Bamneister von ihren Lehrern abgeguckt haben. Der baut wienerisch, jener
italienisch oder, besonders, pariserisch; selten gut, meist das Vorbild rniß-
verstehend, weil die tzäuser der europaischen Großstädte nicht in den Rah-
men der Königin am Bosporus passen. Wohl bemühen sich türkische
Architekten, das Einheimische zu studieren, sich in die nationale Baukunst
des ^6. und ^7. Iahrhunderts zu vertiefen: Ist diese doch die größte Geistestat
der Türken und lange noch nicht nach ihrer gewaltigen Bedeutung hin-
reichend geschätzt! Aber gerade das Größte an ihr, ihre monumentale
Schlichtheit, die Einheitlichkeit in der Auffassung, die Einfachheit in der
klaren Gesamtanordnung — das läßt sich nur schwer auf moderne Anlagen
oder nun gar aus den Wohnhausbau übertragen.
Wir in Deutschland haben den Wert des Städtebaues erkannt, dessen
Hauptziel sein muß, vielen ein ihrem Wesen angemessenes tzeim zu schaffen.
Wir wissen, daß man in Constantinopel nicht deutsch denken und bauen
soll, sondern türkisch. Dort aber ist die Zeit des Verfalles türkischen
Wesens noch nicht ganz überwunden, die mit dem ^8. Iahrhundert ein-
setzte. Mau vergleiche die stille, aber doch festliche Majestät der Achmed-
Moschee mit dem Formenwust der Laleli- oder Nuri-Osmanie, bei denen
den schönen türkischen Raumgedanken italienische Kleinarchitektur schändet.
Man sehe die traurige Ausmalung so manchen herrlichen Baues, zum
Beispiel der Mehmedie im Stil des Rokoko oder anderer europäischer
Formensprachen. Da stört das Fremde: Man kann erst dann die Schön-
heit türkischer Baukunst verstehen, wenn man über solche Verballhornungen
hinwegzusehen gelernt hat.
Ich darf über diese Fragen wohl sprechen, da ich von mir behaupten
kann, daß ich Lürkische Baukunst eifrig studiert habe — ich glaube nicht,
daß es in der Welt viele gibt, die sie ebensogut kennen. Rnd darum regt
sich bei mir in diesen Tagen der Freude am Erwachen türkischer Tatkraft
der Wunsch, mithelfen zu können, daß diese Tatkraft sich der eigenen
kulturellen Ouellen besinne, daß also jede Neuerung in Lonstantinopel
vom Geist des Ortes beherrscht werde. Schlechte Ratgeber sind die,
die das Fremde dem tzeimischen vorziehen, die glauben, die Stadt zu
verschönern, indem sie sie nach den bei in der Fremde heimischen Gewohn-
heiten umbilden. Schlechte Ratgeber sind auch jene Türken, die draußen in
der fremden Welt ihre Anregungen suchen: Sie zerstören das, was Lonstan-
tinopel so unvergleichlich schön, und was Pera-Galata so häßlich macht:
tzier die Einheit eines geschichtlich Gewordenen, dort ein buntes, aus
den Resten von hundert verschiedenen Kochtöpfen zusammengekratztes Ge-
richt, das keinem schmeckt und von niemand verdaut werden kann.
Wie lautet die Aufgabe? Man soll auf den Brandstätten Bebauungs-
pläne schaffen, die es ermöglichen, echt türkische tzäuser an ihnen zu er-
richten. HLuser, wie sie aus den Gewohnheiten des Landes sich ergeben
und die daher auch den Bedürfnissen der Bewohner am besten entsprechen.
Man soll in den alttürkischen Provinzen nach Vorbildern suchen und
diese ohne Altertümelei den neuen Anforderungen entsprechend ausge-
stalten. Man soll der alten Sitte des Orients folgen, das Haus weniger
nach der Straße zu als nach innen, nach dem Hof zu richten. Denn
wie schon die ältesten Ruinenstätten Asiens, Agyptens, Griechenlands und
wie die kleinasiatischen Orte lehren, war es nicht Gebrauch, mit der Gasse
zu kokettieren: Diese bot sich schlicht und unansehnlich dem Wanderer dar,
die Kunst und die Wohnlichkeit aber offenbaren sich erst dann, wenn man das
italienisch oder, besonders, pariserisch; selten gut, meist das Vorbild rniß-
verstehend, weil die tzäuser der europaischen Großstädte nicht in den Rah-
men der Königin am Bosporus passen. Wohl bemühen sich türkische
Architekten, das Einheimische zu studieren, sich in die nationale Baukunst
des ^6. und ^7. Iahrhunderts zu vertiefen: Ist diese doch die größte Geistestat
der Türken und lange noch nicht nach ihrer gewaltigen Bedeutung hin-
reichend geschätzt! Aber gerade das Größte an ihr, ihre monumentale
Schlichtheit, die Einheitlichkeit in der Auffassung, die Einfachheit in der
klaren Gesamtanordnung — das läßt sich nur schwer auf moderne Anlagen
oder nun gar aus den Wohnhausbau übertragen.
Wir in Deutschland haben den Wert des Städtebaues erkannt, dessen
Hauptziel sein muß, vielen ein ihrem Wesen angemessenes tzeim zu schaffen.
Wir wissen, daß man in Constantinopel nicht deutsch denken und bauen
soll, sondern türkisch. Dort aber ist die Zeit des Verfalles türkischen
Wesens noch nicht ganz überwunden, die mit dem ^8. Iahrhundert ein-
setzte. Mau vergleiche die stille, aber doch festliche Majestät der Achmed-
Moschee mit dem Formenwust der Laleli- oder Nuri-Osmanie, bei denen
den schönen türkischen Raumgedanken italienische Kleinarchitektur schändet.
Man sehe die traurige Ausmalung so manchen herrlichen Baues, zum
Beispiel der Mehmedie im Stil des Rokoko oder anderer europäischer
Formensprachen. Da stört das Fremde: Man kann erst dann die Schön-
heit türkischer Baukunst verstehen, wenn man über solche Verballhornungen
hinwegzusehen gelernt hat.
Ich darf über diese Fragen wohl sprechen, da ich von mir behaupten
kann, daß ich Lürkische Baukunst eifrig studiert habe — ich glaube nicht,
daß es in der Welt viele gibt, die sie ebensogut kennen. Rnd darum regt
sich bei mir in diesen Tagen der Freude am Erwachen türkischer Tatkraft
der Wunsch, mithelfen zu können, daß diese Tatkraft sich der eigenen
kulturellen Ouellen besinne, daß also jede Neuerung in Lonstantinopel
vom Geist des Ortes beherrscht werde. Schlechte Ratgeber sind die,
die das Fremde dem tzeimischen vorziehen, die glauben, die Stadt zu
verschönern, indem sie sie nach den bei in der Fremde heimischen Gewohn-
heiten umbilden. Schlechte Ratgeber sind auch jene Türken, die draußen in
der fremden Welt ihre Anregungen suchen: Sie zerstören das, was Lonstan-
tinopel so unvergleichlich schön, und was Pera-Galata so häßlich macht:
tzier die Einheit eines geschichtlich Gewordenen, dort ein buntes, aus
den Resten von hundert verschiedenen Kochtöpfen zusammengekratztes Ge-
richt, das keinem schmeckt und von niemand verdaut werden kann.
Wie lautet die Aufgabe? Man soll auf den Brandstätten Bebauungs-
pläne schaffen, die es ermöglichen, echt türkische tzäuser an ihnen zu er-
richten. HLuser, wie sie aus den Gewohnheiten des Landes sich ergeben
und die daher auch den Bedürfnissen der Bewohner am besten entsprechen.
Man soll in den alttürkischen Provinzen nach Vorbildern suchen und
diese ohne Altertümelei den neuen Anforderungen entsprechend ausge-
stalten. Man soll der alten Sitte des Orients folgen, das Haus weniger
nach der Straße zu als nach innen, nach dem Hof zu richten. Denn
wie schon die ältesten Ruinenstätten Asiens, Agyptens, Griechenlands und
wie die kleinasiatischen Orte lehren, war es nicht Gebrauch, mit der Gasse
zu kokettieren: Diese bot sich schlicht und unansehnlich dem Wanderer dar,
die Kunst und die Wohnlichkeit aber offenbaren sich erst dann, wenn man das