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mische Knick.

Aeiblatt: Has Atelier.

Zllustrirte Zeitschrift für das gefamrnte deutsche Kunstschaffen
Zentral - Grgan deutscher Kunst und Künstler Mereine.

preis vierteljährlich 2.80 Mark.
Postzeitungsliste Nr. U74.
Herausgegeben von
Alle 14 Tage erscheint eine Nninmer.
OkNrg FNgsÜüsUFÜU. Inserate: 40 Pfennige für die 4 ge-
- . ..... .. . „ . spaltene Nonpareille-Zeile.
Schrrtkleckrmg und Verwaltung Berlrn V/.57, ^Dkeinmehstr. 26.

publikationsorgan des Deutschen krunstvereins in Berlin, des Schlesischen Kunstvereins in Breslau, des Kunstvereins siir das Großherzogthum Hessen in Darmstadt, des Anhaltischen Kunst-
vereins in Dessau, des württembergijchen Kunstvercins in Stuttgart, des Schleswig - Holsteinischen Kunstvereins in Kiel, der Kunstvereine in München, Oldenburg, Mannheim, Nürnberg, Gera,
Altenburg, Elberfeld, Barmen, Bielefeld, Görlitz, Danzig, Königsberg, Stettin u. a.

Uv. 22.

1. September 1898.

II. Jahrgang.

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg.

Von Vr. M. Wingenvolh.

bekannte Literaturhistoriker Erich Schmidt hat einst
LUMM einen kleinen Aufsatz geschrieben mit der Ueberschrift:
„Die Entdeckung Nürnbergs", worin er an einer Reihe
von merkwürdigen Beispielen — u. A. Sulzer, klop-
stock, Semler, Nicolai u. s. w. — zeigt, mit welcher Verständ-
nislosigkeit man lange Zeit den Denkmälern der alten Reichs-
stadt gegenüberstand. Erst um die Wende des 18. Jahr-
hunderts begann sich der Sinn zu regen für Alt-Nürnberg. Und
je eifriger in unserem Jahrhundert das Studium der Geschichte
gepflegt wurde, um fo mehr wuchs das Verständniß für das
fchöne Städtebild an der Pegnitz, das von alten Zeiten so
deutlich zu uns redete. In der Stadt selbst war die Erinnerung
an die vergangene große Blüthe nie ganz verloren gegangen,
aber auch sie erstarkte immer mehr mit dem Fortschreiten des
19. Jahrhunderts. Um die Mitte desselben begann dann ein
fränkischer Edelmann, Hans Freiherr von Aufseß, mit be-
wunderungswürdigem Eifer die Ueberreste alter Herrlichkeit zu
sammeln und dadurch viele vor drohender Vernichtung zu be-
wahren. Weit über den Rahmen eines engen Lokalpatriotismus
hinaus ging aber sein Streben. Seinem Geiste Fchwebte der
plan einer großen
Anstalt vor, die von
allen Epochen deut-
scher Kunst und Kul-
tur beredt Zeugniß
ablegen sollte, und
nach langen, rastlosen
Bemühungen gelang
es ihm endlich, auf
einer 1852 zu Dres-
den unter Vorsitz des
Prinzen Johann,
späteren Königs von
Sachsen, tagenden
Versammlung deut-
scher Geschtchts- und
Alterthumsforscher
die Gründung eines
„Germanischen Na-
tionalmuseums"
durchzusetzen. Unter
den schwierigsten Um-
ständen und mit nie
versagender Opfer-

willigkeit wußte er seinen plan zu verwirklichen. Er lieh
der Anstalt zunächst seine eigenen Sammlungen, die dann
später gegen eine verhältnißmäßig geringe Entschädigung in
den Besitz derselben übergingen, und wußte das Interesse
des deutschen Volkes für dieselbe zu gewinnen — ein In-
teresse, das seit jenen Zeiten immer mehr gewachsen und das
der finanzielle und moralische Halt des Museums geworden ist.
— Als dann Freiherr von Aufseß sich zurückgezogen hatte,
trat Direktor Cssenwein an die Spitze der Anstalt, ein ganzer
Mann, der die Ausgestaltung des Museums zu seiner Lebens-
aufgabe machte, welcher er Zeit, Gesundheit und Alles opferte,
der in schwierigen Lagen sich nicht scheute, die ganze Macht
seiner Persönlichkeit in die Wagschale zu werfen, und der mit
Recht als zweiter Gründer der Anstalt genannt wird. Den ur-
sprünglich etwas weiten und unsicheren plan verwandelte er mit
Meisterhand in ein klares Programm, nach dem sich arbeiten
ließ, und das er, wenn er es auch nicht zur endgiltigen Ausführung
brachte, weil das über Menschenmöglichkeit ging, so doch so
weit zu fördern vermochte, daß man darauf weiter bauen konnte
und daß jeder Tag die Anstalt dem großen Ziele näher bringt.
Dieses Ziel aber ist
kein anderes, als in
einem großen Museum
Denkmäler aller Epo-
chen und Richtungen
deutscher Kunst und
Kultur zu vereinigen
und so ein unver-
gleichliches Monu-
ment der Geschichte
unseres Volkes zu
schaffen, das zugleich
neues Licht über letz-
tere verbreiten und
dem Forscher wie dem
Laien Belehrung und
Genuß verschaffen
sollte, keine Rari-
täten -Kammer also,
sondern eine wissen-
schaftliche Anstalt mit
bestimmten Zielen —
vielleicht das erste
Museum in Deutsch-


kas Germanische Nationalmuseum von der Südseite.
 
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