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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 16.1995

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Nees, Georg: Der nackte und der modulare Mensch - Virtualität intra Realität
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https://doi.org/10.11588/diglit.31840#0146

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Subjekt-flgenten-Teams

Determinanten des Uberlebens ???

Abb. 13. Determinanten des Überlebens?

stellt haben. 45 Es ist jedoch auch denkbar, daß
sich die Automatenhaftigkeit aus einem
Verführungseffekt der Virtualität selbst er-
gibt, so z.B.: Der Mensch in den Zuständen
von Immersion und Insorption zugleich (Ab-
schnitt 1.5), dazu in der faszinierenden Be-
gegnung mit starken Chimären, überdies als
homo signans scheinbar allwissend, verhält
sich vermutlich ähnlich wie ein Autofahrer im
Geschwindigkeitsrausch: Er reagiert wie mit
dem System glücklich verwachsen: Er identi-
fiziert. Die Frage ist allerdings, ob er diesen
Zustand unbeschadet wieder verlassen kann.
Es existieren mindestens zwei Formen der
Gefahr: 1. Die Entstehung einer Sucht, die
man vielleicht mit dem Satz kennzeichnen
kann: "Nur in jenem Zustand bin ich wirk-
lich Mensch." Was dabei verloren geht, ist
die Autonomie des Subjekts im Subjekt/Mo-
dul: Übermodularisierung tritt ein. 2. Denk-
bar ist andererseits die Herausbildung einer
extrem festen Bindung an das virtuelle Am-
biente, wobei die Verführungskraft allerdings
eher in der Möglichkeit unbehindert freien
Schweifens liegt. Die Verwandtschaft mit der
Problematik von Frage 1 ist dann unüberseh-
bar: Das Subjekt moduliert grenzenios.

Fragen 4 und 5: Stellt man sich auf den
Standpunkt, die Herausbildung der virtuel-
len Wirklichkeit sei nichts anderes als ein Teil
des Evolutionsschicksals des Menschen, dann
beginnt sofort das Rätsel zu bohren, wohin
denn die Reise geht.

In Abbildung 13 wird als Antwort auf Frage
5 ein Szenario entworfen, das leider mit äu-
ßerster Skepsis betrachtet werden muß,
"denn es ist viel zu schön". Es zielt auf einen
für lange Zeit stabilen Zustand der Mensch-
heit, der von zwei weiteren Problemen oder
Determinanten abhängt: Erstens der - wie
denn beantwortbaren - Frage, um wievieles
glücklicherl 5 Milliarden gleichzeitig lebende
Erdenbürger wären als 10 Milliarden; zwei-
tens dem Mut zur Seßhaftigkeit, welche sich
aber gerade als der Hauptbonus der Virtuali-
tät herausstellen könnte, verbunden mit der
Chance, den Energieverbrauch pro Kopf zu
senken. Natürlich zielt das obige Motto auf
das erwähnte Mißtrauen.

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