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rutscht Rimst.

Illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen.

Lentral-Grgan deutscher Kunst- und Künstler-Vereine.

preis vierteljährlich 2.80 Mark.
Postzeitungsliste Nr. U74.

Herausgegeben von
Georg MalkowMy.
Schriflleiiung und Verwalkung Berlin 3V.67, Sleinmehstr. 26.

Inserate: 40 Pfennige für die 4 ge-
spaltene Nonpareille-Zeile.

Publikationsorgan des Deutschen Kunstvereins in Berlin, des Schlesischen Kunstvereins in Breslau, des Kunstvereins für das Großherzogthum Hessen in Darmstadt, des Anhaltischen Kunst-
vereins in Dessau, des württembergijchen Kunstvereins in Stuttgart, des Schleswig - Holsteinischen Kunstvereins in kiel, der Kunstvereine in München, «Oldenburg, Mannheim, Nürnberg, Gera
Altenburg, «Merfeld, Barmen, Bielefeld, Görlitz, Danzig, Königsberg, Stettin u. a.

Uv. 4.

15. Llovemdcr 189?.

II. IrrlMgMW.

Lm fürstliches Geschenk.

Die Beziehungen Friedrichs des Großen zur königlichen

Porzellan-Manufaktur.


Das Russische Wappen mit Kranz tragendem Genius.
Nach einer Photographie von kullrich,'Berlin."

von Georg Mslkowsky.

Vorgeschichte der berliner Porzellan-Fabrikation reicht bis in das
Jahr 175O zurück, wo Wilhelm Laspar Wegeli den ersten Versuch
d machte, das ihm von Arbeitern aus Höchst verkaufte Geheimnis der
Herstellung echter Porzellane in der preußischen Hauptstadt zu verwerthen.
Die überaus selten gewordenen Arbeiten dieser bereits li/57 wieder auf-
gegebenen Fabrikation sind mit einem blauen gezeichnet und zeugen
von einer ziemlich vollkommenen Technik. Von dem Bildhauer Reichard
kaufte I. C. Gotzkowski 1761 das Geheimnis für 40O0 Thaler und er-
richtete in der Leipziger Straße eine Fabrik, deren Leitung der sächsische
Kommissionsrath Grieninger übernahm. Dieser engagirte den Lmailmaler
Jaques Llauce und den Modelleur Llias Mever aus Meißen, sowie eine
Anzahl von Arbeitern, die mit dem dort geübten Verfahren genügend ver-
traut waren. Später siedelten auch die Maler L. W. Böhme, I. B. Borr-
mann und LH. klipfel nach Berlin über, so daß sofort ein Stamm tüchtiger
Techniker vorhanden war. Im August 1763 mußte Gotzkowski seine
Zahlungen einstellen, und noch vor Ablauf dieses Monats übernahm der
Staat die ganze Anstalt gegen Zahlung der beträchtlichen Summe von
225 000 Thalern. Grieninger wurde Direktor und führte ein sorgfältig
datirtes Journal, dessen Aufzeichnungen wir im Folgenden zum Theil wört-
lich wiedergeben.
Von dem ersten Besuche Friedrichs des Großen Anfangs September
weiß Grieninger in voller Bewunderung der Sachkenntnis des Königs viel
Rühmliches zu erzählen: „Niemals hat sich wohl ein Monarch gnädiger
herab gelassen. Sein huldreicher Blick erstreckte sich über Alles. In der Mühle
und dem Schlämmereigebäude blieb er lange, um die Zubereitung der
Materialien mit. anzusehen. Bei den Vrenngewölben sprach er lange mit
mir von den porzellanöfen, und zeichnete den Umriß von einem sächsischen
Gaarofen, wie er meinte, in meine Schreibtasel. Ls war aber nicht der
Gaar- oder Gutofen, sondern der Umriß vom Verglühofen, der dem Könige
zu Meißen statt jenes mag gezeigt worden sein. In den Arbeiterstuben, in
den Vorrathskammern und auf dem Waarenlager, nirgends entging seiner ihm
ganz besonders eigenen Aufmerksamkeit etwas. An manchen Orten, wo er
etwas wahrzunehmen glaubte, das anders wäre, als zu Meißen, fragte er
um die Ursache der Verschiedenheit. Da ich ihm auf seine Frage: ob die
Porzellanmanufaktur auch aus einem für sie schicklichen Platz angelegt wäre,
zur Antwort gab: daß sie in Rücksicht auf die Mühlen- und Stampfwerke
zur Lrsparung der Pferde sowohl, als wegen Abführung der Porzellane
und wegen Transport der vielen Materialien und des Holzes, besonders
auch wenn Feuer, bei dem doch beständig gearbeitet würde, auskäme, viel zu
weit von der Spree entfernt wäre, sagte der allergnädigste König: „Cr hat
rechts^ indessen wollen wir sehen, wie weit wir hier damit kommen werden;
geht es gut, wie ich alle Hoffnung habe, so können wir sie hinbringen, wo-
 
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