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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 3 (1. Novemberheft 1915)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0152

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im Grunde nur naiv kraftvoll und vom Zeitgeschmack unabhängig sind,
durchgesetzt. Grläuternder Worte bedarf es daher wohl nicht. So wie
Mathilde Wesendonks Gedicht ein einfaches, urkräftiges, heute hundertmal
vorhandenes Gefühl ausdrückt, so verhilft der Tonkünstler mit den schlich«
testen Mitteln des Rhythmus, der Tonmalerei ihm zur Wirkung. Frisch-
weg gesungen, ohne viel Reflexion und Absichtlichkeit, wird es seine Wir»
kung nirgends verfehlen.

Das Soldatenlied von tzeinrich Schulz-Beuthen (gest. am
- März d. I., 77jährig in Dresden) wurde in Zürich ^870 komponiert auf
einen Text der als Freundin und Gönnerin Richard Wagners berühmt
gewordenen Frau Mathilde Wesendonk. Wie sehr Wesendonks
den ihnen von Franz Liszt warm empfohlenen Schulz-Beuthen schätzten,
geht aus noch vorhandenen Briefen hervor, aber auch daraus, daß sie dem
Komponisten Richard Wagners Klavier aus dem „Asyl^ schenkten und Frau
Wesendonk den Text zu einer Schulz-Beuthenschen Oper („Der Zauberschlaf",
aufgeführt i87Z in Zürich) und einer Anzahl Lieder (u. a. „Der Singe-
schwan^, „Als sängen tausend Vögelein") dichtete. Das Soldatenlied atmet
Schulz-Beuthens vorwärtspulsenden, geradlinigen Zug; den geschlossenen
Eindruck erzielt das Werk durch die strenge Einheitlichkeit im Charakter
der verarbeiteten Motive, die zugleich heldenhafte Empfindungen und
tonmalerische Signale und Schlachtengetümmel ausdrücken. Es ist ein frisch«
fröhliches Draufgehen, wie es auch in der Schulz-Beuthenschen VIII. („Sie-
ges"-) Symphonie, oder in dem Abencerragen-Kampfspiel seiner Alhambra--
Klaviersonate oder in seinem Reformationshymnus „Rnd wenn die Welt
voll Teufel wär" lebt.

Die Dresdner Kgl. Kapelle wird in diesem Winter Schulz-Beuthens
X. Symphonie zur Uraufführung bringen; vielleicht wirbt ihm auch das
hier abgedruckte Lied neue Freunde, die beitragen möchten, des Verkannten
reiche musikalische tzinterlassenschaft doch noch zu Ehren zu bringen.

Herausgeber: vr. K. v. Ferdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der
Herausgeber. Mitleitende: vr. Hermann Ullmann. Or. Wilhelm Stapel, Wolfgang
Schumann — Für bildende Kunst: Prof. Paul S chultze »Naumburg in Saaleck bei Kösen
t« Thüringen — In Ssterreich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard
Batka in Wien XIII/s — Sendungen für den Lext ohne Angabe eines Personennamens an -ie
»KunstwarL-Leitung" in Dresden-Blasewitz — Manuskripte nur nach vorheriger
Dereinbarung» widrigenfalls keine Derantwortung übernommen rverden kann — Derlag von
Georg D. W. Lallwey — Druck von Kastner L Lallwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München — SeschLftS»
stelle für Berlin: Georg Siemens, 67, Kurfürstenstraße 8 — Geschäftsstelle für Ssterreich-Ungarnr

Hofbuchhandlung Moritz Perles, Wien I, Seilergaffe 4
 
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