Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 16.1995

DOI Artikel:
Langenhagen, Johannes: Grußwort des Rektors
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31840#0011

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Grußwort des Rektors

Wirft man einen Blick ins Lexikon, um sich
mehr Klarheit im Begrifflichen zu verschaf-
fen und vielleicht den ursprünglichen Sinn des
Wortes zu finden, liest man unter „virtuell" :

."der Kraft oder der Möglichkeit nach vor-

handen".„denkbar".

Denkbar ist nicht schon gleichzusetzen mit
machbar!

Virtuelle Generierung von Vorgängen, Räu-
men, Gegenständen, flächigen Gebilden er-
leichtert die Vorstellbarkeit, erhöht vielleicht
auch die menschliche Vorstellungskraft,
bringt aber sicher unschätzbare Vorteile beim
Durchspielen und Durchdenken von Möglich-
keiten.

Die dafür gegebene Voraussetzung des
entmaterialisierten Vorgehens, könnte auch
eine Dematerialisierung von Überflüssigem
und Schädlichem bewirken.

Die Gefahr, daß die immateriell existierenden
Welten auch als Richtwert und Antrieb für
die Zukunft der real existierenden Welt her-
halten, besteht in dem Sinne, wie Günther
Anders es sagt: „alles, was möglich erscheint,
wird auch gemacht."

In diesem Sinne ist das Thema des Kolloqui-
ums richtig und wichtig.

Wenn das Auditorium vielleicht auch in zwei
Lager zerfällt, die dieses Thema mit einem
Fragezeichen oder einem Ausrufungszeichen
versehen.

Ich bin dafür, daß wir versuchen das CONTRA
in ein konstruktives, sich ergänzendes Mitein-
ander aufzulösen im Sinne der eingangs er-
wähnten Definition des Begriffes ,virtuell, -
,denkbar,.

Ich freue mich, daß wir hier und heute ein
weiteres Kolloquium in unserer schon tradi-
tionellen Reihe zu einem aktuellen und we-
sentlichen Thema beginnen.

Daß diese Kolloquien in ihrer Kontinuität und
ihrem Anspruch über die Jahre, wie Bernhard
E. Bürdek in der ietzten Ausgabe der Zeit-
schrift ,Form, (3/1995) feststellte, und über
den Fall der innerdeutschen Mauer hinaus
weitergeführt und intensiviert wurden, sehen
wir an der Burg mit einer gewissen Genugtu-
ung, vor allem aber mit Freude.

Ich begrüße Sie alle, Vortragende wie Hören-
de und ganz besonders die Gäste unter Ih-
nen .

Ich hoffe, daß nach den Vorträgen das Audi-
torium in einen regen Diskurs gerät und da-
durch die sicher vorhandene Vielfalt der Mei-
nungen zu ihrem Recht kommt.

Mir kam in den Sinn, daß es vernünftiger
wäre, die zur Zeit im Pazifik real ablaufen-
den Atomwaffenversuche besser nur virtuell
zu simulieren. Denkbar sind sie glücklicher-
weise für immer weniger Menschen, aber lei-
der eben von einigen auch machbar.Das er-
leben wir zur Zeit.

Wann ist das Denkbare auch das Machbare.
Das sollte nicht nur die Überlegungen in die-
sem Kolloquium bestimmen.

Ich wünsche ein gutes Gelingen und allen
anregende Tage an der Burg.

Professor Johannes Langenhagen
Rektor

9
 
Annotationen