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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 3 (1. Novemberheft 1915)
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Hashagen, Justus: Bücher der Zeit, 7: Bücher über Geschichte der allgemeinen und der deutschen Auslandspolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0129

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Tschellen) über die Großinächte der Gegenwart, die mit Recht sogleich
ins Deutsche übersetzt worden ist: kein Nachschlagebuch wie Egelhaaf und
kein amüsantes Buch wie Wirth, sondern eine Arbeit, die zu ernstem
Mitdenken auffordert: ein Buch der Gesichtspunkte und Richtlinien, ge-
schrieben mit weitem Blick und geboren aus dem Geiste vornehmer Gerech-
tigkeitsliebe. Damit sind aber die größeren Darstellungen in deutscher
Sprache zur Geschichte der allgemeinen Auslandspolitik auch schon erschöpft;
denn I. I. Ruedorffers ausgezeichnete „Grundzüge der Weltpolitik
in der Gegenwart" sind mehr theoretisch angelegt. Was sonst noch an all-
gemeiner Literatur vorhanden ist, hält sich im Rahmen der historischen
Skizze und der historisch-politischen Publizistik zur äußeren Politik. Eine
Sammlung guter historischer Skizzen findet sich im zweiten Bande des
„Handbuchs der Politik", dessen zweite Auflage noch kurz vor
dem Kriege herausgekommen ist. Der Obertitel der von verschiedenen
Verfassern herrührenden Aufsätze lautet: „Politische Ziele der verschiede-
nen Mächte".

Am aber der deutschen Literatur zur Geschichte der allgemeinen Aus-
landspolitik nicht unrecht zu tun, wird man natürlich auch die Arbeiten
zur Geschichte der äußeren Politik und der Weltpolitik Deutschlands be-
rücksichtigen müssen, da sie ohne Ausblicke auf die äußere Politik der
andern Mächte natürlich nicht auskommen. Auch wenn man diese Ar-
beiten mustert, stößt man wieder auf die entscheidende Einwirkung der
weltpolitischen Wendung von (8^5; denn alle brauchbaren Bücher sind
erst nach dieser Zeit, meist erst im neuen Iahrhundert erschienen. Historiker
freilich sind als Verfasser solcher Bücher nur spärlich vertreten. Anter
den Büchern zur Geschichte der deutschen Weltpolitik befindet sich eines,
das besonders zur Einführung in den höchst verwickelten Stoff eine leb-
hafte Empfehlung verdient: Paul Rohrbach, „Deutschland unter den
Weltvölkern^, Aufl. Das Buch zeichnet sich nicht nur durch Reich-

tum des Stoffes, sondern auch durch geistige Durchdringung des Stoffes
aus. Auch wird der Titel durchaus ernst genommen, und neben Deutsch-
land erscheinen wirklich die andern uns besonders interessierenden Welt-
völker. Ie internationaler der Gesichtskreis eines solchen Beitrags zur
Geschichte der äußeren Politik ist, um so reicher ist die Belehrung, die
man daraus schöpfen kann. Das ließe sich auch von mancher späteren
Rohrbachschen Veröffentlichung sagen. Gleichfalls eine wesentliche Be-
reicherung unserer Literatur bedeutet das von selbständigem politischen
Sinne erfüllte Buch des Grafen Ernst zu Reventlow, „Deutsch-
lands auswärtige Politik (888—noch vor dem Kriege zuerst er-
schienen. In sorgfältigem chronologischen Aufbau werden hier alle einzel-
nen Wendungen der deutschen Auslandspolitik vorgeführt, beurteilt und
in einen breiten internationalen Rahmen eingeordnet. Das besondere
Interesse des Grafen ist auf die Geschichte der deutschen Flottenpolitik und
demgemäß auf die Geschichte der deutsch-englischen Beziehungen gerichtet.
Gerade hierin enthält sein Werk besonders viel Gutes. Auch die ältere
Darstellung von Karl Lamprecht (Lrgänzungsband II, 2 zur Deutschen
Geschichte, 2. Aufl. iy06 und Deutsche Geschichte der jüngsten Vergangenheit
II, (9(3) bietet wertvolle, besonders allgemein-theoretische Anregung. Da-
gegen ist der zweite Band von Dietrich Schäfers „Weltgeschichte der
Reuzeit" (6. Aufl. Vj3) für die neueste Zeit etwas skizzenhaft ausgefallen,
und Felix Rachfahl, „Kaiser und Reich (888—(9(3« (zuerst W5,

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