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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 16.1995

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Jonas, Wolfgang: De-Materialisierung durch Körperorientierung - ein Gedankenexperiment
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https://doi.org/10.11588/diglit.31840#0085

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Brain - Trips $ 499,-

Soft Touch - High Effects, auch als Partner-
Spiel.

Die totale Selbstreferenz.

Kurzschlüsse vorprogrammiert.

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Paffncr

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Self - Design $ 799,-

Der kleine Gen-Techniker.

Für Anfänger und Fortgeschrittene.

Ohne Gewähr.

Warnung: Kinder haften für ihre Eltern!

Fazit: Was soll das?

Die Differenz virtuell / real wird obsolet. Wir
sind heute in die Lage versetzt, damit zu spie-
len. Wir schaffen eine neue Kulturschicht. Es
scheint so, als ob die jeweils Neueste be-
stimmt, was als „vernünftig" zu gelten hat,
ohne dabei jedoch die darunterliegenden zu
überwinden. Wir haben damit neue Wahl-
möglichkeiten für Handlungs- und Erklä-

rungsmuster, mehr Potential für den Umgang
mit der Komplexität der Welt, mehr Virtuali-
tät (Virtualität = innewohnende Kraft oder
Möglichkeit).

Zynismus? Nein, eher Ironie, Aufforderung
zur Reflektion. Denn man bedenke: Techno-
logie ist nicht ein fremdes Anderes. Das
menschliche Denken, die menschlichen Welt-
erklärungen sind immer nur so komplex wie
seine Technik. (WIENER, KRIEG, STELARC).
Seitdem wir Menschen geworden sind, haben
wir die Welt manipuliert, Werkzeuge ge-
macht, Computer, Maschinen. Der „wesent-
liche" Teil von uns steckt immer schon in die-
sen Maschinen und verändert sich mit ihnen.
Erkenntnis und Erkenntnisgewinn entstehen
durch Handeln, nicht durch Nichthandeln.

Die Ansätze der angedeuteten Entwicklun-
gen sind da, Realisierungen können innerhalb
der nächsten 10 Jahre auf dem Markt sein.
Design äußert ja immer mal wieder Skrupel
bezüglich der Technikentwicklung, verpackt
als gesellschaftliches Verantwortungsbe-
wußtsein. Es handelt sich aber meist eher um
Ratlosigkeit bezüglich der disziplinären Funk-
tion. Wenn es zum Mitmachen aufgefordert
wird, wird es zweifellos mitmachen.

Es geht nicht zurück, es geht nur voran! War-
um also nicht offensiv mitmachen? Design
sollte sich endlich einmischen in die Diskussi-
on der Frage: Wie wollen wir leben? Bedürf-
nisse äußern sich heute nicht mehr von der
sogenannten Verbraucherseite, wie noch in
den Mangelwirtschaften. Design muß in ei-
gener Initiative mögliche Bedürfnisvarianten
erfinden, visualisieren, publizieren und zur
Debatte stellen.

In einer kurz bevorstehenden Welt fast un-
begrenztertechnologischer Möglichkeiten ist
es nicht mehr angemessen, Design-Richtlini-
en in Begriffen von Material, Technik, Form,
etc. zu begründen, sondern in menschlichen
Werten. Und Werte entstehen aus Präferen-
zen. Und Präferenzen entstehen aus Aufmerk-
samkeit. Design muß also Aufmerksamkeit
herstellen für mögliche Zukünfte.

Dies bedeutet nicht Affirmation, sondern Ein-
mischung. Es ist ja so viel einfacher, mit dem
erhobenen moralischen Zeigefinger zu sagen,
was wir nicht haben wollen, als zu sagen, was

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