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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 4 (2. Novemberheft 1915)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0203

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Unsre Bilder und Noten

^^ieses Heft ist ein Heft zu den Toten-Festen. Es ift kein Toten-
a n z - Heft; vom Unheimlichen des dürren Gesellen geht es, in
^^^seinem ersten Gedichte, nur aus. Nicht dem Grauen ist es gewidmet,
sondern dem Aberwinden. Dem fügen sich auch seine Bilder ein.

Das tief und reich gefühlte und, rein bildnerisch, auch groß und stark
gesehene Blatt des bei uns noch wenig oder gar nicht bekannten Schweizers
F. Gilsi ist in der Vorlage eine Radierung. Es gehört, wenn man will,
mit dem einleitenden Dreigedicht, rein bildnerisch, in Einheit zusammen.

Die Zeichnung inmitten des Heftes, von G. Broel, Soldatengräber
im Herbstwald, braucht kein Begleitwort. Auch dieses Bild wird in den
Heyderschen Kalender „Kunst und Leben" für (9i6 kommen.

Ergreifend ist für uns die Skizze aus Grabice von Paul Weigel.
Man kann nicht einfacher, nicht selbstverständlicher und nicht — mit
mehr Menschengefühl für das Furchtbare der Zerstörung eine vom Krieg
verwüstete Stätte schildern, als hier ein junger Freideutscher tat. Kurze
Zeit — bevor er fiel! Wir denken von Weigels Skizzen den Lesern mit
der Zeit noch ein und die andre vorzulegen. Einige davon, auch diese hier,
sind in sechs „Kriegspostkarten" abgebildet worden, welche die Wander-
vogel-Gruppe Döbeln herausgegeben hat.

Die Kopfleiste dieses Heftes, von Fritz Philipp Schmidt, ist dem
„Hausbuch" entnommen. Das Schlußstück, von Christoph Oehler,
ist die Verkleinerung des Titelbildchens, das einen freundlichen Gedichtband
„Kriegszeit" von Anna Oehler schmückt, der bei der Basler Missionsbuch-
handlung erschienen ist.

^as Lied „Heilig Vaterland" von Philipp Gretscher entnehmen
Ä^wir den fünf Kriegsliedern, die der Tonkünstler als „Kriegsflug-
blatt 9/^0" im Verlag E. Diederichs in Iena erscheinen ließ (auf diese
Kriegsflugblätter kommen wir noch zurück). Die schlichte, in Andacht
bewegte Melodie des Liedes hat schon in manchem Konzert ihre bezwin-
gende Kraft bewiesen, und es scheint auch uns geboten, für ihre Ver-
breitung einzustehen; gehört doch gerade die Stimmung eines solchen
fiiedes zu den deutschesten und würdigsten dieser Zeit. Gretscher hat sie
mit den einfachsten Mitteln wahr und tief getroffen, dem schlichten Gedicht
durch die Töne noch eindringlichere Bewegtheit verleihend, als ihm ge-
sprochen 'innewohnt.

Gretscher ist den Freunden unsrer Hausmusik kein Unbekannter mehr;
die schönen Weihnachtslieder (tzausmusik des Kunstwarts 205—207) stamm-
ten von ihm. Von den volkstümlichen Gesängen des „Kriegsflugblatts"
(60 Pf.) sei noch auf das ergreifende „Der Liebsten Grab^ besonders hin-
gewiesen.

Der Stimmung des Totensonntags zu entsprechen, bringen wir ferner
ein „Requiem für die deutschen Gefallenen". Ein Zeiterzeugnis, wie es
kaum viele geben dürfte! Das Gedicht schrieb ein Obertertianer („auf seinen
gefallenen Lehrer"); es ist keine gehaltvolle Dichtung, eigentlich überhaupt
keine „Dichtung"; ein Stück Rhetorik, jedoch ohne falsches Pathos, ganz aus
echter Empfindung geboren und in schlichte Verse gebracht, eine Art An-
sprache; und mit der Plastik seiner Anschauungen und dem dumpfen Mahn-
 
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