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Deutsche Kunst.

Die Benutzung des Gebäudes sollte in Ausführung des Statutes des Erz-
bischöflichen Diözesan-Museums bestehen und demgemäß eine permanente
Ausstellung von christlichen kunsterzeugniffen der Gegenwart in den früher
von der Lürgergesellschaft gemietheten, in letzter Aeil aber unbenutzten
Räumen veranstaltet werden, während die Thomas-Kapelle für die Auf-
bewahrung der Alterthümer, der christlichen Kunsterzeugnisse früherer Zeiten,
weiter benutzt werden sollte. Die Ausstellung christlicher Kunsterzeugnisse dec
Gegenwart, welche am 10. Dezember 1896 eröffnet wurde, ist dem Klerus
eine Stätte der Anleitung bei Reuanschaffung von kirchengeräthen geworden.
Line bedeutende Zahl von kirchlichen Geräthen und Utensilien, nämlich Kelche,
Monstranzen, Figuren, Meßgewänder u. s. w., ist thatsächlich durch die mit
dem Erzbischöflichen Museum verbundene Kunstausstellung verkauft worden.
Die Ausstellung erleichtert der Geistlichkeit und den Kirchenvorständen die
stilgerechte Ausstattung der Kirchen und fördert in demselben Maße das

Domkapitulars Aldenkirchen die innere Ausgestaltung des schönen Gotteshauses
zur Aufgabe hat. Den Schluß der Vorträge bildeten die Ausführungen
des Dozenten der Kunstgeschichte, Or. L. Firmenich - Richartz zu Bonn über
die „Wandgemälde Rafaels in der Lrniazn Kelln LeZnnMrn im vatican."

Weimar. — Line ganze Anzahl von Malern wohnen und wirken gegen-
wärtig in Weimar, die, an der Heimathscholle haftend, entweder die nähere Um-
gebung der Stadt oder ihr eigenes engere Stammland in künstlerischem Gepräge
in ihren Bildern wiederzugeben pflegen. Ls liegt darin „die starke Wurzel
ihrer Kraft!" — wie Th. Hagen, von dem letzthin ausführlich berichtet
wurde, so haben nun auch Professor B. p. Förster und ein jüngerer
Hagen-Schüler, Haasenritter, eine Reihe von Landschaften ausgestellt, die in
ihren Motiven nicht allzu weit her genommen sind und doch ein und dieselbe
Gegend bei aller Anlehnung an die Ratur in durchaus eigenartiger Auffassung

Interesse der Künstler
der Lrzdiözest
Köln ist unter
Leitung desweih-
bischofs Schmitz
im ersten Jahre
von einer Mit-
gliedeczahl von
595 auf 1015 ge-
stiegen; amSchluß
des jetzt abgelau-
fenenIahres zählt
der Verein im gan-
zen 1555 Mitglie-
der. Auch der Be-
such d. Erzbischöf-
lichen Museums
hat sich bedeutend
gehoben; an der
kaffe wurden in
runder Zahl 9000
Tageskarten an
Richtmitglieder
verausgabt, eine
Zahl, die in den
Vorjahren nie-
mals erreicht wor-
den ist. Dem
Anwachsen des
Vereins und der
gesteigerten Fre-
quenz entsprach
auch die Lin-

und des Kunsthandwerkes. Der christliche Kunstverein

schildern. Die meist hell gehaltenen Tafeln

Förster's sprechen durch ihre feine
Luftperspektive

Speisezimmer, Larl Müller, Hofdekorateur, Berlin.


und die kräftigen,
zugleich lichtum-
spielten Vorder-
gründe besonders
an. Haafenritter's
im Format kleine-
ren Bilder bekun-
den bei ähnlichen
Vorzügen dievor-
liebe für eine et-
was tiefere Ton-
lage und reicheres
Kolorit.
Freiherr
von Gleiche ir-
rt uß wurm führ-
te wieder seine
geliebte Heimath,
Bonland in
Franken, in sechs
großen Bildern
vor, — alle sehr
farbig leuchtend,
doch — mit ein
wenig leeren hell-
blauen Schatten.
Gleichen'» groß
angelegte Künst-
lernatur gefällt
sich in stupender
Wucht des Vor-

nahme. wie der ausgegebene Rechnungs-Abschluß nachweist, war es mög-
lich, die sämmtlichen durch den Umbau und Instandsetzung der Gebäulich-
keiten des Erzbischöflichen Museums entstandenen Unkosten im Betrage von
7280 Mark zu decken und noch einen Ueberschuß von 7475 Mark zu
erzielen.

Tritt'. — Der unter dem Vorsitze des Regierungspräsidenten v. Heppe
vor einigen Jahren gegründete Kunstverein hat in diesem Winter eine
recht rege Thätigkeit entwickelt und zur Belebung der geistigen Interessen
nicht unwesentlich beigetragen. Die freundliche Aufnahme, die ein im ver-
gangenen Frühjahr abgehaltener Vortrag des Museumsdirektors Or. Alden-
hoven aus Köln über „Rembrandt und Rubens" gefunden hatte, veranlaßte
den Kunstverein, nach dem vorbtlde anderer größerer Städte eine Folge von
Vortragsabenden in diesem Winter zu veranstalten. Diese wurde durch den
Direktor des Kölner Gewerbemuseums, L>r. v. Falke, mit dem Thema
„Lrtentalische Teppiche" in glücklichster Form eingelettet.
Der zweite Vortrag, in welchem der Provinztal-Konservator vr. Llemen
zu Bonn die „Einführung der Gothik im Rheinlande" behandelte, fand schon
durch sein lokalhistorisches Kolorit und die glanzvollen Ausführungen über die
herrliche Liebfrauenkirche, die perle frühgothischer Baukunst, einen zahlreichen
und aufmerksamen Zuhörerkreis aus allen Schichten der Bevölkerung. Der
Anregung dieses Vortrages ist erfreulicher weise die Bildung eines Lau-
vereins für die Liebfrauenkirche zu verdanken, der unter dem Vorsitze des

trags, wenngleich die Vereinfachung der Mittel hier beinahe zu weit getrieben
scheint, — ganz im Gegensatz zu dec Art des bewährten Landschafts-
schilderers Max Merker, — der bei ebenfalls kräftiger Technik und aller-
dings verminderter Leuchtkraft der Farbe — tiefere Töne und viele Feinheiten
in seinen Gemälden aus Thüringen und dem westlichen Deutschland sehen läßt.
Die Landschaft seiner mecklenburgischen Heimath führte uns Bunke in
zwei großen und einigen kleineren kürzlich ausgestellten Bildern vor, welche,
in blühender Farbigkeit und großem Auge gemalt, die früheren sehr gediegenen,
doch grauer gestimmten Arbeiten des Künstlers noch weit in den Schatten
stellen. Das sehr charakteristische Bildniß des Malers gab gleichzeitig der
hiesige Figurenmaler Starke in einem feintönigen und virtuos gemalten
sitzenden Kniestück mit runder Umrahmung, durch welches der Autor sich wieder
neuerdings als Porträtist sehr vortheilhaft einführt. Ls fehlt auch sonst nicht
an dieser Spezies von Künstlern hier, von der nur kurz der bewährte Vildniß-
maler H. plühr, sein talentvoller jüngerer Kollege Schumacher und der
durch elegante Pinselführung und treffende Charakteristik bemerkenswerthe Maler
Urban genannt sein mögen.
Den kürzlich gegründeten Thüringischen Ausstellungsverein
bildender Künstler anlangend, sei erwähnt, daß derselbe im Mai eine
Ausstellung Hierselbst, für Lnde Juni eine solche in Jena und anschließend
eine weitere in Gera plant, verschiedene andere Städte werden für die
Zwecke des Vereins aussichtsvoll bearbeitet, so daß für sein Gedeihen die
besten Aussichten vorhanden sind. A. I.
 
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