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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1915)
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Avenarius, Ferdinand: Menzel
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Ullmann, Hermann: Deutsch-österreichisch-ungarisches Wirtschaftsbündnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0235

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an Charakteristik der geistvollste aller Maler-Realisten nicht nur Rord»
deutschlands, nicht nur Deutschlands, nein, des ganzen Iahrhunderts über-
haupt. ^

Mit diesen Zeilen habe ich Menzels hier vor elfthalb Iahren gedacht,
damals unmittelbar nach seinem Tod. So sahen wir ihn in Friedenszeiten,
als wir unterm Gefühl des unmittelbaren Verlustes uns Rechenschaft zu
geben suchten über das, was uns blieb. Ietzt ist Krieg. Eindringlicher noch
als im Frieden treten vor die nur-artistischen Werte die des seelischen Ge--
halts. Starker noch als sonst fühlen wir in Menzel den Preußen. Den
zur Nüchternheit geneigten, mitunter auch berlinisch spottlustigen, den
kühlen und scharfen Kopf, den Künstler viel weniger der Eingebung, als der
Arbeit, den Mann der unermüdlichen Pflichttreue, den Menschen mit der
fast verheimlichten Ehrfurcht. And aus dem Wesen, das sich als Menzel
zusammensetzte, begreifen wir das Allerwertvollste, das er dem Volke
als ganzem gab, die Verkörperung seines Ideals Friedrich. „Den wir
gar nicht mehr anders, als mit Menzels Augen sehn." Friedrichs des
tzelden und Friedrichs des Friedensreichen. Friedrich der Held, dem folgen
fast alle, Friedrich der Kulturfürst, den dersteht unser Volk noch nicht so
als einen großen Erzieher, wie Menzel ihn mit seinen Bildern vor uns
hinsteLlte. Lrst wer recht erfaßt, was der gab, Friedrich der Kunstfreund,
der Denkerfreund, auch Friedrich der Lachler und Friedrich der Spötter, erst
Ler wird auch recht wissen, welcher Erdkreishalbmesser Menzel von andern
trennt, die man als Künstler seiner Art zu nennen pflegt. A

Deutsch-österreichisch-ungarisches Wirischastsbündnis

^^nnere wie äußere Gründe drängen auf einen engeren Zusammenschluß
^tder beiden verbündeten Staaten im Herzen Europas. Wenn Kjellen vor
^Idem Kriege den Zweibund „die stärkste Realität in der jetzigen internatio-
nalen Situation Europas" bezeichnete, so erinnert man sich jetzt daran,
daß Bismarck s8?9 die Aufnahme des Bündnisvertrags in die Verfassungen
der beiden Länder anstrebte und nur von dem magyarischen Vertreter der
Donarmwnarchie daran gehindert wurde. Die starken realpolitischen Be-
weggründe zum Zweibund: geographische und militärische gegenseitige Rük-
kendeckung gegen den Feind im Osten wie im Westen; die natürliche Ver-
kehrsgemeinschaft und die geschichtlich-kulturellen Aberlieferungen, die jetzt
stärker als je wieder in der alten Ostmark aufleben und auch die lange
abgelenkten Kräfte des deutschen Westreiches zum Teil nach dem vernach-
lässigten Osten und Südosten zwingen; die wesentliche Richtung des staat-
lichen Lebens im deutschen Volke wie in den ihm benachbarten, West- und
Osteuropa trennenden „Zwischenvölkern": dies alles läßt den Zweibund als
geschichtliche Wirklichkeit, als Lebensgrundlage der beiden Staaten und
der in ihnen vereinigten Völker in einem Maße erleben, das weit über
offizielle und diplomatische Berechnungen hinausgeht.

So hängt denn unmittelbar mit dem Bedürfnis, die Früchte des Sieges
zu sichern, auch das Streben nach einer dauernden engeren Verknüpfung
Ler beiden Reiche zusammen. Die kulturelle, rein geistige Annäherung,
das gegenseitige Sich-kennen- und Verstehenlernen, wird nun zu einer
selbstverständlichen Voraussetzung der weiteren Bündnispolitik. Verwal-
tungstechnische, selbst staatsrechLliche Angleichungen werden erwogen. Zu
 
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