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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 16.1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.31840#0260

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Die thematisierende Frage "Virtualität contra Realität ?"
stellt keine adäquaten Kategorien gegeneinander, sondern
läßt sich auf die Bedeutungsverschiebung des Wortes 'virtuell'
ein, wie sie sich im Jargon von Wirtschaft und Medien eingebürgert
hat und im Alltag der Nutzer breit macht.

Virtuelles stellt Reales nicht in Frage, wenn 'virtuell' in seinem
ursprünglichen Wortsinn genommen wird. Die Frage wandelt
sich dann in die Feststellung: Realität und Virtualität !

Zu unterscheiden wäre jedoch 'banale'Virtualität, die nichts
anderes ist, als eine evolutionäre Stufe (in der modifizierenden
und manipulierenden Wiedergabe physischer Realität mit
anderen, unstofflichen Mitteln), von 'potentieller' Virtualität
funktionaler Mächtigkeit, die revolutionierend im Experiment
neue Wahrnehmungsobjekte, Wirklichkeiten und Leitbilder mit
Hilfe weitgehend nichtmaterialer Strukturen verfügbar macht.

Dabei wird nicht nur gestalterisches Neuland abgesteckt, es werden
auch Prozesse in Gang gesetzt, deren Verlauf nicht abzusehen
sind.

Bewegt man sich zuweilen in einem neoalchimistischen digitalen
Dschungel oder werden auch wirklich neue Höhen digital erwei-
terten Geistes erklommen?

Die Problemstellung ist von anhaltender Relevanz für gestalterische
Tätigkeit, für ihr Aufgabenspektrum im allgemeinen, wie für
Designausbildung im besonderen.

Ob und inwieweit die neuen medialen Anwendungen der digitalen
Techniken bisherige Grundlagen des theoretischen und metho-
dologischen Verständnisses und der pädagogisch-praktischen
Vermittlung von Design - wie oft behauptet - in Frage stellen, oder
Denk- und Handlungshorizonte nur, wenn auch maßgeblich,
erweitern, ist zu hinterfragen.

Eine Annäherung muß von philosophischer wie psychologischer,
von designkonzeptioneller und kulturtheoretischer, aber
auch design- und kunsthistorischer Sicht versucht werden.

Die Veränderung von Vorgehens- und Wahrnehmungsweisen,
von Erkenntnismöglichkeiten für projektive und gestaltende
Tätigkeit, aber auch das Einfordern unverzichtbarer menschlicher
Sinnes- und Sinnansprüche stehen hier zur Debatte.
 
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