette links und rechts mit verschiedenen
Großbuchstaben bezeichnet. StAFD 35/60/454-462 (um 1910);
CVMA H 2188, 2191-2193, 2196-2199, 2201 (1976)
4/5a HLLEOIX. Fig-492
Die um 1910 von Geiges angefertigte Kopie ist in der Farbigkeit
kühler als das durch die Helmlesche Neubemalung verdorbene
Original (s. S. 426). Außerdem treten die graphischen Strukturen
stärker in Erscheinung, wirken Figur und Kastenraum weniger
körperhaft. CVMA H 2189E (1996)
4^b HL. ANDREAS Fig. 492,497,512, Abb. 248
Inschrift: Auf dem Architrav in gotischen Minuskeln mit An-
fangsversalien: S • andreas • .
Erhaltung: Abgesehen von der linken Hand, die Geiges ersetzt
hat, ist der Glasbestand ohne Einbußen geblieben. Allerdings
wird das Erscheinungsbild durch gravierende Bemalungsverlu-
ste, vornehmlich im Kopf des Heiligen, erheblich beeinträchtigt.
Hervorzuheben ist, daß Geiges in 4b die originale Verbleiung
bewahrt hat.
Ikonographie, Farbigkeit: Der Patron Burgunds und Schutzhei-
lige des von Philipp dem Guten zum Jahrestag seiner Hochzeit
mit Isabella von Portugal 1430 in Brügge begründeten Ordens
vom Goldenen Vlies nimmt insofern den höchsten Rang unter
den Heiligen ein, die Maximilians Enkel, dem späteren Kaiser
Karl V. (1500-1558), zugeordnet sind, als er auf einem Glied
98 Identifizierung der Wappenbilder nach Gall (wie Anm. 93), 1977,
S. 44,124L, 138k, 146k, 152-154,163-165,167L, 170L

der Ordenkette, einem Feuereisen, steht, deren weitere Bestand-
teile - Feuerstein, Funken und Strahlen - die Granatäpfel ver-
drängen, die den Sockel unter den anderen Heiligen zieren; sie
verweisen auf Granada, zu dessen König er bereits erklärt war.
Selbst das rohe Astkreuz könnte auf die Ordensheraldik Bezug
nehmen99. Andererseits zeigt auch der Andreas aus dem 1509 für
die Windsheimer Kilianskirche von Tilman Riemenschneider ge-
fertigten Altar ein entsprechendes Kreuz100. Der traditionell als
barhäuptiger und -füßiger Greis mit langem weißen Bart darge-
stellte Apostel trägt über einem hellblauen Gewand einen stoff-
reichen purpurvioletten Mantel. Kettenglied, Kreuz und Nim-
bus gelb. StAFD 35/60/152h (um 1910); CVMAB 2O2of. (1976)
99 Paul Ganz, Die Abzeichen der Ritterorden, in: Schweizerisches Ar-
chiv für Heraldik 1905, S. 138E Von Gliedern der Ordenskette zusam-
mengehaltene Andreaskreuze aus unbearbeiteten Stämmen erscheinen
als Abzeichen auf den während der Burgunderkriege (1476) erbeuteten
Kornettfahnen im Historischen Museum Bern (Kat. Ausst. Die Burgun-
derbeute und Werke burgundischer Hofkunst, Bern 1969, Nr. 67-69).
100 Vgl. Justus Bier, St. Andrew in the Work of Riemenschneider, in:
The Art Bulletin 38, 1956, S. 215-223, Fig. 7.
101 Laschitzer 1886/87, $• 196, Taf. 57.
102 Auf einer Züricher Wappenscheibe mit dem thronenden Karl von
1495 erscheint erstmals dieses fiktive Wappen (Dietrich Kötzsche, Dar-
stellungen Karls des Großen in der lokalen Verehrung des Mittelalters,
in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben IV, Düsseldorf 1967,
S. 158-214, bes. S. 204L). Zuletzt hierzu Lieselotte E. Saurma-Jeltsch,
Karl der Grosse als Sinnbild des weisen und zornigen Richters, in: ZAK
61, 1986, S. 31-44, bes. S. 3 5 f - In einem Gebetsbuch Karls, das zwischen
1516 und 1519 in Flandern entstanden ist, trägt Karl der Große ebenfalls
beide Wappen auf dem Rock (Kat. Ausst. Karl der Große, Aachen 1965,
Nr. 742).
103 Laschitzer 1886/87, $• 196E, Taf. 52. - Zu Hugo von Lincoln s.
David Hugh Farmer, in: LCI V, 1974, Sp. 5 53f.
 
Annotationen