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372

Deutsche Kunst.

achtet sind auch seine „Wilderer auf Anstand". Cs bewährt sich auch hier,
daß nur nationale Kunst internationale Anerkennung findet.
Geringen Anklang findet Uhde's „Bergpredigt"; man verzeiht Uhde
weniger, weil man ihn weniger versteht; man findet seine Einführung des
Heilandes in moderne Verhältnisse, mit der der Künstler die Ubiquität Christi
nicht ohne sozialistische Tendenz betont und den wahren Sinn des Lhristen-
thums in der Kunst wieder herzustellen sucht, ebenso ungereimt, als wenn
man die homerischen Helden als moderne Husaren und Ulanen malen wollte.
Mr deutsches und protestantisches Empfinden ist Uhde der große Gemüthsmaler,
den man lieben muß. Seine „Bergpredigt" mag in den perspektivischen Ver-
hältnissen nicht geschmackvoll sein, da Christus für seine' Umgebung zu groß

wirkt, die gegen ihn zu stark verkürzt erscheint, etwa wie die nur wenige Schritte
zurückstehenden Figuren auf einem photographischen Gruppenbilde. Fein in der
Feierabendstimmung, in der es liegt wie Vesperglockenklang und goldener
Friede, ist es um so mehr und ergreifend durch lyrische Innerlichkeit.
von Lenbach hat man hier schon bessere portraits gesehen als das
Lildniß Richard Wagner's, in dem es dem Münchener Meister nicht ganz
gelungen ist, die Individualität des Bayreuther Meisters zu erfassen und in
ihrer geistigen Bedeutung zur Darstellung zu bringen.
Rechnet man zu den deutschen Künstlern ncch Arnold Löcklin mit
seiner Diana, so darf man wohl sagen, daß unsere deutschen Landsleute in
ihren besten Künstlern vertreten sind.

pflndnng in allen Phasen seines künstlerischen
Thuns, sie erhält ihn in beständig naher Be-
ziehung zu den Dingen, sie nährt die Lebens-

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wärme, in der er als ein Thcil der Welt mit
dieser verbunden ist, sie führt ihm unaufhörlich
das Material zu, in dessen Verarbeitung sein
geistiges Dasein besteht; aber so gesteigert sie
ist, so muß er sie doch immer noch mit der Klar-
heit seines Geistes beherrschen können; und wenn
das künstlerische Resultat auch nur auf Grund
einer außerordentlichen Slärke des Gefühls denk-
bar ist, so wird es doch erst durch eine noch
außerordentlichere Stärke des Geistes möglich,
die dem Künstler selbst in den Momenten inten-
sivster Empfindung die Ruhe objektiven Interesses
und die Energie dec Gestaltungskraft bewahrt.
Rur die innere Bedeutsamkeit gilt in der
Kunst, die äußere gilt in der Geschichte.
Zu jeder Zeit und in jeder Kunst vertritt
Manier die Stelle des Geistes, der stets nur das
Cigenthum Einzelner ist. Die Manier aber ist
das alte, abgelegte kleid der zuletzt dagewesenen
und erkannten Erscheinung des Geistes.
Line Allegorie ist ein Kunstwerk, welches
etwas anderes bedeutet, als es darstellt.
Schopenhauer.
Richt der Künstler bedarf dec Ratur, viel-



Gedanken über bildende Kunst.
Die Künste der Hellenen kannten
Richt den Erlöser und sein Licht,
Drum scherzten sie so gern und nannten
Des Schmerzes tiefsten Abgrund nicht.
Daß sie am Schmerz, den sie zu trösten
Richt wußte, mild vorüberführt,

mehr bedarf die Ratur des Künstlers. Richt
was die Ratur ihm so gut wie jedem anderen
bietet, weiß der Künstler nur anders als ein
anderer zu verwerthen, vielmehr gewinnt die
Ratur nach einer gewissen Richtung hin erst durch
die Thätigkett des Künstlers für diesen und für
jeden, der ihm auf seinem Wege zu folgen
vermag, ein reicheres und höheres Dasein.
Die künstlerische Thättgkeit ist eine ganz ursprüngliche und durchaus selbst-
ständige geistige Thätigkett. Sie setzt die höchste Besonnenheit voraus und
führt zum klarsten Bewußtsein, wenn man die künstlerische Thätigkett so
gern eine unbewußte nennt, so beweist man damit nur, daß man in die eigen-
thümliche Art des künstlerischen Bewußtseins nicht einzugehen vermag.

Erkenn' ich als den Zauber größten,
womit uns die Antike rührt.

Lenau.
In der wahren Kunst giebt es keine Vorschule, wohl aber Vorbereitungen;
die beste jedoch ist die Theilnahme des Schülers am Geschäft des Meisters.
Goethe.

Die Kunst ist immer realistisch, weil sie das hervorzubrtngen sucht, was
dem Menschen allererst die Realität ist, und sie ist immer idealistisch, weil
alle Realität, die sie schafft, ein Produkt des Geistes ist.
Lin selbständiges Recht hat die Technik in der künstlerischen Thättgkeit
nicht; sie dient lediglich dem geistigen Prozeß. Rur wo der Geist keine

was den Künstler zum Künstler macht, ist, daß er sich in seiner weise

Herrschaft auszuüben im Stande ist, gelangt sie zu selbständiger Bedeutung,

über den Standpunkt der Empfindung erhebt. Wohl begleitet ihn die Lin-

Wichtigkeit, Ausbildung und wird künstlerisch werthlos. Lonrad Siedler.
 
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