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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 16.1995

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Kolbe, Peter: Das Bindungsmodell virtueller Gegenständlichkeit - ein Beitrag zur Gestaltung von virtuellen 3D-Szenarien und Interaktionsräumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31840#0092

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welt des Computers betont werden. Zum ei-
nen, weil erst durch die Externalisierung
unserer Vorstellungen abstrakte Modell-
beschreibungen möglich werden und zum
anderen, weil hierüber die qualitativ unter-
schiedlichen Bezugsebenen innerhalb des
'Human Computer Interface' diskutiert wer-
den können. Bindung steht damit für die
Beziehungen zwischen realer Nutzerwelt und
virtueller Computerwelt auf allen Ebenen der
qualitativ unterschiedlichen Merkmals- bzw.
Eigenschaftsklassen.

3. Die theoretische Einbettung des Bin-
dungsmodells virtueller Gegenständlich-
keit

3.1. Die kognitionspsychologische Fundierung
des Bindungsmodells und die Merkmals-
klassen des mentalen Objektbegriffs

Der konzeptuelle Modellansatz basiert auf
der Annahme einer mentalen Begriffs- und
Merkmalsbildung innerhalb der menschlichen
Informationsverarbeitung und -selektion.
„Begriffe sind .. definierbar als Zusammen-
fassungen von Objekten und/oder Erschei-
nungen nach gemeinsamen Funktionen in
der Realisierung von Verhaltenszielen. So
kommt es, daß die Welt der Erscheinungen
in ständiger Veränderungen begriffen ist, die
Welt der Begriffe aber weitestgehend kon-
stant bleibt... Wir brauchen sie (die Begrif-

fe), um die Orientierung unseres Verhaltens
an der Umwelt zu organisieren, daß wech-
selnde Verhaltensziele bei ausreichender
Kontrolle mit möglichst geringem Aufwand
(an Informationsverarbeitung) erreichbar
werden." ([Hoff86],S. 11 f], s. auch [Klix81 ])
Auf der Grundlage einer derartigen menta-
len Begriffs- und Merkmalsbildung definier-
te Fischer einen Objektbegriff, der die Pro-
duktzentrierung und die produktsprachli-
chen Kodierungen der gestalterischen Tätig-
keit reflektiert und über drei qualitativ dif-
ferenzierte Merkmalsklassen spezifiziert wird
([Fisc86], S. 28):

- funktionale Merkmale, die eine sprachlich-
mentale Repräsentation erfahren,

- perzeptive Merkmale, die eine anschauli-
che Repräsentation erfahren sowie

- operationale Merkmale, die eine aktionale
Repräsentation erfahren.

Diese Merkmalsdifferenzierung steht - auch
mit der Unterscheidung von anschaulich-
bildhafter (statischer) und pantomimisch-
aktionaler (dynamischer) Repräsentation - im
Einklang mit der globalen Wissensdifferen-
zierung nach Anderson in eine bedeutungs-
gemäße und eine wahrnehmungsgemäße
Wissensrepräsentation [Ande89].

Als Voraussetzung für eine 'Externalisierung'
von Wissen - z.B. für die computerbasierte
Modellbildung - und als Grundlage für eine
'gegenständlich'vermittelte Kommunikation

Funktionale Merkmale:

Wissens-Basis für die Brauchbarkeit und Verwendbarkeit

Perzeptive Merkmale:

Wissens-Basis für Orientierungs- und Suchprozesse

Operative Merkmale:

Wissens-Basis für Steuerungs- und Regelierungsprozesse

Abbildung 2: Die mentalen Merkmalsklassen des Objektbegriffs nach Fischer [Fisc86]

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