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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1915)
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Avenarius, Ferdinand: Das Bild als Verleumder
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Natorp, Paul: Der Weg zum Frieden
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0223

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dort drüben, das frag ich uns Deutsche auch, und weiß, daß auch wir
nicht frei sind von Schuld gegen das, was vor dem Kriege war und nach
ihm sein soll. (Luch drüben aber — euch Besonnene, zu denen man auch über
Schlachtfronten sprechen kann, — euch bitte ich noch um einen besondern Be»
scheid. Ihr haltet euch für angegriffen durch uns — so mußtet ihr euch ver-
teidigen. Ihr meint, wir wollten euch beherrschen — so mußtet ihr gegen uns
kämpfen. Ihr haltet das Deutschtum als Ganzes für den Fluch der Mensch-
heit — so begreifen wir euern Grimm. Können wir euch doch von der
großen Suggestion nicht befreien. Aber: Glaubt ihr, daß aller dieser euer
Glaube auch das Verhetzen zwischen den Völkern rechtfertigen kann,
das über Geschlechter fortzeugt? Und mehr: Glaubt ihr, daß selbst er-
schreckende deutsche Schlechtigkeit auch das Verleumden rechtfertigen
kann, das absichtlich falsche Beschuldigen, das wissentliche Falschen? Glaubt
ihr das, so bekennt euch zu diesem Glauben! Glaubt ihr's nicht, s o
berichtigt, was ihr als gelogen, als verleumdend gegen uns erkennen
müßt. Tut ihr jedoch von beiden, so müßt ihr uns Deutschen erlauben,
in diesem Punkt mit unsern Gedanken und mit unsern Lntschlüssen unsere
Folgerungen zu ziehn.

Ich habe nach Fälschungen der in dieser Schrift behandelten Art auch
die Presse meines Vaterlandes, die ich ja besser als die fremde kenne,
nach allen Richtungen durchsucht. Ich habe auch Fälle von Bilderschwindel
auf deutscher Seite gefunden; so hat man Zeichnungen, auf denen die Deut-
schen unterlagen, derart übertuscht, daß die Sieger den Aniformen nach
Deutsche wurden. Den reichlichen entsprechenden Schwindel „drüben" habe
ich in dieser Schrift nur gestreift, weil sich's da beiderseits weder
um Verleumden noch Verhetzen, noch gar um ein Fälschen von
Dokumenten handelt, sondern einfach um profitgierige Machereien von
Geschäftsleuten. Als solche habe ich die deutschen Fälle öffentlich in meiner
Zeitschrift bloßgestellt. Von verleumderischen Fälschungen bild-
licher Dokumente habe ich auf deutscher Seite nicht eine
einzige gefunden. Weiß aber jemand in Freundes- oder Feindesland
von einer derartigen Lrbärmlichkeit auch aus einem deutschen Blatt — ich
wiederhole meine Bitte: der ermögliche mir durch Zusendung
der Beweise, sie der öffentlichen Verachtung in unserm
Volkepreiszugeben. ^

Dresden-Blasewitz Ferd. Avenarius

W

Der Weg zum Frieden

ir glauben jetzt zu verstehen, woher die Notwendigkeit nicht bloß
des gegenwärtigen Krieges, sondern des Krieges überhaupt, für
die ganze Phase der Menschheitsentwicklung, in der wir stehen
und die mit diesem Kriege vielleicht ihre Höhe, aber noch längst nicht ihren
Abschluß erreicht hat. Zwar der bloßen Wucht der Masse, durch die das
russische Reich sich breit über zwei Kontinente gelagert hat und auf seiner
ganzen ungeheuren Grenze weiter nach Westen, Süden und Osten drückt,
würde die überlegne intellektuelle und moralische Kraft, welche die höher
differenzierten Völker Westeuropas und der andern, mehr oder minder
 
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