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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 3 (1. Novemberheft 1915)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0150

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keine gemeinsamen Kulturaufgaben
mit den Deutschen im Reich? Und
dann werden sie und wir doch wohl
erst recht solche haben, wenn die Völ«
ker nach all dem Niederreißen wie-
der aufbauen.

Eine Frage, die jetzt oft an uns
gerichtet wird, ist die: „Warum ant«
wortet ihr nicht, wenn man jetzt den
Kunstwart angreiftMeine Herren
Frager, wie denken Sie sich das:
In dieser Zeit des tiefsten und des
größten Ernstes, in dieser Zeit der
schweren Not sollten wir Seiten
Raum, sollten wir Stunden Gedan«
ken daran wenden, um nur wegen
uns zu streiten? Wir streiten jetzt
nur um Sachen, die wir gefährdet
glauben. Wir täten's auch, wenn die
Kunstwart-Sache gefährdet wäre,
aber die steht fest; man betont ja
selbst immer wieder, daß man gegen
den Kunstwart gerade wegen seines
großen Linflusses schriebe. And
selbst wenn jetzt einer oder der andre
Leser an uns „irre würde« — wäre
das schlimmer, als daß wir das We«
nige an Selbstüberwindung zu dem
Beweise aufbringen: wir unserseits
nehmen's ernst mit der Absicht des
„Burgfriedens", mit der Absicht der
Verbündung verschieden Denkender
für gemeinsame Aufgaben? Ich
danke unsern Lesern für ihre Treue
gegen mich und unser Blatt, danke
ihnen dafür, daß sie uns wieder
so viele neue Freunde zugeführt
haben und bitte sie im übrigen, sich
für aridre polemische Auseinander«
setzungen, als jetzt von unsern Auf«
gaben geboten werden, bis zur
Friedenszeit zu gedulden. A

Kleine Berichtigungen und
Ergänzungen

den Holzschnitten von Walter
OKlemm im Oktoberheft: Die
Gedichte, denen sie beigefügt sind,
haben nicht Walter Klemm selbst zum
Verfasser, sondern seinen Bruder
Wilhelm Klemm. — In dem Auf«

satz über die Polenfrage im vorigen
Heft sind zwei Druckfehler stehn ge«
blieben. Es muß Seite Zeile 6
von oben heißen statt And
Seite 65 Zeile von unten Verträge
statt Vorträge. — In einer Anmer«
kung des Aufsatzes „Muß es Wucher
geben?" im ersten Oktoberheft war
auf den Prozeß Karfunkelstein hin«
gewiesen. Man macht uns darauf
aufmerksam, daß auch ein Herr Mar»
tin Buhrbanck bei jenem Prozeß in
gleicher Weise wie Karfunkelstein
bloßgelegt worden sei. Da offenbar
Wert darauf gelegt wird, betont der
Verfasser, daß der Grund dieser Aus«
lassung nicht in seiner Absicht, son-
dern in seinem Gedächtnis lag.
— Endlich: in Bonus' Aufsatz über
die Tapferkeit der Daheimgebliebe«
nen im vorigen Heft muß es auf
Seite 68 in der zweiten Spalte,
Zeile 8 von oben uns statt aus
heißen. St.

Wilhelrn Raabe zur Gegen-
wart

erke dir das, mein Iunge, er»
laubt muß Dorern sein, dorisch
zu sein, und Ionern ionisch. Maurer
und Zimmerleute werden sich in alle
Ewigkeit hassen und große Schlachten
gegeneinander führen, und das ur«
alte Problem, alle Schuhe über
einen Leisten zu schlagen, hat noch
niemand gelöst. Sehr viele Men«
schen gelangen zu der Bezeichnung
„Ehrenmänner" durch wohlfeile Re-
densarten, ergo laß dich nicht ver«
blüffen. An manchem Kerl ist nichts
Gutes als sein Herz, von welchern die
Welt nichts wissen will; halte dich
an einen solchen Kerl und laß die
Welt die Nase zuhalten. Es ist
mehr daran gelegen, daß das Volk
nach grüner Seife rieche, als daß
der und der, die und die nach fran«
zösischen Parfüms und Essenzen
dufte. Hüte dich vor übergroßem
Ekel; denn oft hängt nicht nur des
Menschen Appetit, sondern auch des
 
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